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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft (Juni 1930.)
„Todesstrahlen und Wünschelrute", Beiträge zur Schicksalskunde. Von Hans
Hermann Kritzinger. Verlag Orethlein & Co., Leipzig/Zürich. Etwa 360 Seiten
, reich illustriert, vorzüglich ausgestattet. Ganzleinen etwa M. 8.—.
Als Astronom ist der Herr Verfasser gewohnt mit großen Zahlen und Entfernungen
zu rechnen; so beschaut er aus großem Abstand Ereignisse und Geschehnisse
im Weltenlauf und erkennt, daß sich bestimmte Zeitabstände als
„Perioden" abheben, die sich wirklich nicht mehr als „bloße" Zufälle erklären
lassen. Er knüpft an die Fließsche Perioden-Forschung an, bleibt aber nicht nur
bei den im Leben des Mannes und der Frau — als biologische Erscheinungen —
beobachteten, sondern erkennt sie auch in den Katastrophen der Weltgeschichte,
den Katastrophen entfesselter Witterungselemente und solchen Katastrophen, die
sich durch Seuchen und Krankheiten verheerend über die Menschheit zeitweise
ausgießen.
Als Meteorologe erkennt er, daß zwischen gewissen Krankheitserscheinungen
und dem seelischen Befinden einerseits und den Wetter Vorgängen andererseits,
im besonderen den elektrischen und magnetischen Gewittern, ein Zusammenhang
bestehen muß. und verweist auf die Wetterfeinfühligkeit, die sich bei dafür „begabten
", nicht nur bei „Patienten" — in von Aerzten gebrauchtem Sinne — als
„Wetterverbundenheit" kundtut.
Mit weitgehender und reichhaltiger Quellenangabe vermag er seine Beobachtungen
zu belegen und stellt sie somit in eine wissenschaftliche Diskussion.
All die von ihm behandelten periodischen Geschehnisse finden nun aber in
dem von dem Astronomen Kritzinger auf eigenstem Gebiet festgestellten Son-nen-
fleckenbeobachtungen ihre mathematische Bestätigung, und so vermag er einen
Zusammenhang zwischen dem Makrokosmos und dem Mikrokosmos aufzuzeigen,
wie er nüchterner und beweiskräftiger wohl noch nicht dargestellt worden sein
dürfte.
In solchem Zusammenhang ist das, was er aufs interessanteste über die
„Todesstrahlen" berichtet, in mancher Hinsicht leider nur wörtlich zu nehmen,
doch bringt er wiederum in seinen Ausführungen über die „Wünschelrute" die
erfreuliche Feststellung, daß man mit dieser frühzeitig die Gefahrenzone, z. B.
für krebsfördernde Strahlen, abzugrenzen vermag — zwar nicht jeder beliebige
„Amateur", wohl aber die für solche Strahlen empfindsamen Wünschelrutenfachleute
.
Seine astronomisch belegten Einflüsse auf das Schicksal und die Gesundheit
des „Menschleins" drängen nun dazu, sich auch mit der Astrologie zu befassen
und wohl kaum ein Gelehrter und Forscher dürfte seinem Wissensgebiet nach
berufener sein, ein treffendes Urteil dafür abzugeben.
So kann und muß er manchen von Astrologen behaupteten „Sterneneinfluß"
bestätigen, besonders gewisse Wirkungen physikalisch feststellbarer und festgestellter
Strahfen, die mit den Sonnenstrahlen durch den Aether zu uns kommen;
er beweist aber auch gleichzeitig damit, daß solche speziellen Sterneneinflüsse
bei den meisten astrologischen Deutungen wohl nicht gebührende Beachtung zu
finden pflegen und daher eine Fehlerquelle bei horoskopischen Deutungen bilden
müssen.
Was seine Darlegungen weit über den Rahmen einer interessanten Lektüre
ins Wissenschaftliche heraushebt, ist die klare Sprache und die Angabe deT
Statistiken und Forschungsergebnisse bedeutsamer Fachleute, auf die er sich zu
stützen vermag.
Besonders wertvoll sind die zahlreichen in Kurven und Tabellen geordneten
und somit, wie zu „Momentaufnahmen" zusammengefaßten Statistiken, Vergleiche
und Uebersichten, sowie die ganz vortrefflichen Illustrationen.
Das Kapitel über die Sonne, ihre Strahlen und Flecke hebt sich durch eine
einleuchtende, klassische Klarheit hervor.
Ich möchte sagen, soviel Gedanken, soviel Anregungen, jede einzejne ein
Wegweiser in Gedankenwelten, wie sie eben einem Astronomen wohl anstehen.
Wirklich ein Buch: wegen seiner Ausdrucksform jedem Gebildeten leicht
faßlich, für jeden Arzt und Naturforscher, Meteorologen und
Luftiahrer ein weitschauender Ausgangspunkt in das Neuland seines eigenen
Wissensgebiets.
Wie der Herr Verfasser in der — leider nur zu kurzen — Zeit seiner Ber-
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