Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0411
Sünner: Bericht über den 4. Internationalen Kongreß in Athen

377

Er wies darauf hin, daß nicht nur die Parapsychologie, sondern auch andere
Wissenschaften, insbesondere die Biologie den Begriff des Ueberpersönlichen
neben dem der Person oder des Individuums unbedingt einführen müßten. Beide
großen parapsychischen Lehren, die vom Weltbewußtsein (James) und der
Spiritismus brauchen beide Begriffe, die also einander nicht so fremd seien,
wie es auf dem ersten Blick scheinen könnte.

Den zweiten Vortrag hielt Prof. Oesterreich aus Tübingen über
„Psychische und physische Probleme vom phänomenologischen Standpunkt".
Der Vortragende hielt sich im wesentlichen an sein Manuskript, da dies ein Teil
einer neuen umfangreichen Arbeit darstellt und zum Teil recht schwierige philosophische
Gedankengänge aufwies. — An dieser Stelle sei erwähnt, daß sämtliche
in Athen gehaltenen Vorträge demnächst in dem Rechenschaftsbericht des
Kongresses, dem sogenannten „Compte-rendu", der von Herrn Vett herausgegeben
wird, mit allen zugehörigen Diskussionsreden erscheinen. Interessenten
werden schon jetzt auf diesen verwiesen, und um eine Bestellung bei dem Unterzeichneten
erbeten. Eine Vorwegnahme des wesentlichen Inhalts verbietet sich
daher für mich von selbst, so daß ich mich auf ein kürzeres Referieren beschränken
muß.

Den dritten Vortrag hielt Universitäts-Prof. Camillo Schneider aus Wien
über: „Das psycho-physische Energiefeld als Träger des sinnlichen und übersinnlichen
Erlebens". — Der Redner fand wegen seines freien, lebhaften Vortrages
, zu dem ihm seine Forschungen als Biologe und Tierpsychologe die Unterlagen
boten, lebhaften Beifall.

Vor Prof. Oesterreich hatte der Generalsekretär, Herr Carl Vett,
einen kurzen Kongreßbericht über die letzten verflossenen Jahre erstattet, bei
dem er auch der Toten, u. a. Schrenck-Notzings, ehrend gedachte, während die
Versammlung durch Erheben von den Plätzen sich anschloß. Herr Vett drückte
ferner das Bedauern darüber aus, daß die Franzosen gar nicht erschienen seien,
weil sie nach einer Sondergründung, die in Genf ihren Sitz haben soll, sich aus
dem bisherigen internationalen Komitee sämtlicher Länder zurückgezogen haben,
ein Vorgehen, dem sich leider auch die Italiener anschlössen. Man hoffe auf
eine demnächstige Rückkehr zu gemeinsamen Zielen.

Nachdem so der erste Vormittag ernster Arbeit und hoher Wissenschaft gewidmet
war, lockte die warme, herrliche Sonne aus dem feierlichen Saale
wieder nach draußen. Sie beschien am Nachmittag ein herrliches Bild, da
sämtliche Kongreßteilnehmer eingeladen waren zu dem großen militärischen,
maritimen und religiösen Schauspiel in dem gewaltigen, weiß-marmornen Stadion
, das zur Feier des 100 jährigen hellenischen Staatsjubiläums mit einer vieltausendköpfigen
Menge gefüllt war, und allen Teilnehmern ein gewaltiges,
höchst eindrucksvolles Schauspiel darbot.

Am Diensitag, den 22. April 1930, begannen die Vorträge um 9 Uhr früh
im „Salle du Parnasse". — Der Präsident der österreichischen S. P. R., Baron
Dr, von W i n 1 e r s t e i n aus Wien, berichtete über das Spukmedium Frieda
Weißl aus Graz in der Steiermark und über die mit ihm in Wien im Januar und
Februar dieses Jahres bei hellem Licht vorgenommenen interessanten physikalischen
Versuche. Es handelt sich um ein 21 jähriges einfaches Mädchen, in
dessen Gegenwart sich merkwürdige Dinge ereigneten und leblose Gegenstände
bewegten. In der Diskussion wies Dr. Sünner darauf hin, daß er sich gleichfalls
in letzter Zeit mit dem Spukproblem besonders beschäftigt habe und im
Laufe des Sommers eine größere Abhandlung zu publizieren gedenke. Eigene
von ihm gewonnene Beobachtungen, sowie eine über das Alter der jugendlichen,
meist weiblichen Medien aufgestellte Liste bestätigen die schon von Schrenck-
Notzing erhobenen Befunde. Insbesondere wies er auf die psychosexuellen Zusammenhänge
hin, die schon von Iiiig, Böhm und Neugarten betont werden, und
für die er neues Material brachte.

Dr. T a n a g r a sprach zum gleichen Gegenstand und führte ähnliche Beispiele
aus Griechenland an. Er setzte gleichfalls die Phänomene in Beziehung
zu physiologischen Ursachen und gewissen krankhaften Zuständen des betr.
Mediums. Er zitierte den Fall eines jungen Spukmediums, das zugleich an hysterischen
und epileptischen Krisen litt, bei welchem man durch Suggestion die Rückkehr
dieser Krisen beeinflussen konnte.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0411