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Walter: Wo halten wir heute in d. öffentl. Anerkennung d. Okkultismus. 371
die Religion des Weiße a Mannes an. Seit jenem Tag, sagte er, habe er alle
seine Kraft als Zaubermann verloren.
„Donnerknabe kam nachher nie wieder", sagte er mir. „Ich war ein reicher
Mann, als ich meine Religion wechselte; ich besaß viele Pferde. Nun habe
ich nichts. Ich bin arm, und ich habe keine Zauberkräfte mehr — sie flogen
alle davon am Tage, an dem ich meine alte Religion aufgab."
Obwohl Wolfskopf so arm ist, wie er sagt, sieht der ganze Stamm doch zu
ihm auf als zu seinem größten Manne. Sie kennen seine Vergangenheit, und
sie werden ihn nie anders einschätzen."
Diesem unschätzbaren Material habe ich nichts weiter hinzuzufügen. Es
spricht für sich selbst, und ich glaube wohl, daß es für viele von uns sich
lohnen möchte, der Psychologie dieser sogenannten Wilden in Häuptling Langspeers
Buch weiter nachzuspüren und das Lebensgefühl kennenzulernen, aus*
denen diese seltsamen Dinge gewachsen sind.
Kritik und Methodik.
Wo halten wir heute in der öffentlichen Anerkennung des
Okkultismus?
Von D. Walter, Graz.
Daß sich in der Beurteilung des Okkultismus in der breiten Oeffentlichkeit
ein Wandel zum Bessern angebahnt hat, ist unverkennbar; nur sollte dies nicht
dazu verführen zu wähnen, daß das Eis nun schon völlig gebrochen sei. Aller
voreiligen Freude setzt eine jüngste Bucherscheinung einem starken Dämpfer
auf, der so recht geeignet ist, uns die Augen über den "wahren Stand der Dinge
zu öffnen und die allzu Siegesfrohen in unseren Reihen heilsam zu ernüchtern.
Ich spreche von dem Buche des deutschkundigen Forschers Eduard Engel:
„Menschen und Dinge", das bereits eine zweite Auflage nötig gemacht hat.
In diesem dickleibigen Buche widmet der auf seinem Forschungsgebiete)
gewiß verdienstvolle Gelehrte ein eigenes Hauptstück dem Lebenswerke
Schrenck-Notzings, wobei er das „Dunkelmunkel", wie er den Okkultismus
hohnvoll nennt, in Grund und Boden verurteilt und gegen die okkultistischen
Forscher und ihre Gewährsmänner im allgemeinen und gegen
Schrenck-Notzing im besonderen die verletzendsten Ausfälle macht.
Wie ich die Stimmung in unserem Lager kenne, wird nun so mancher einwenden
wollen, daß man einer vereinzelten« Gegnerschaft nicht zu viel Ehre
antun dürfe und daß man den Rückzugsgefechten eines sich überlebenden Vorurteils
nicht zu viel Gewicht beilegen solle; aliein ich möchte vor einer
solchen Unterschätzung warnen, ganz abgesehen davon, daß die derbe, unzweideutige
und angriffslustige Sprache, die Eduard Engel führt, verdammt wenig
nach dem Rückzugsgeplänkel eines Nachzüglers aussieht, sondern weit eher
durch ein „Halali, die Jagd geht auf!" gekennzeichnet wird.
Der Mann, der so abschätzig über unsere Forschung urteilt, daß er den
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