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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0408
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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)

Im Jahre 1980 ist es noch möglich, daß über unseren Vorkämpfer
Schrenck-Notzing, zu dem wir verehrungsvoll emporblicken, und über
den von Engel gleichfalls angefeindeten Tischner die verletzendsten Fehlurteile
gefällt werden können, und zwar von Außenseitern unserer Forschung,
denen man nach Abrechnung ihrer allzu leidenschaftlichen Entgleisungen allerlei
Hochachtung nicht versagen kann.

Groß ist doch noch die Macht des Vorurteils in unserer Zeit
und in unserem Lande! Wir haben allen Grund, uns noch recht klein zu
dünken und unseren Zeugenmut zu stärken! Wir glaubten, bereits in die aufgehende
Sonne zu blinzeln, und es ist doch nur der blasse Schimmer des Morgenrots
. Vielleicht ist es uns von dem älteren Geschlecht gar nicht mehr
vergönnt, den Tag zu schauen; aber er wird und muß doch über die Berge
emporklimmen und über das wahre Dunkelmunkel obsiegen. Dann
wird man erkennen, daß das, was man für das Lädhein Voltaires hielt, doch
nur der „Skeptizismus der Ignoranz" war, wie Schopenhauer es nannte oder,
um es in unser geliebtes Deutsch zu übertragen: „Die vorurteilslvolle
Zweifelsucht des Nicht wi ssers."

Und nun nur noch zwei kleine Randbemerkungen zu jenem Buche, zu
dem wir in pflichtgemäßer Wahrnehmung der Forscherehre Schrenck-
Notzings in schärfstem Widerspruche stehen.

Eduard Engel hat jedoch recht, wenn er die Fremdwortseuche
auf unserem Gebiete geißelt. Hierin wird wirklich Schwindel betrieben. Menschen
von schlechten Sprachsitten und von verdorbenem Geschmack glauben
durch ein neugeprägtes Fremdwort allein die Wissenschaftlichkeit des Begriffes
verbürgen zu können.

Schließlich harrt unserer Leser noch eine artige Ueberraschung. Die
rächende Vergeltung wollte es, daß der Verfasser von „Menschen und Dinge4'
unversehens selbst unter die Okkultisten geriet. Der uns allzu früh entrissene
Karl Krall hat ihm nämlich seine donkenden und reebnenden Pferde vorgeführt
und i hn für seine Ueberzeugung vom Eigendenken der Tiere gewonnen.
Eduard Engel glaubt seither allen Ernstes, daß der brave Mohamed und der
weiße Zarif mit spielender Leichtigkeit die Kubikwurzel ziehen können, während
wir Parapsychologen von der Richtung Schrenck-Notzing in unserem
Glauben nicht so weit gehen und uns damit bescheiden, eine Gedankenübertragung
zwischen Mensch und Tier anzunehmen. Es ist also förmlich zu einem
Rollentausch gekommen und das Erstaunen über die Uebergläubigkeit von
Zeitgenossen ist füglich nun auf unserer Seite. Aber wir wollen duldsamer sein
als unser gestrenger Ketzerridhter und gern zugestehen, daß man ein argen
Okkultist sein kann, wie gelegentlich Herr Eduard Engel, daß man aber dennoch
alles andere als ge—pre 111 oder be—schrenkt zu sein braucht.


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