http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0374
340
Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)
arbeiterin des Vereins, Miß Crosbv, nahm sieh meiner au und stand mir ini
entgegenkommender Weise mit Rat zur Seite.
Ich besuchte zunächst verschiedene der vom Verein legelmäßig veranstalteten
allgemeinen Sitzungen für Hellsehen (Ciairvoyance) und Psychometrie,
fand in ihnen aber wenig, das mich refriedigt oder überzeugt hätte. Ich hatte
den Eindruck, als ob die „Gesichte" der betreffenden Medien zu einem großen
Teile auf Einbildung und Selbsttäuschung beruhten. Dagegen machte mir
eine private Sitzung mit dem Medium Mrs. Garrett tiefen Eindruck und brachte
<lie gewünschte Verbindung mit meinem Sohne. Mrs. Garrett fällt in Trance
und hat keine Erinnerimg an die Vorgänge während dieses Zustandes. Ihre
Führung ist ein Araber, der (in englischer, aber ausländisch klingender Sprache)
aus ihrem Munde spricht. In meinem Falle teilte er mit, daß ein jüngerer
Mann, der nach der Beschreibung des Aeußeren mein Sohn sein mußte, und
der sich als solchen bezeichnete, mit mir zu sprechen wünsche. Es war im'
der Tal mein Sohn, der seine große Freude darüber äußerte, mit mir in Verbindung
gekommen zu sein, und der mir von seinem jetzigen Oasein im Jenseits
\iel erzählte. Er war nach einer auf den plötzlichen Tod in der Schlacht
folgenden kurzen, aber peinvollen l ebergangszeit bald zur himmlischen Ruhe
gelangt und fühlte sieb im Jenseits glücklich und zufrieden. Er äußerte
den dringenden Wunsch, mit mir weiter in ständiger Fühlung zu bleiben.
Auf Empfehlung von Miß Crosby wandte ich mich an Mrs. Dowden, die
ein Medium für automatisches Schreiben ist, und die in den Bradlevschen
Buchern wiederholt erwähnt ist. Auch die Sitzung mit ihr war ein voller Erfolg.
Mein Sohn gab h.nge Auslassungen zu Papier. Mit Rücksicht auf das
Medium mußte er englisch sprechen, konnte aber einige deutsche Worte einfließen
lassen, die seine Identität für mich außer Zweifel stellten. Vurb sonst
ließen die Mitteilungen, welche ganz intime, niemandem sonst
bekannte Dinge berührten, für mich keinen Zweifel, daß ich mich
mit meinem Sohne unterhielt.
Mein Sohn gab bei dieser Gelegenheit di<* Anregung, ich mochte einem
\ ersuch mit spiritistischer Photographie machen Mrs. Dowden unterstützte
diese Anregung sehr lebhaft, gab mir Aufschlüsse und zeigte mir verschiedene
Bilder. Darunter war das wohl gelungene Bild der verstorbenen Mutter zweier
in London sich aufhaltender junger Parsen. Diese jungen Leute sollen mehr
al* zehn Male vergeblich den Versuch gemacht haben, ehe sie auf der photen
graphischen Platte ein sogenanntes ,Extra", in ihrem Falle das Bild der
Mutler erhielten.
Spiritistische Photographie f Psyehic Photographv) wird in London an verschiedenen
Stellen gepflegt.
Mrs. Dowden empfahl mich an die sogenannte „W. T. Stead Borderland
Library4 . Dies i«t eine von Miß Stead gegründete und geleitete Veranstaltung
in einem Hause nicht weit vom Parlamentsgebäude. Miß Stead ist die Tochter
des bekannten Publizisten \V. T. Stead, der bei dem Untergang der Titanic
sein tragisches Ende fand. W. T. Stead hatte bei Lebzeiten sich auf spiritistischem
Gebiete lebhaft betätigt und eine einschlägige Bibliothek von be-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0374