http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0455
Price: Bericht über Laboratoriumsversuche mit Rudi Schneider.
417
tory teilnahm, habe ich nie ein Urteil von ihm über das, was er gesehen hat,
gehört. Mr. Joad ist kein Mitglied des Laboratory.
Aber die Versuche mit Rudi machten wirklich einen sehr großen Eindruck
auf ihn, und am Tage nach der Sitzung schrieb er folgenden Aufsatz für
den „Evening Standard"*). Es freut mich, daß ich in der Lage bin, sein unabhängiges
Urteil abzudrucken. Mr. Joad führt folgendes aus: „In bezug auf
parapsychische Phänomene bin ich weder gläubig noch skeptisch. Ich kann mich
nicht entschließen, sie als das Resultat schlauer Taschenspielerkunststücke
abzutun; ich bin davon überzeugt, daß etwas vor sich geht, das nicht auf normale
Weise erklärt werden kann.
Zugleich nehme ich die Erklärung durch die Tätigkeit der Geister Verstorbener
nicht an. Kurz und gut, ich habe mir noch kein Urteil gebildet; ich weiß
nicht, was ich denken soll (puzzled), bin im höchsten Grade verwirrt (intri-
gued) und von einem brennenden Verlangen erfüllt, der Sache auf den Grund
zu kommen
Dies veranlaßte mich gestern abend im National Laboratory of Psychical
Research einer Sitzung mit Rudi Schneider beizuwohnen. Die „Telekinesen"
— die Bewegung kleinerer Gegenstände ohne sichtbare Ursache — dieser Sitzungen
sind berühmt.
Schneider soll auch ,,Teleplasma" hervorbringen — eine formlose Substanz
, deren Konsistenz zwischen derjenigen einer dickflüssigen Masse und
leichtem Nebel, der die Gestalt von menschlichen Gliedern und Gesichtern
annimmt, variiert.
Mr. Price, der Direktor des Laboratory, hat ein sorgfältig ausgeklügeltes
„Kontroll"-System erdacht. Eine „Kontrolle" ist eine Vorrichtung zur Verhinderung
von Betrug und diejenige von gestern abend war ganz besonders
genial.
Unsere mit Metallsocken bekleideten und durch Drähte verbundenen Füße
standen auf kleinen am Boden befestigten Metallplättchen, von denen zwei
nebeneinander sitzende Sitzungsteilnehmer je eines gemeinsam hatten, so daß
der Fuß jedes Sitzungsteilnehmers mit dem seines Nachbarn in Berührung
stand. Unsere Hände steckten in Metallhandschuhen und wurden von denjenigen
unserer Nachbarn fest umklammert.
An der Wand befanden sich sechs kleine rote Lampen. Sobald ich oder
irgendein anderer Sitzungsteilnehmer die Füße von den Plättchen wegnahm
und den Kontakt mit den Füßen der Nachbarn unterbrach, oder die Hände los
ließ, gingen entsprechende Lampen aus. Ich probierte diese „Kontrolle" ein
paarmal aus und überzeugte mich davon, daß kein Sitzungsteilnehmer einen
Fuß oder eine Hand bewegen konnte, ohne den elektrischen Stromkreis zu
unterbrechen und das rote Licht auszulöschen.
Dies galt auch für Schneider selbst. Seine Hände wurden von Mr. Price
fest umklammert, und seine Füße waren eng gegen diejenigen von Mr. Price
gepreßt.
A) „Was ich in der Schneidersitzung sah." „Evening Standard", 26. Nov. 1929.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0455