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Fachliteratur des Auslandes.
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die Klopflaute usw. ignoriere. Im zweiten Vortrag schilderte er die physikalischen
Phänomene, teilweise an Hand von Lichtbildern, und ging auf die Forschungen
Crawfords, Richets, Schrenck-Notzings, Geleys usw. ein. Anschließend entwickelte
er seine spiritistische Weltanschauung. Es wird dann eine Pressediskussion
abgedruckt, die an diese Vorträge Conan Doyles anknüpfte. Zunächst
schreibt ein Geistlicher F.O.Thomassen (der offenbar bei den Vorträgen
gar nicht anwesend war) ziemlich verständnislos über den Okkultismus,
den er im Namen der Kirche ablehnt. Amtsrichter Ludwig Dahl antwortet
ihm, weist ihm völlige Unkenntnis des Gebietes nach und betont, daß
gegenüber der Kritik des Materialismus gerade die Parapsychologie die religiösen
Dogmen und Berichte stütze und teilweise ihre Richtigkeit erweise. (Der
Schluß von Dahls Aufsatz wird erst im nächsten Heft erscheinen.) — Dann ist
ein Vortrag von Frl. Dagny Kristensen über „Aberglaube" abgedruckt.
Es sei unmöglich, inhaltlich zu definieren, was „Aberglaube" sei was gestern
Glaube war, ist heute Aberglaube, was heute Glaube ist, gilt vielleicht morgen
als Aberglaube. Sie schildert dann den Aberglauben des Mittelalters. Vor allem
den Hexenglauben und Vampirismus (Werwolf-Glauben). Für letzteren bringt
sie recht interessante Beispiele aus dem Buch von Dudley Whright: „Vampires
and Vampirism". Der Vampirglaube ist schon im alten Babylon und Assyrien
nachgewiesen, von dort kam er nach Arabien, Rom, Griechenland, Oesterreich-
Ungarn und Westeuropa, später auch nach Amerika. Noch im Juni 1909 wurde
ein Schloß in Oesterreich verbrannt, weil der verstorbene Besitzer nach Meinung
der Bauern ein Vampir war. 1912 wurde in der Nähe von Budapest die Leiche
eines 14 jährigen Knaben ausgegraben und als Vampir gebannt. (Die Vampire
bemächtigten sich angeblich der Körper Verstorbener —fremder Verstorbener
oder der eigenen Leiche — gehen damit um und saugen Lebenden das Blut aus.
Die Vampirleichen sollen daran kenntlich sein, daß sie, auch nachdem sie schon
lange in der Erde gelegen sind, nicht verwesen, sondern ganz frisch aussehen,
wobei rotes Blut durch ihre Adern fließt.) Der Vampir- und Hexenglaube wurde
erst im 18. Jahrhundert überwunden, und zwar nach Ansicht der Rednerin von
der Astrologie, nicht etwa von der Naturwissenschaft (?). Nach den heute
herrschenden Anschauungen wurde also ein Aberglaube durch den anderen überwunden
, denn heute wird zumeist auch die Astrologie für Aberglaube gehalten.
Der Begriff des Aberglaubens sei also formal bestimmt, es sei ein Glaube, an den
diejenigen, die ihn für Aberglaube halten, nicht mehr glauben, der für sie sein*
Lebendigkeit und Ueberzeugungskraft eingebüßt hätte. — Die Fortsetzung des
Aufsatzes über „Psychometrie" schildert die Experimente Pagen Stechers Nr. 53,
54, 55, 96 (die Flaschenpost von der „Lusitania" mit Abbildung derselben). —
Dr. Gerda Walther.
V
Revue mStapsychique, 1929, Nr. 5, September— Oktober.
1* Henri Desoille. Versuch ein Medium mit übernormalen
Fähigkeiten für medizinische Zwecke zu benützen: Frl.
Jeanne Laplace. Desoille bringt eine Reihe von Fällen, in denen Frl. Laplace
in bezug auf die Gesundheit von Personen, mit denen sie in Berührung kam,
Dinge sagte, die auf übernormale Fähigkeiten schließen lassen. Natürlich sind
die Fälle von verschiedener Wertigkeit, neben Fällen, in denen bewußte oder
unbewußte Schlußfolgerung aus sinnlichen Eindrücken vorliegen kann, stehen
andere, in denen das kaum möglich ist und auch ein Zufall wenig wahrscheinlich
ist. Mitunter werden die Angaben dadurch gefälscht und entwertet, daß
sie bewußte Schlußfolgerungen aus übernormal erlangtem Wissen zieht, so, wenn
sie in einem Falle sagte, es handle sich um eine Nierenerkrankung, während sie
in Wirklichkeit nur an einer bestimmten Stelle des Rückens Schmerzen empfunden
hatte, die sie irrtümlich auf die Nieren anstatt auf das Rippenfell bezog.
Das Medium hat sich, damit sie bessere Diagnosen stellen kann, auch mit Anatomie
und Pathologie befaßt und die Treffsicherheit ihrer Angaben dadurch gesteigert
. Ein Versuch, die Leistungen der Seherin durch Einnehmen von Alkaloiden
wie Atropin oder Eserin zu verbessern, schlug fehl. Bemerkenswert ist, daß nach
Angaben des Autors die Seherin in ihren Leistungen beeinträchtigt wird, falls
der Kranke kurz vorher Morphium erhalten hat Ob diese Beeinträchtigung
irgendwie suggestiv bedingt ist, oder eine wirkliche Behinderung ihrer Leistungsfähigkeit
ist, ist nicht geklärt.
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