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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1930.)

Freunden reichlich schwer. Was in jenem stillen Kämmerlein neben der Bühne
bei zugemachter Tür geschah, wird auch dadurch nicht schmackhafter, daß man
die Hypothese aufstellt vom Kontaktnehmen mit den einzelnen Personen. In
diesem wie in allen künftigen ähnlichen Fällen muß an folgenden Forderungen
festgehalten werden:

1. Auslosung der vom Hellseher durchzuarbeitenden Zettel. (Es genügen
schon 2—3.)

2. Feststellung der Personen, denen die ausgelosten Zettel gehören.

3. Feststellung, daß diese Personen mit dem Hellseher bisher keinerlei
Verbindungen oder Beziehungen hatten.

4. Genaue Protokollierung der Aeußerungen betreffend Ablehnung oder Zustimmung
nach dem Hellsehakt.

5. Nachprüfung jedes einzelnen Falles durch Studien am in Frage kommenden
Ort durch neutrale Personen in Gegenwart des Fragestellers am
Experimentierabend.

So wie die Sache in Potsdam gemacht wurde, bleibt besonders bei Anti-
okkultisten die Möglichkeit folgenden Gedankenganges: Der „Hellseher
" befragt jeden Eintretenden, beobachtet ihn, scharf kombinierend
, holt aus ihm genügend viel heraus (sofern und so w e i t es geht),
macht einen Vermerk, daß dieser oder jener Zettel vom Sekretär, der hernach
die Leute aufruft, berücksichtigt wird. Der „Hellseher" ist also sehr
genau im Bilde, wenn er innerhalb 8—9 Minuten sein Hauptprogramm unter
der Spannung des Publikums erledigt.

Ich weiß nicht, o b jemand so oder ähnlich denkt oder gedacht hat. Aber
wenn Hanussen oder Herr Dr. Krönet vermeiden wollen, daß eines Tages die
Leute vielleicht doch so oder ähnlich denken, dann muß die geschilderte
Geheimunterredung unterlassen werden; mindestens hätten zwei neutrale
Zuhörer sämtliche Besprechungen in dem Räume neben der Bühne mit anhören
müssen. Schneickert hat einmal geschiieben: „H ellsehen auf Kommando
gibt es nicht." Die scheinbare Exaktheit, mit der Hanussen Abend
für Abend seine Hellsehtreffer vorfühit, würde aber dem Hellsehen auf
Kommando gleichkommen. Wer ernsthafte Experimente als Parapsychologe
gemacht hat, muß jedoch dem Worte Schneickerts zustimmen.

Alles in allem: der Okkultismus in Berlin ist durch die Hanussen-Abende
jedenfalls nicht gefördert worden, wohl aber dürften die Einnahmen Hanussens
beträchtlich gewesen sein, der, nachdem er ursprünglich einen einzigen Experimen-
talabeud ankündigte, im ganzen es auf fünf brachte, dessen letzter unter der
marktschreierischen Plakatierung: „Das Wunder von Konnersreuth" angekündigt
wurde.

Ein Kind malt durch Gedankenübertragung.

Eigenes Erlebnis von Hans Thoma1).

„In Karlsruhe gab ich einigen Kindern Zeichenunterricht. Ich erinnere mich
pan ein etwa 13 jähriges Mädchen, die zeichnete unter meiner Leitung die Porträts
ihrer jüngeren Brüder und ich war höchst überrascht, daß sie die Zeichnungen
ganz genau so machte, als ob ich sie gemacht hätte. Das Kind hatte vorher
nicht gezeichnet. Ich hatte an der Zeichnung nichts gemacht, nur etwa die Größe
angegeben.

. Ich stand hinter der Zeichnerin, und wie ich dachte, so sah
und machte sie das Bild. Es war mir, als ob ich unsichtbar die fremde
Hand führte, als ob sie ein Werkzeug meines Willens wäre. Man
hätte dann die fertigen Bilder ganz gut für Zeichnungen von mir ausgeben können
. Das, was das Kind sonst für sich zeichnete, war nichts anderes als das,
was Mädchen in ihrem Alter zeichnen können.

Ich zweifle nicht daran, daß hier ein Fall der geheimnisvollen
direkten Beeinflussung voriag."

!) Siehe „Im Winter des Lebens", aus acht Jahrzehnten gesammelte Erinnerungen
, verlegt bei Eugen Diederichs in Jena, Seite 38.


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