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Winterstein: Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Parapsychologie. 421

dem hinter ihr stehenden Schrank zurückwich und zerfloß. Gleichzeitig
hatten die Geräusche aufgehört. Das Gesicht war wieder nicht zu erkennen, nur
die scharfen Umrisse der hockenden Stellung und der sich stoßweise bewegend©
Arm. Was aber die Sache diesmal so erregend machte, war die große Willensstärke
und Energie, die sich so unverkennbar wutentbrannt in der Handlung
äußerte. Es war hier nicht die Erscheinung an sich, was mir das Erlebnis so
tiefgehend machte, sondern der zwingende Eindruck eines Willens, der sich
so stark und beinahe böse aus dem Unbekannten heraus manifestierte, daß
ich mich nun ebenso stark dagegen wehrte. Ich geriet nach dem ersten Schorek-
ken in eine solche Empörung und bin mit meinem verneinenden und verbietenden
Willen nun meinerseits so tief in die geheimnisvolle Umgebung
eingedrungen, daß ich seitdem nichts wieder gemerkt habe. Auch die Unruhe
um mich hörte auf. Ich habe damals sofort meiner Tante das Erlebnis erzählt
(wie auch die vorangegangenen, jedesmal unmittelbar unter dem ersten Eindruck
), die nun, und das ist das merkwürdige, an der Handlung selbst, der
Art der Ausführung und sogar der beschriebenen Stellung ganz genau ihre
zuletzt verstorbene Schwester zu erkennen meinte. Dem Laien liegt die spiritistische
Auffassung selbstverständlich nahe, aber ich möchte mich jeden Versuchs
einer Deutung enthalten. Tatsache ist noch, daß ich Lmge Zeit nichts
mehr im Hause merkte, bis ein und 1/4 Jahr später — im Frühling 1928 —
eine Dame bei uns zu Besuch war, die die Verstorbene gut gekannt und geliebt
hatte. Diese schlief oben und halte am Abend, nach ihrer Aussage am
nächsten Tag, intensiv an sie gedacht. In dieser Nacht wachte ich wieder einmal
von Schritten auf, die sich auf dem oberen Flur hin und her bewegten. Die
Dame bestätigte mir meine Wahrnehmung, hatte selbst an das Mädchen gedacht,
das aber fest geschlafen hatte, so daß das Gehörte von niemand sonst herrühren
konnte.

Ich habe diese meine eigenen Erlebnisse nicht mit der Verstorbenen und
dem vorher Gehörten in Verbindung gebracht, um sie von vornherein als
Geistererscheinungen hinzustellen, sondern weil ich der Wahrheit gemäß für
den inneren Zusammenhang auch in mir Wege weisen möchte. Aus v/elcher
Kraft die Erlebnisse sich sichtbar formten, weiß ich nicht, mir scheinen beide
Erklärungen, die animistische wie die spiritistische, gleichermaßen möglich
zu sein. Alles Gesagte habe ich im Beisein meiner Tante aufgeschrieben, die
sich genau an meine damaligen Erzählungen erinnerte!

Weltanschauliches und Theoretisches.

Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Parapsychologie.

Vortrag, gehalten in der Oesterr. Gesellschaft für Psych. Forschung am 15. Nov. 1928

Von Dr. Alfred v. Winterstein, Wien.

Meine Damen und Herren!

Meine Ankündigung, über die Bedeutung der Psychoanalyse für die Parapsychologie
zu sprechen, wird, fürchte ich, bei vielen von Ihnen nicht durchaus
angenehme Erwartungen geweckt haben. Denn während Sie alle oder doch


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