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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)

deshalb in ein versiegeltes Holzkästchen ein und ließ in dessen Deckel eine
Oeffnung, gerade hinreichend, einen Finger einzuführen, so daß die Fingerkuppe
mit der größten Fläche des Wirbels in Berührung kam, ohne die Formt
des ganzen Knochens abtasten zu können.

Indessen war es Frau Plaat „unmöglich, so Kontakt zu bekommen4.

Entsprechend unserer Verabredung brach sie dann den Kasten auf und
nahm den Knochen direkt in die Hand. Auf einer Postkarte berichtet sie über
diesen Versuch:

„Der erste flüchtige Eindruck ist u n a n g e n e h m. Sprechen Sie fremde
Sprachen oder ist's der Gegenstand?"

Mitte Mai erhielt ich folgendes Protokoll, aufgenommen von Frau Konzertmeister
Kufferath in Oldenburg:

„Experiment, io. Mai. 20.45 Uhr. Anwesend: Frau Lotte Plaat, Frau Konzertmeister
Anna Kufferath, Fräulein E. Kufferath. In der Wohnung der Frau
Kufferath.

Frau Plaat bringt einen sorgfältig in Watte verpackten Knochen mit.
Während sie ihn auspackt, sagt sie wiederholt: ,Ich kann den Knochen gar nicht
anfassen — ich habe einen entsetzlichen Blutgeruch I4 Mehrfach' zieht sie die
Hand, die den Knochen noch nicht berührt, mit Zeichen des Entsetzens!
wieder zurück. — Man unterhält sich über neue Experimente, die Zeugnis
von dem Erstaunlichen geben, was Frau Plaat in den letzten Tagen hier leistete.

Endlich nimmt sie unter sichtbarem unangenehmem Gefühl den Knochen
doch in die Hand und beginnt:

,Ich kann ihn gar nicht anfassen. Kolossales Stimmengewirr. Ich
höre Waffengeklirr1), so als ob Schilder aneinander schlagen. Sehe
ein unheimliches Menschengewühl, bin mitten drin. Kann der geköpft
sein?' (Macht eine Bewegung, greift sich an den Halswirbel.) ,Ich höre
fremde Sprache. Jetzt habe ich eine bildschöne Frau. Langes schleppendes
Gewand, Tasche lose dranhängend — am Hals gezogen, Brust hochgeschnürt
, Aermel, Puffärmel, geschlitzt, sehr kostbar, Seide, Samt, unten eine
breite Borte. Mütze mit einer Schnebbe, Zöpfe bis oben hin mit Band durchflochten
. Es kommt ein Schrei durch. — Nein, nicht geköpft. Ich sehe
jetzt zwei Männer auf Pferden. Der, dem dieser Knochen gehört hat, sieht französisch
, nein spanisch aus, gelbe, fast möchte ich sagen, olivene Gesichtsfarbe,
stechende lauernde Augen, Spitzbart (schwarz). Anzug wie Don Garlos, kurze
Pumphosen ein Cape, kurz, der Kragen hoch, abstehend, alles schwarz, kostbar,
sog. Schnebbenschuhe, die sich vorn umbiegen.' (Frau Plaat hält die eine Hand
an die Hüfte, hält den Oberkörper etwas schräg — ,so sehe ich ihn jetzt.') ,Ein
wunderschöner Ring auf dem Zeigefinger, ganz groß. Ring und Stein. Unangenehmer
Mensch! (Ich muß den Knochen aus der Hand legen.) Scheint
übrigens fürstliches Blut in seinen Adern gehabt zu haben! Immer höre ich

Waffengeräusch, Stimmengewirr---muß was mit Katholizismus zu tun

haben---Ritter, fast könnt ich sagen ,Raubritter4. Ich ziehe jetzt von

*) Alle Sperrungen im Text rühren von mir her, nicht von der Protokollleiterin
Frau K.


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