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Walter: Wo halten wir heute in d. öffentl. Anerkennung d. Okkultismus. 373
Engel hat sich sagen lassen, daß Medien ausschließlich Dunkelsitzungen geben,
daß sie durchgängig es ablehnen, in Sitzungen leicht gekleidet zu sein. (Wie
unklug und wenig folgerichtig, daß sie sich dann zu Leuchtbändern verstehen!)
Ueber Schrenck-Notzing, dem wir den Ausbau der Sicherungen zu
verdanken meinen, entleert er die volle Schale seines Ingrimms, weil! er sich
angeblich alle Bedingungen seiner Versuche von seinen Medien vorschreiben
ließ usw.
Im Jahre io3o wird es noch mit den guten Sitten als vereinbar gehalten
, sich in wüsten Beschimpfungen der Medien und der Erforscher des Me-
diumismus zu ergehen. Eduard Engel scheut sich nicht, die Medien samt und
sonders ungeschminkt als arbeitsscheue Schwindler, Beinkünstler und weibliche
Gauner zu schmähen und die Forscher und ihre Gewährsmänner ebenso unverblümt
als Dummköpfe anzuprangen. Solch niedrige Beschimpfungen fallen
natürlich auf den unge—zügelten Schimpfbold zurück. Weniger weh tut es,
wenn er den Okkultismus, wie schon erwähnt, als Dunkelmunkel verspottet,
von den „Mediumsen4' schreibt und über den Trance als ,,Tran" geschmacklos
witzelt.
Mau fühlt sich durch Engels Herzensergießungen lebhalt an den Geisterkampf
der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erinnert, wobei man die
Erforscher des Hypnotismus und seiner Medien, wie man fälschlich die Versuchsperson
nannte, in gleicher Weise anödete und begrobte. Das ärgste an
Beschimpfung leistete sich damals der gelehrte Nichtwisser, Univ.-Prof.
Dr. Benedikt, der den Grazer Hochschullehrer Krafft-Ebing, den mutigen Erforscher
des Hypnotismus, und seine Versuchspersonen gleichfalls wie ein
B—engel schmähte und lästertt
Im Jahre i o3o soll es noch möglich sein, daß man den staatlich besoldeten
Gelehrten die Scheuklappen anlegen darf und ihnen selbst die bloße
Mithilfe an der Erforschung des Okkultismus als unsühnbares Vergehen anrechnet
, ja, daß man gegen sie den Büttel anruft, wie dies zu seiner Unehre
Eduard Engel zuwegebrachte. Es spielt hierbei noch Persönliches mit. Der
unbestritten bahnweisende deutschkundige Forscher ist maßlos verbittert, weil
er Grund hat, über Verkennung und Undank zu klagen und eifert nun mit
Vorliebe gegen die „festangestellten" Gelehrten.
Ein Eduard von Hartmann, gewiß ein entschiedener Gegner des zeitgenössischen
Okkultismus, hat also mit seinem dringenden Mahnruf <ai die beamtete
und unbeamtete Gelehrtenwelt, die Erforschung jener dunkeln Gebiete
der Seele ungesäumt in Angriff zu nehmen, scheinbar vergebens geschriebein,
obwohl selbst unsere vertrautesten Feinde, die Moll, Dessoir und Klinckow-
stroem sich jene Forderung zu eigen gemacht haben. Oder sollten die Herren
von der Gegenseite etwa so zu verstehen sein, daß es mit der Forscherebre*
nur zu vereinbaren ist, an Entlarvungen des ganzen „Dunkelmunkels*'
teilzunehmen; gleichwie man Professor Crookes, als er auszog, den „Schwindel"
zu entlarven, zujubelte: Ubi Crookes, ibi lux!, was sich nach seinem Damaskus
in ein: Kreuziget ihn! verwandelte?
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