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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1930.)
Zum erstenmal in einer Schneidersitzung hatte ich ein wirkliches
Kältegefühl in meinen unteren Extremitäten. Insbesondere wurde mein
linkes Bein (das sich dem Kabinett am nächsten befand) außerordentlich kalt,
obwohl ich ein paar dicke Hosen und dicke Winterunterkleidung anhatte.
Andere Sitzungsteilnehmer fühlten ebenfalls das gleiche Sinken der Temperatur
. Offenbar beschränkt sich das Sinken der Temperatur nicht immer auf
das Innere- des Kabinettes. Zum erstenmal interessierte sich Olga für die
„Klingeldose zum Hineinblasen". Sie befand sich im Kabinett, 6 Fuß 3 Zoll
(ca. 1,90 Meter) von Rudis nächstem Stuhlbein entfernt. Ich glaube natürlich
keinen Augenblick, daß „hineingeblasen" wurde, ich vermute, daß sie emporgehoben
wurde. Wie ich schon ausführte, schwingen die Platinplättchen auf
einer Nadel — wenn sie einen Metallstab berühren, entsteht ein Kontakt, der
einen Stromkreis schließt, wodurch eine Klingel oben auf der Dose ertönt.
Wenn die Dose nicht in horizontaler Lage gelassen wird, können die Plättchen
auch durch ihre Schwere sich zu dem Querstab niedersenken. Die Dose
schien allerdings nicht bewegt worden zu sein. Der Zirkel kann leicht unterscheiden
, welche Glocke geläutet wird, weil die Glocke des Kontaktapparates mit
der berußten Platte sich auf der entgegengesetzten Seite des Sitzungszimmers
befindet.
Im letzten Teil der Sitzung läutete der Kontakt-Klappenapparat mit dem
berußten Papier zwei- oder dreimal, einmal ununterbrochen eine halbe Minute
lang. Die Klappe war neben den kleinen Tisch vor der Vorhangöffnung gestellt
worden, 4 Fuß n Zoll (ca. i,5o Meter) von Rudis nächstem Stuhlbein entfernt
. Unglücklicherweise hatte der vorwärtsfliegende Vorhang den mit
Fixatif fixierten Ruß, mit dem das Papier bestrichen worden war, weggewischt,
so daß alle Spuren der von den Endgliedern auf der Klappe beim Niederdrücken
hinterlassenen Abdrücke verschwunden waren.
Bis zu dieser Sitzung war Mr. Charles Crossley ein typisches Beispiel für
einen scharfsinnigen, erfolgreichen, skeptischen Londoner Geschäftsmann. Aber
jetzt ist er nicht mehr so skeptisch! Zehn Minuten lang beobachtete er, was
er als einen vollkommen ausgebildeten weiblichen Arm mit Hand beschreibt,
der ganz oben am Kabinett aus den Vorhängen hervorkam. Der Arm wurde
nicht nur herausgestreckt, sondern er packte auch einen der Leuchtstreifen
und schwang ihn 10 Minuten lang hin und her. Dieses Pseudopod war schwach
selbsueuchtend und das Licht des Radiumbromid-Streifens erleuchtete es
noch mehr. Von meinem Platz aus sah ich den „Arm" nicht, konnte aber natürlich
den hin und her flatternden Leuchtstreifen sehen, den das Endorgan ergriffen
hatte. Ebenso erging es allen anderen Sitzungsteilnehmern. Man muß
bedenken, daß die Höhe des Armes (der sich in der Nähe der Decke befand)
8 Fuß (ca. 2,5o Meter) über dem Boden betrug und er beinahe 7 Fuß (ca.
2,20 Meter) vom Medium entfernt war.
Prof. C. E. M. Joad, der bekannte psychologische und philosophische Schriftsteller
, ist einer der skeptischsten Menschen, die mir je begegnet sind.
Ich kenne ihn seit mehreren Jahren, aber obwohl er an Sitzungen im Labora-
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