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Fachliteratur des Auslandes

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den unzuverlässigen Charakter der Elisabeth Eslinger hin, die möglicherweise die
Phänomene im Gefängnis zu Weinsberg vorgetäuscht habe, was analogerweise
auch bei Frau Hauffe — vielleicht unbewußt — der Fall sein könnte. K e r n e r
antwortet hierauf in „Magikon" (1847, Bd. IV, H.2), auch Pastor N. Gerber
setzt sich in seinem Buch „Das Nachtgebiet der Natur" (1836, zweite Auflage
1844) mit Wirth auseinander. Rein skeptisch eingestellt sind wieder Prof.
Fischer-Basel und Graf Rantzau („Geschichten Besessener"). Es ist
recht interessant zu sehen, wie schon damals dieselben Hauptströmungen bezüglich
der Beurteilung dieser Phänomene mit fast denselben Argumenten sich bekämpften
, wie in unserer Zeit: die extremen Skeptiker, die überall Betrug wittern;
die Animisten, die alles durch das Unterbewußtsein zu erklären suchen und die
kritischen Spiritisten, die auf spiritistischem Boden stehend doch die Möglichkeit
von Betrug und die Erklärbarkeit eines Teiles der Phänomene durch das Unterbewußtsein
zugeben. — In einem Aufsatz über „Moderne Mystiker" wird die
plötzliche Bekehrung des amerikanischen Journalisten und Romanschriftstellers
William Dudley Pelley im Anschluß an ein übersinnliches Erlebnis geschildert
, über das Pelley selbst in dem weit verbreiteten, angesehenen „The
American Magazine" berichtete. Der Herausgeber desselben schildert dort auch
Pelleys Vorgeschichte. Pelley war der Sohn eines methodistischen Wanderpredigers
im nördlichen Massachusetts. Durch seine strenge, pietistische Erziehung
hatte er eine recht freudlose Jugend. Mit 14 Jahren mußte er sich seinen Unterhalt
selbst verdienen und in den nächsten 8 Jahren entwickelte er sich zu einem
extremen Bolschewisten, der scharf die „religiöse Knechtung" so vieler Menschen
bekämpfte. Er begründete eine ausgesprochen atheistische Zeitschrift, sah aber
mit der Zeit ein, daß sein Standpunkt ebenso extrem und unbeweisbar sei, wie
derjenige, den er bekämpfte, er begnügte sich nun mit einem etwas verbitterten
Agnostizismus. Im Weltkrieg begleitete er die japanischen Truppen nach Sibirien
und war dort bolschewistischer Kriegskorrespondent. — Im Alter von
40 Jahren hatte er dann jenes umwälzende Erlebnis. Er hatte sich auf seine
Hütte in Sierra Madre bei Pasadena (Californien) begeben, nur von seinem Hund
begleitet, um dort einen Roman zu schreiben. Dieser war fast vollendet, er verbrachte
die Tage ruhig mit Schreiben und Spazierengehen, fühlte sich völlig wohl
und genoß aucn nicht viel Alkohol. An dem betreffenden Abend las er, wie sonst
auch schon oft, in einem Buch über Ethnologie und löschte dann gegen Mitternacht
das Licht, um zu schlafen. Die Luft in der Hütte war gut, da er die Fenster
offen hatte, der Hund war zu seinen Füßen am unteren Bettende angebunden
und schlief. Plötzlich erwachte er (wie er später feststellte etwa zwischen drei
und vier Uhr morgens) durch einen Schrei, der ihn äußerst erschreckte. Er hatte
das Gefühl, er sterbe und ein körperliches Empfinden, das zugleich an einen
Schlaganfall und einen Herzkrampf erinnerte. Er träumte nicht, sondern war
völlig wach. Dann war ihm, als falle er in eine mystische, kalte, blaue Tiefe,
dann, als drehe sich alles um ihn (er hatte ähnliches erlebt, als er 1920 in einem
Flugzeug, das das Gleichgewicht verlor, fast abgestürzt wäre). Dann war es
lötzlich, als würden ihm Hände entgegengestreckt, die ihn aufnahmen und er
orte eine klare, ruhige Stimme dicht an seinem Ohr: „Sei ruhig, Alter. Fürchte
dich nicht; du bist allrigth und wir sind hier, um dir zu helfen." Er bemerkte
nun zwei Männer, die ihn hielten, konnte aber die Augen noch nicht öffnen, weil
er von einem merkwürdigen, durchsichtigen Lichtschein umgeben war, der ihn
blendete und weil er sich auch noch sehr schwach fühlte. Als er schließlich die
Augen aufschlagen konnte, sah er zwei freundlich lächelnde Männer in weißen
Gewändern, die ihn auf eine Art steinerne Bank legten. Er befand sich in einem
Zustand unbeschreiblicher physischer und psychischer Ekstase. Eine schöne Landschaft
breitete sich vor ihm aus mit einem Portal und einer Art römischem
Wasserbassin. Nachdem er in diesem gebadet hatte, fühlte er sich wie bekleidet
und nun kam eine Reihe freundlich blickender, wie verklärt aussehender Gestalten,
unter denen er viele verstorbene Freunde und Bekannte wiedererkannte, nur daß
sie viel schöner und harmonischer aussahen, als zu ihren Lebzeiten. Er sprach
mit vielen von ihnen und sie gaben ihm Auskunft über letzte Dinge. Mit der Zeit
verliefen sie sich, er ging alleine in der NHhe des Portals umher. Plötzlich fühlte
er sich wie von einem Wirbelwind ergriffen, doch wurde er nun, statt wie zuvor
zu stürzen, gleichsam emporgewirbelt. Dann hatte er ein Gefühl von einem Ruck


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