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Bernoulli: Der Streit um Valiantine.

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Mann von Intelligenz, klug scharf und kritisch) kennenlernte, wußte ich, daß
er sich für Spiritismus interessiere ... ich wunderte mich, was einen so hellen
Kopf dazu veranlassen konnte, seine Zeit mit so albernen Versuchen zu verschwenden
. Jede Verrücktheit im täglichen Lehen war diesem Blödsinn vorzuziehen
."

Dann erfolgten die Sitzungen mit Valiantine, im Verlaufe derselben Brad-
ley nicht nur von der Echtheit parapsychologischer Phänomene überzeugt wurde,
sondern überdies Beweise in den Händen zu haben glaubte, daß dieselben
als Wirkungen Verstorbener zu betrachten seien. Dementsprechend schreibt
er im Januar 1924: „Seitdem ich behaupte, die unbestreitbaren Beweise einer
tatsächlichen und vernehmlichen Verbindung mit den erkennbaren abgeschiedenen
Geistern einer andern Welt festgestellt zu haben, glaube ich nicht, daß
durch die gewöhnlichen physikalischen Phänomene, wie Bewegung von Objekten
und das Materialisieren von Formen, weiter viel gewonnen werden kann."

Diesen Wechsel der Gesinnung eines klugen und begabten Mannes muß
man sich vor Augen halten, wenn man sich die Wirkung der Mediumschaft
Valiantines klarzumachen sucht. Und die inzwischen zum Durchbruch gekommene
Einstellung Bradleys, daß nur die auf mediale Weise zustande gekojm-
me„en Mitteilungen, nicht aber die gleichzeitig sich einstellenden physikalischen
Phänomene für den Beweis der Echtheit der Mediumschaft (nicht nur derjenigen
Valiantines, sondern überhaupt) heranzuziehen seien, macht es verständlich
, daß er die Frage der Versuchsbedingungen in ganz anderem Sinne
beurteilt, als die Vertreter der parapsychologischen Wissenschaft dies tun.

Die Konflikte.

Diesen Zwiespalt muß man sich vor Augen halten, wenn man die Stimmung
bei den im April 1929 in Berlin abgehaltenen Sitzungen zu rekonstruieren
sucht: „

Valiantine ist hauptsächlich bestrebt, der Frau von D., welcher er für
ihre liebenswürdige Gastfreundschaft danken möchte, Beweise vom Weiterleben
ihres Gatten zu vermitteln. Das geht nach seiner Auffassung am besten
ohne jede störende Kontrolle vor sich. Kontrolle bedeutet ihm Hinderung,
Aeußerung von Mißtrauen; wird sie gefordert, fühlt er sich gehemmt und
beargwöhnt1).

Auf der andern Seite die in Dingen der Parapsyohologie völlig ahnungslosen
Freunde und Verwandten der Gastgeberin, dazu einige für die Erscheinungen
der Parapsychologie interessierte Aerzte und andere Vertreter der Wissenschaft
, die einen durchaus skeptisch, die andern darauf erpicht, eine klare
Feststellung der medialen Fähigkeiten des Herrn Valiantine durch entsprechende
Kontroll maßnahmen durchzuführen; wenn dies aber verweigert wurde, ist
es zu verstehen, daß sie argwöhnisch oder ärgerlich werden mußten.

So ist von beiden Seiten der Zündstoff gehäuft und es kommt auch zu
einer Entladung, die sich zwar nicht dramatisch zuspitzt, aber bereits (zum

0 Zt. f. P. 1929.


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