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Price: Bericht über Laboratoriumsversuche mit Rudi Schneider,
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Ludwig I. wurde1). Sie starb 1861 in New York. Der wunde Punkt in dieser
Theorie ist, daß das Unterbewußtsein des Jungen sich die „Lola Montez' '-Geschichte
angeeignet haben muß, denn Rudi wurde einen Katzensprung von der
bayrischen Grenze entfernt geboren und hat sich längere Zeit in München aufgehalten
. Aber jedenfalls wirkt diese Hypothese dekorativ (picturesque). Ob
„Olga" ein Geist oder eine Schöpfung von Rudis Unterbewußtsein ist, muß
späteren Erörterungen überlassen werden. Es genügt, daß wir sie in allen
kleinsten Einzelheiten der Sitzung zu Rate ziehen müssen und daß in dieser
Hinsicht ihr Wunsch Gesetz ist.
Im Hinblick auf die Empfindlichkeit der Gelehrten, die wir einzuladen gedachten
, beschlossen wir, die Presse von den Experimentalsitzungen auszuschließen
. Es ist eine sonderbare Tatsache, daß manche hervorragenden Persönlichkeiten
sehr schüchtern werden, sobald sie sich an einer Untersuchung
okkulter Erscheinungen beteiligen. Dieselbe Persönlichkeit, die der billigen
illustrierten Presse einen Beitrag über die Frage „Sollten die Mädchen längere
Röcke tragen?" mit frivoler Unterschrift schickt, zögert, ehe sie die Erlaubnis
erteilt, ihren Namen in Verbindung mit der wissenschaftlichen Untersuchung
eines Mediums nennen zu lassen. Einige wenige Gelehrte haben es gewagt,
solche Untersuchungen anzustellen und sind stark genug, der Kritik standzuhalten
. Aber sie sind in der Minderheit — deshalb beschlossen wir also, die
Pressevertreter auf die Demonstrationssitzungen zu beschränken.
Wir beschlossen auch, soweit möglich, die zweite Reihe von Teilnehmern
wegzulassen. Die hintere Reihe brachte eine ziemliche Erschwerung der Versuchsbedingungen
mit sich, und die dort untergebrachten Sitzungsteilnehmer
beklagten sich darüber, daß sie nicht so gut sehen könnten, wie diejenigen in
der vorderen Reihe. Eine weitere Aenderung der Versuchsbedingungen im
Sitzungszimmer war die Einrichtung einer starken orangefarbigen Deckenbeleuchtung
mit Rheostat (Vorrichtung zum Abdämpfen). Sie sollte den
Uebergang vom Rotlicht zum Weißlicht am Ende der Sitzung weniger plötzlich
machen. Sie erwies sich als äußerst zweckmäßig.
von „Lola Montez" beim Tischrücken aus dem Unterbewußtsein irgendeines
Sitzungsteilnehmers stammte (der vielleicht gar kein Mitglied der Familie
Schneider war), auf den (oder die?) deren Lebensgeschictute einen großen Eindruck
gemacht hatte. Die Episode ihrer Erlösung regte dann vielleicht Willis
Phantasie an, so daß „sie" sich meldete, als er in Trance gefallen war.
Zweifellos wurde dies alles dann oft in der Familie Schneider besprochen, so daß
dann auch Rudi davon hörte. Trotzdem ist die Art, wie „Olga" später auf Rudi
überging, recht merkwürdig, besonders der Umstand, daß sie danach nie mehr zu
Willi kam und sich statt dessen dann bei Willi eine „Mka" (zuletzt ein „Otto")
meldete. Merkwürdig ist auch, daß sie sich Lintner nennt, nicht Gilbert.
Anm. d. Uebers.
*) Vgl. E. B. d'Auvergne: „Lola Montez", New York 1909. Vgl. auch:
Joseph August Lux „Lola Montez"; Lola Montez: „Abenteuer der berühmten
Tänzerin"; Gräfin Landsfeld: „Memoiren"; Poth-Wegener: „Lola Montez". Uebers.
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