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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)
Den zweiten Vortrag hielt der Vertreter Polens, Herr Prosper Szmurlo
aus Warschau über „mediumistische Malereien". Der Redner ist Vorsitzender
der parapsychischen Gesellschaft in Warschau. Durch Projektionen unterstützt,
berichtete er über mediale, selten schöne Zeichnungen polnischer Medien,
ferner über eigene seltsame Zeichnungen im Peyotlrausch und gab eine interessante
Schilderung über während eines Jahres vorgenommene Gedanken-
Dr. T a n a g r a sprach im Anschluß daran über „Die Telepathie des latenten
Gedächtnisses", eine sehr bedeutsame Arbeit, die ebenso wie die nachfolgenden
seiner Mitarbeiter und Kollegen Dr. med. V1 a s t o s , Generalsekretär der
griechischeen S. P. R., über „Die Suggestibilität der Hysterischen in Griechenland
" und über mit solchen vorgenommene Versuche von Gedankenübertragung,
sowie des Kollegen Dr. med. Constantinides, Sekretär der S. P. R., über
„Die verborgenen Kräfte im Organismus der Geisteskranken vom parapsychologischen
Standpunkt", bei ihrer späteren Veröffentlichung gewiß verdiente Beachtung
finden werden.
Am Nachmittag dieses Tages fand ein gemeinsamer Besuch der Akropolis
statt, wobei Herr Alex. Philadelfeus, Verwalter der Altertumer des Staates
, in liebenswürdiger Weise die Führung übernahm und einen erklärenden Vortrag
hielt. Gruppenaufnahmen an dieser berühmten Stätte verewigten die Teilnehmer
zu bleibender Erinnerung an diese unvergeßlichen Tage. — Am Abend
fand um 10 Uhr, wie es in Athen wegen der schon recht sich fühlbarmachendei*
Hitze üblich ist, ein festlicher Empfang in den Räumen des griechischen Automobil
- und Touring-Clubs statt. Wir fanden hier in den geschmackvollen Räumen
dieser vornehmen Gesellschaft liebenswürdige Aufnahme und nach dargebotenem
köstlichen Imbiß hatten wir Gelegenheit zu angeregter Unterhaltung.
Am Mittwoch, den 23. April, begann die Fortsetzung der Vorträge wieder
um 9 Uhr morgens im „Salle du Parnasse". Der ehrwürdige und hochgefeierte
Sir Oliver Lodge, Mitglied der Akademie von England, untersuchte in
geistreicher Weise die Gründe, wie es komme, daß die Mehrheit der wissenschaftlichen
Welt heute immer noch das Ergebnis der psychischen Untersuchungen
nicht anerkennen wolle. Er gab einen Ueberblick über zahlreiche
Untersuchungen während des letzten halben Jahrhunderts. Er konstatierte die
unumstößliche Gewißheit der psychisch-physischen Phänomene. Er zitierte seinen
großen englischen Landsmann Crookes und prophezeite, daß für diese neue
Wissenschaft einmal der Tag der allgemeinen Anerkennung anbrechen werde.
Prof. W e r e i d e , Physiker aus Oslo, berichtete über interessante Spukphänomene
bei einem jungen norwegischen Medium Ingeborg. Er unterstützte
seinen Bericht, der sich zum Teil auf in seinem Hause erlebte Vorgänge bezog,
mit Lichtbildern. Er schilderte sodann noch weitere Erfahrungen mit einem
Medium Frau S., und kam zu dem Resultat, seine Erlebnisse am ehesten mit
der spiritistischen Theorie erklären zu können.
Mr. S a 11 e r von der englischen S. P. R. in London, machte einige neue Vorschläge
für die Untersuchungen und Kontrolle psychischer Phänomene und forderte
Exaktheit aller Versucnsbedingungen.
*Dr. T a n a g r a verkündete eine Depesche von dem Gründer des Pariser
metaphysischen Instituts Jean Meyer, der die Kongreßteilnehmer begrüßte und
sich im Geiste mit ihnen vereinigt fühlte. Desgleichen teilte Herr Vett Telegramme
von Charles Richet, Frau Baronin Schrenck-Notzing u. a. mit.
Am Nachmittag fand ein von schönstem Wetter begünstigter Ausflug statt.
In Eleusis hielt auf der Stätte der antiken Heiligtümer wieder Herr Alex.
Philadelfeus, der staatliche Hüter der Altertümer, einen erklärenden
Vortrag über diese in der Antike geweihte Kultstätte. — Auch hier fanden
wieder gemeinschaftliche Gruppenaufnahmen der Teilnehmer statt. Im Anschluß
an den Besuch dieser berühmten Stätte wurden wir vor der Stadtkirche
durch die Darbietung von griechischen Volkstänzen erfreut, worauf ein Empfang
durch den Bürgermeister von Eleusis, Mr. Thanassoulopoulos stattfand,
bei dem wir im schönen, den Blick auf den Meeresstrand bietenden Garten nach
einheimischem Brauch mit kaltem Lammbraten, Früchten und Getränken bewirtet
wurden. Die Heimfahrt, die sich ebenso wie die Hinfahrt in einer langen
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