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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)
wiesen sei. Es handelt sich um zwei, auch vom psychoanalytischen Standpunkt
sehr bemerkenswerte Spukfällen aus junger Zeit in Athen und auf dem Pelo-
ponnes, die sich wieder auf neurotische Störungen bei den betr. zwei weiblichen
Medien zurückführen ließen.
Eine von Thomas Brett aus Portugal eingesandte Abhandlung mit Vorschlägen
für bessere Terminologie wurde von Dr. Vlastos verlesen.
Am Nachmittag fand ein gemeinsamer Besuch des archäologischen Museums
mit seiner Fülle kostbarer Altertümer statt, bei weichem abermals in liebenswürdiger
Weise Herr Alex. Philadelfeus die Führung und einen erklärenden Vortrag
übernommen hatte. Am späten Nachmittag fand ein Empfang der Kongreßteilnehmer
durch ein Mitglied der hellenischen S. P. R., Herrn Dem. Posseidon,
statt, der in liebenswürdigster Weise mit seiner Gemahlin uns in seine Wohnung
lud. Auch hier wurde mit gewinnender gastfreundschaftlicher Weise empfangen
und mit griechischen Leckerbissen bewirtet. Außerdem wurden wir durch griechische
Tänze, die hübsche junge Damen der Oesellschaft in prächtigen bunten
Landestrachten, von einer kleinen Musikkapelle begleitet, vorführten, auf das herzlichste
erfreut.
Samstag, der 26. April, brachte den Schluß des Kongresses.
Dr. K r ö n e r, Berlin verbreitete sich über das Thema „Der Kampf um
Valiantine", indem er seinen, unseren Lesern bekannten Standpunkt in etwas ermüdender
Weise darlegte. In der Diskussion verwies Dr. S ü n n e r auf die gegenteilige
Meinung einer Anzahl deutscher Parapsychologen und auf die Gegenaus-
führungen Bradleys, sowie auf die zusammen mit dem Letztgenannten herausgegebene
Broschüre, die gleichfalls in Athen zur Verteilung kam. Er bat, beide
Meinungen in gleicher Weise auf sich wirken zu lassen und daraus die entsprechenden
Schlüsse zu ziehen, da von einer „Entlarvung" keineswegs gesprochen
werden könne und die weitere Entwicklung sowohl das zur Zeit viel
umstrittene Medium wie vor allem das hochwichtige Phänomen der direkten
Stimme zu klären geeignet sein werde. Während Prof. Driesch auf Grund persönlicher
Teilnahme an einem Abend sich Dr. Kröner anschloß, hielt Dr. Kindborg
gleichfalls Kröners Schlüsse als viel zu weitgehend.
Dr. med. K i n d b o r g (Breslau) teilte dreijährige Forschungsergebnisse mit
dem Medium Frau S. mit, von dem unsere Leser bereits kürzlich ein interessantes
Apport-Phänomen kennen gelernt haben. Das ungeheuer reichhaltige Material
Kindborgs, das diesen zur Erklärung die spiritistische Hypothese heranzuziehen
veranlaßte, läßt auf ein hochbedeutendes Medium schließen und wir hoffen, später
Näheres mitteüne zu können. Dr. Kröner trat der gegebenen Erklärungsmöglichkeit
entgegen, während Dr. Schwab und Dr. Sünn.er sich dem Standpunkt Kindborgs
anschlössen und diesen unterstützten.
Dr. Constantinides teilte das Ergebnis der auch von Sz,murlo schon
erwähnten Experimente telepathischer Gedankenübertragung auf große Distanz
mit und belegte durch zahlreiche Lichtbilder die oft frappierende Aehnlichkeit der
empfangenen Zeichnungen mit den übermittelten Originalen.
Den Schluß Vortrag hielt Prof. Camillo Schneider, Wien, über „Zeitverschobene
Telepathie", bei dem er gleichfalls die genannten Fernversuche zur
Unterlage benutzte.
* Am Nachmittag fand auf einem von der Regierung zur Verfügung gestellten
Dampfer unter Teilnahme des griechischen Marineministers ein Schiffsausflug
nach Aegina statt. Die herrliche Seefahrt ging durch den Meerbusen von Salamis,
bei welcher Gelegenheit Dr. Tanagra in anschaulicher Weise den Vorgang der
berühmten Seeschlacht von Salamis schilderte.
Am Abend dieses Tages und gewissermaßen als Abschluß der arbeitsreichen
Woche, die noch einige andere, hier nicht genannte Vorträge brachte, fand um
10 Uhr ein Empfang der Kongreßteilnehmer in dem prachtvollen Hause des
Mr. S. Loverdos, Direktor der Volksbank, statt. Die Reihe der glänzenden Empfänge
und festlichen Bewirtungen fand an diesem Abend ihren Höhepunkt. Herr
Loverdos und seine scharmante Gemahlin besitzen in ihrem mit erlesenem Geschmack
geradezu fürstlich eingerichtetem Hause die größte Sammlung byzantinischer
Kunstwerke Griechenlands oder der Welt überhaupt. Von den- Herrschaften
des Hauses und einer Anzahl gleichfalls geladener Freunde desselben auf
das freundlichste empfangen, wurden wir durch die riesige Fülle der einem
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