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Price: Bericht über Laboratoriumsversuche mit Rudi Schneider. 413
persönlich angreifen, o<ier die ganze Sache lächerlich zu machen suchen. Einer
stamml von Dingwall, der seinen üblichen Brief über unsere „possierliche
(burlesque) Veranstaltung" und darüber, daß wir auf Olgas Wunsch „heulen**
einschickt, es aber unterläßt, zu bemerken, daß er, wenn sich ihm eine Gelegenheit
bot, an vielen derartigen „Veranstaltungen" teilnahm und sich nach Kräften
an dem „Geheul" beteiligte. Er dachte auch nicht daran, zu erwähnen,
daß er ein Dokument unterzeichnet hat, in dem er ähnliche Phänomene (bei
Willi Schneider) für echt erklärt. Ein weiterer Brief war vom Sekretär des
„okkulten Komitees" (dessen führender Kopf Dingwall ist), einer Londoner
Taschenspielervereinigung, in dem verlangt wurde, daß drei Mitglieder desselben
Rudi einer „Prüfung" unterziehen sollten — als ob deren Ansicht über
parapsychologische Phänomene in irgendeiner Hinsicht maßgebend sei. Er
vergaß auch zu erwähnen, daß ich im vorigen April das „Okkulte Komitee"
einlud und bat, eine freundschaftliche Vorstellung zu veranstalten, nachdem
ich zuvor jedem, der die Phänomene unter denselben Bedingungen nachahmen
könnte, iooo Pfund Sterling (20boo Mark) angeboten hatte1). Diese Taschenspieler
haben ein kurzes Gedächtnis! Der dritte Brief stammte von einem
enttäuschten Southcottianer, der sich über meine Maßnahmen — resp. Unterlassungen
— bei der Oeffnung der berühmten Truhe der Joanna2) beschwerte!
Der Verfasser des vierten Briefes war so gut Informiert, daß er davon sprach,
die Sekretärin des Mediums bewege sich frei im Zimmer umher!
Ich hoffe, der Leser wird diese Abschweifung verzeihen. Aber es schien mir
wichtig genug, dies zu veröffentlichen, weil es so ein glänzendes Beispiel für
die unbillige Art ist, in der ein gewisser Teil der Presse unser Gebiet behandelt.
Ehe ich den Bericht über diese zweite Sitzung abschließe, muß ich noch
erwähnen, daß die Temperatur im Kabinett sich von der durch die Meßinstrumente
in anderen Teilen des Zimmers registrierten, nicht zu unterscheiden
schien.
Dritte (Experimental-) Sitzung, Donnerstag, den
21. November 1929.
Ich war entschlossen, Olga in unserer dritten (zweiten Experimental-)
Sitzung an andere Kontrollpersonen zu gewöhnen und achlug vor, daß
Dr. William Brown, der nach Ansicht von Sir Oliver Lüdge*) selbst einige
Spuren von medialer Veranlagung besessen hat, Hauptkontrolleur, Miß Bag-
gallay zweiter Kontrolleur sein sollte. Dr. Brown stimmte bereitwilligst zu,
untersuchte das Medium während des Abends zweimal und ließ den Jungen
danach nie aus den Augen, um sagen zu können, er hätte seine Au fgabe gewissenhaft
erfüllt. Ein neuer Teilnehmer, Mr. G. Heard, Herausgeber von „The
Realist", wurde zu dieser Sitzung eingeladen.
Die üblichen Gegenstände wurden ins Innere des Kabinettes gestellt,
i) Vgl. „Zeitschrift für Parapsychologie", September 1929, S. 512.
*) Vgl. „Zeitschrift für Parapsychologie", September 1929 S. 524 ff. Uebers.
8) In einem Vorwort zu Dr. Browns Buch: „Science and Personality", London
1929.
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