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Price: Bericht über Laboratoriumsversuche mit Rudi Schneider,
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Es ist zwecklos, mit Rudi während des Sommers zu experimentiereil, da
das heiße Wetter die Phänomene zu unterbinden scheint. So wurde vereinbart,
daß Rudi Anfang November 1929 wieder zu uns zurückkommen sollte.
Es war unsere Absicht, daß Rudi allein kommen sollte. Als der Junge im
April 1929 das Laboratory besuchte, wurde er von Herrn Karl Amerelleir,
einem Münchener Elektroingenieur, begleitet. Ich war es, der Herrn Amereller
(der mir fremd war) als Reisebegleiter auswählte. Aber weil er mit uns zusammen
im Zirkel saß, wurde er von den Kritikern, die nicht anwesend waren,
als ein Gegenstand des Verdachtes betrachtet. Die Tatsache, daß Herr Amereller
wie wir anderen auch kontrolliert war und manchmal ein Stück weit vom
Medium entfernt saß, machte ihnen bei ihrer „Argumentation" nichts aus.
Sie folgerten: „Weil ein Freund der Familie anwesend war, muß er verdächtig
sein." Diese Art von Kritikern ignoriert die Tatsahe, daß (Sowohl Rudi als auch
Willi Schneider ihre Phänomene in vielen verschiedenen Ländern, mit wechselnden
Zirkeln und unter allen möglichen Versuchsbedingungen hervorgebracht
haben. Es war nicht immer ein „guter Freund" anwesend, um ihnen hilfreich
zur Seite zu stehen, wenn die Phänomene nur langsam in Erscheinung traten.
Aber ich gebe zu, daß es besser ist, wenn möglich ohne einen Freund der Familie
Sitzungen abzuhalten.
Natürlich sind diejenigen, die kontrollieren, immer verdächtig! Und wenn
der Hauptkontrolleur zufällig die Persönlichkeit ist, welche die Hauptrolle bei
der Veranstaltung der Sitzungen spielte, so wird dieser Umstand natürlich als
Beweis gegen ihn angeführt!
Einer der Gründe, weshalb ich das elektrische Kontrollsystem einführte,
war, daß die Kontrolleure wie auch die Sitzungsteilnehmer ebenso zur
Bewegungslosigkeit gebracht werden sollten, wie das Medium. Die
Tatsache, daß mir jeder mediumistische Trick geläufig ist und ich die größte
Bibliothek der Welt über Betrugsmethoden besitze, ist ein zweischneidiges
Schwert, das gegen mich angewendet werden kann. Die Skeptiker argumentieren
folgendermaßen: „Weil Price alle medialen Betrügereien kennt, muß er verantwortlich
gemacht werden, wenn sich irgendwelche Phänomene unter seiner
Kontrolle ereignen." Wenn ich von Taschenspielertricks nicht die geringste
Ahnung hätte, würde es heißen: „Price versteht nichts von den Tricks der
Medien, folglich hat ihn das Medium hintergangen." Man kann die Antwort
auf alle diese unlogischen Beschuldigungen (es sind die Haupteinwände der
Unwissenden oder derer, die sich nicht davon überzeugen lassen wollen, daß
physikalische Phänomene wirklich vorkommen) in einem Wort zusammenfassen
: Kontrolle, und ich wiederhole, daß die elektrische und taktile
Methode (electrical-cum-tactual method) den ganzen Zirkel, vor allem
aber den Hauptkontrolleur und das Medium, die eine Einheit bilden, zu völliger
Bewegungslosigkeit verurteilt. Ob die elektrische Kontrolle ohne Berührungskon-
trolle ebenso ausgiebig ist, wird untersucht werden müssen. Außerdem lassen
wir es uns angelegen sein, fortwährend die Kontrollperson zu ändern und verschiedene
Mitglieder der experimentierenden Gruppe ab und zu nicht teilnehmen
zu lassen. Aber man darf nicht vergessen, daß das Medium, wie man glaubt,
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