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346 Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)
Die spiritistische Bewegung ist in England wesentlich mehr entwjbkelt, als
es in Deutschland der Fall ist. Ein Beispiel dafür ist, 4jaß in der Englischen
Provinzstadl Plymouth, die noch nicht 25o ooo Einwohner zählt, nilmt weniger
als neun verschiedene spiritistische Gottesdienste abgehalten zu Warden pflegen
. Vermutlich handelt es sich nur um Veranstaltungen kleiner|Kreise ajv
weichender Richtung. Aber wenn auch, zeigt sich doch eine Hutteigung der
Gedankenwelt zu okkulten Dingen, für die wir in Deutschland «ein Beispiel
haben. Auch in London ist die spiritistische Bewegung außerordentlich stark.
Außer dem British College of Psychic Science" und der „W. T. $tead Borderland
Library" gibt es noch eine lange Reihe von Vereinen und Anstalten
für okkulte Forschung und spiritistische Betätigung. Ich nenne nur neben
vielen anderen „The Society for Psychical Research", „The London Spiritualist
Alliance Ltd.", „The Marylebone Spiritualist Association Ltd.". Dabei ist die
englische Gesetzgebung der Bewegung durchaus nicht günstig. Es besteht aus
älterer Zeit die sogenannte „Vagrancy Act'* (Landstreicherakte), die unter
anderem jedes Wahrsagen mit Strafe bedroht, und die Polizei macht von
Zeit zu Zeil den Versuch, dieses Gesetz gegen hellseherische Median und ihre)
Förderer und Helfer zur Geltung zu bringen. Es scheint aber, daß die öffentliche
Meinung stärker ist, und daß die Versuche der Polizei wirkungslos bleiben.
Der bekannte Arzt und Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle hat einem
Feldzug gegea die gegenwärtige Fassung der Landstreicberakte eröffnet, und
es ist wohl nicht zu zweifeln, daß er und seine Gesinnungsgenossen Sieger
bleiben werden.
Jedenfalls treten in England Spiritismus und Okkultismus ungescheut in die
Oeffentlichkeit. Sie sollten auch in Deutschland furchtloser hervortreten.
Berichte über Spontanphänomene.
Okkulte Erlebnisse.
Aus dem Tagebuch einer süddeutschen Prinzessin.
Von Bruno Grabinski, Iserlohn i. W.
Von einem bekannten Theologen ist mir das Tagebuch einer süddeutschen
Prinzessin zur Veröffentlichung übergeben worden. Und zwar zur Herausgabe
in Buchform. Dieses Tagebuch ist seines ungewöhnlichen Charakters
wegen in mehr als einer Hinsicht recht interessant. Enthält es doch ausschließlich
Aufzeichnungen über Erscheinungen von Verstorbenen, die die Prinzessin
fast täglich durch Jahre hindurch gehabt haben will. Der betreffende
Geistliche1), der längere Zeit Seelsorger der Prinzessin gewesen, hat ein Vorwort
sowie einige Kapitel vom rein theologischen Standpunkt zu dem noch
*) Anmerkung der Redaktipn. Herr Grabinski war so liebenswürdig,
uns die Adresse des betreffenden Geistlichen mitzuteilen, auf dessen Anregung die
Prinzessin das Tagebuch schrieb. Wir setzten uns mit dem Herrn in Verbindung;
nach seinen Aeußerungen besteht an der Echtheit des Tagebuchs kein Zweifel.
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