http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0436
398 Zeitschrift für Parapsychologic. 7. Heft. (Juli 1930.)
hatte, daß die Phänomene Rudis höchst wahrscheinlich echt sind, konnte ich
doch bei meinen früheren Versuchen die Sitzungen nicht inj der gleichen
Weise kontrollieren, wie wir dies in unserem eigenen Laboratorium tun
konnten, weil dieselben in Oesterreich und Deutschland stattfanden. Auch gab
es noch keine elektrische Kontrolle, als ich früher an Sitzungen mit Rudi
teilnahm.
Ein dritter Grund für unser Bestreben, Rudi in London zu prüfen, war,
daß wir es für äußerst wünschenswert hielten, der Presse und der Oeffentlieh-
koit zu zeigen was die parapsychologische Forschung unter modernen wissenschaftlichen
Versuchsmethoden wirklich bedeutet. Dies ist weit über unsere
optimistischsten Hof errungen hinaus in Ertullung gegangen, wie die Tatsache
beweist, daß eh keinen Mann, keine Frau, kein Kind in Großbritannien gibt, die
nicht etwas über Rudi Schneider, seine Phänomene und die Kontrollbedingungen
bei den Versuchen gelesen haben. Die Oeffentlichkeit hat in England in den
letzten Monaten mehr über wissenschaftliche parapsychologische Forschungen
gelernt, als in den vorausgehenden fünfzig Jahren. Daß wir diese Wissenschaft
aus dem Sumpf des Quacksalbertums, in dem sie seit Generationen wucherte,
enettet haben, wird dadurch bewiesen, daß die Oeffentlichkeit endlich anfängt
, den Unterschied zwischen der modern organisierten parapsycliologischen
Forschung und dem „Spiritismus" zu begreifen.
Aber ich glaube, der Hauptgrund für unseren Entschluß, Rudi Schneider
nach London einzuladen, war, daß wir uns vorgenommen hatten, der offiziellen
Wissenschaft eine Gelegenheit zu bieten, selbst zweifellos echten Phänomenen
beizuwohnen unter Kontrollbedingungen, die noch nie zuvor irgendeinem
Medium hierzulande auferlegt wurden Daß sie einen tiefen Eindruck auf die
Gelehrten machten, gehl aus den Berichten hervor, die wir hiermit veröffentlichen
. Noch nie zuvor konnte die Wissenschaft mit einem so glänzenden
Medium unter so vollkommenen Versuchsbedingungen experimentierein.
Schließlich wollte der Verfasser Rudi in seinem eigenen Laboratorium
untersuchen, weil er persönlich den Wunsch hegte, womöglich die Versuche des
großen deutschen Parapsychologen, des verstorbenen Dr. A. Freiherrn von
Schrenck-Notzing zu bestätigen und zu wiederholen, dem die Brüder Schneider,
wir selbst und die parapsychologische Forschung so- viel verdanken. Wir verdanken
Baron Schrenck die Vervollkommnung des elektrischen Systems der
Medienkontrolle und die parapsychologische Forschung ist tief in seiner Schuld
durch seine Erforschung der telekinetischen und Materialisationsphänomene
bei vielen Medien, insbesondere aber bei Rudi und Willi Schneider.
Ich will diese Einleitung mit ein paar Worten über den Gegenstand'
dieses Berichtes schließen.
Rudi (Rudolf) Schneider wurde am 27. Juli 1908 in der kleinen österreichischen
Grenzstadt Braunau (am Ufer de* Inn, der die Grenze zwischen
Bayern und Oesterreich bildet) geboren, so daß er jetzt (Januar iq3o) m\'> Jahre
alt ist. Er ist das jüngste von zwölf Kindern, neun Knaben und drei Mädchen,
von denen sechs (lauter Knaben) noch leben. Diese sind: Karl, Hans, Fritz,
Willi, Franz und Rudi.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0436