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v. Reuter: Parapsychologie und Spiritismus in Island.
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gibt weder ein isländisches Wörterbuch noch eine Grammatik für Fremde in
ganz Island zu kaufen. Meine Mutter hätte also nur durch Unterricht etwas
über diese sehr schwierige Sprache erfahren können. Im Laufe der Sitzungen
wurden zahlreiche Namen von uns unbekannten Personen angegeben, und zwar
mit so starken Identitätsbeweisen, daß sie von ihren anwesenden Angehörigen
immer erkannt und identifiziert wurden. Solche Namen wie Gunnar, Einar,
Sigurdur, Sigridur, Ottar, Sven, Haraldur, Halldor, lljorleif, Baidur, Gudrun,
Kristjan, Magnus, Adalbjorg, Jochum, Matthias, Hendrik, Thorlakur — Namen,
die uns teils gänzlich unbekannt waren, wurden fehlerlos angegeben.
Besonders Interesse hatte man für die Mitteilungen, welche von dem Forscher
und Gelehrten Haraldur Nielsson zu stammen behaupteten.
„Nielsson" hat im ganzen vier Botschaften gegeben. Die eine lautete, in
korrektem Isländisch: „Es freut mich unendlich, liier bei meinen lieben alten
Freunden zu sein. Ich bin sehr oft bei euch. Ich möchte Beweise geben.
Grüßet Adalbjorg Sigurdurs dottir von mir." (In Island gibt es keine richtigen
Familiennamen. Dieser Name heißt also buchstäblich „die Tochter von
Sigurdur".) „Sagt ihr, daß ich hier bin. Grüßet auch Svein Sveinsson.'* In diesem
Augenblick unterbrach der „Kontrollgeist" mit den Worten in Englisch:
Er sagt, „denkt an f»in Spital. Er will eine Telephonnummer geben, die damit
in Verbindung steht. Nein, er möchte zwei Nummern geben. Die eine hat drei
Zahlen, und sieht wie 2—3 4 aus. Die andere Nummer ist länger. Sie beginnt
mit 16 doch sind die beiden anderen Zahlen etwas verwischt."
Iiier nahm wieder .,Nielsson" die Führung und schrieb auf Isländisch:
„Die richtige Nummer ist i65o." Nachträglich wurde festgestellt, daß die
Witw*5 Nielssons Adalbjorg Ligurdurs dottir heißt; sein Schwiegersohn i>t
Svein Svelnsson; er selber war, in seinen letzten «Jahren, Kaplan in einem
Spital für Aussätzige; seine P r i v a t - Telephonnummer war i05o, und die
Telephonnummer seines Schwiegersohnes wfi (statt 2*V|). Der Skeptiker, der
hier etwa einwenden möchte, daß es uns leicht gewesen wäre, diese Einzelheiten
auf Umwregen heimlich zu erfahren, kennt die isländischen Verhältnisse
nicht. Wegen des Fehlens der Familiennamen ist <s /. B. ganz unmöglich,
näheres über eine bestimmte Person durch das Telephonbuch zu erfahren, ohne
den Vornamen sowie die Namen der Eltern der Im»treffenden Personen zu
wissen: Lnsere Bekannten gaben sich übrigens, im Interesse des Gelingens
der Experimente vom wissenschaftlichen Standpunkt, die größte Mühe, keine
Einzelheiten im Gespräch zu \erraten. Damit war das Bevveismat( rial stets»
einwandfrei. Nur noch zwei Fälle will ich hier kurz erwähnen.
Bei einer Sitzung wurde der Name Jon Espolin angegeben, mit der Be
hauptung, daß die betreffende Person ein bekannter isländischer Historiker
gewesen sei. Die anwesenden erkannten die Persönlichkeit sofort, und ein
Herr, dessen Großonkel (wie es sich nachträglich herausstellte) Espolin geheißen
halte, sagte aus, daß derselbe genau ioo Jahre tot sei.
Die ..Intelligenz" widersprach jedoch und behauptete, daß Espolin im
Jahre i836 gestorben wäre. Diese Angabe wurde später bestätigt, obwohl alle
Anwesenden der Ansicht waren, daß er 1829 starb.
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