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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1930.)
die zwischen größter Bescheidenheit und schlimmster Eitelkeit, gepaart mit
offenbar schlechtem, sicherlich zumindest unruhigem Gewissen höchst theatralisch
hin und her schwankte."
Der „Berliner Lokalanzeiger'1, vom i4. März iojta, brachte den
Bericht über Hanussen unter der Ueberschrift: „Wahrheit oder Va-
riet e?" Der Bericht bezog sich allerdings nicht auf den öffentlichen Abend,
sondern auf eine Sitzung in der Redaktion des Blattes seihst.
Glatt zustimmend war eigentlich nur ein Bericht im „T a g", aus der Feder
des durchaus ernst zu nehmenden Psychologen Dr. Reißmann. Er hatte
seinem Artikel die Ueberschrift gegeben: „Hanussen — ein echtes
Medium." (Vgl. Nummer vom i5. März 1980.) Reißmann hat das Verdienst
, klar ausgesprochen zu haben, daß kein Hellsehen vorliegt, sondern nur
Telepathie. Reißmann hat übrigens den Trancezustand auf der Bühne für
echt gehalten. Trotz des positiven Charakters des Berichtes betont Reißmann
doch, daß das Berliner Publikum die Tricksachen mit dem Auffinden der
Stecknadel doch schon viel besser gesehen habe.
Mein Artikel wäre unvollständig, wenn ich nicht noch kurz einginge auf
ffellvfigs Artikel in der Deutschen Allgemeinen Zeitung, vom a5. März
1930. Dieser trägt die Ueberschrift: Ein Besuch beim „Hellseher"
Hanussen. Leider begnügt sich Hellwig mit wichtigen Mitteilungen aus seinen
Aufzeichnungen über Herrn Steinschneider (Hanussen) aus früheren
Zeiten. Er bringt nur den Reinfall mit dem Hellseher Moecke. HeUwigs
steter Kampf gegen die Kriminaltelepathie tritt — durchaus verständlich vom
Standpunkte des Juristen — auch in diesem Artikel deutlich hervor. Im Schlußabsatz
nimmt Hellwig Dr. Kröner recht scharf mit, weil er „für die angeblich
phänomenalen hellseherischen Fähigkeiten Hanussens" sich verbürgt
hat. Hellwig macht sich das Urteil Lamberts über Dr. Kröner zu eigen, der letzteren
— wenigstens im Falle Gim ther-Geffers — als begeistert positiv
bezeichnet.
Das „Berliner Tageblatt", vom 25. März 1980, hat in einem Artikel
von Dr. Mamlock auch den Fall Hanussen gestreift. Dort heißt es:
„Bis dahin sind solche Darbietungen in Vortragssälen, wo die Damen
ihren Putz zum besten geben und ohne Gagje mitspielen, amüsant, unterhaltend
und überraschend; aber nicht mehr und nicht weniger als die Demonstrationen
von Illusionisten und Prestidigitateuren auf Varietebühnen."
Kritik und Methodik«
Der Streit um Valiantine.
Von Dr. Rudolf Bernoulli, Zürich.
Vorspiel.
Vor dem 16. Juni 1923 war der englische Schriftsteller H. Dennis
Bradley noch ein hartgesottener Leugner irgendwelcher parapsychologischer
Phänomene. Er schreibt von jener Zeit: „Als ich Mr. De Wyckoff (einen
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