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Winterstein: Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Parapsychologie. 435

mus, Masochismus, zu erkennen geglaubt habe. In einem konkreten Spukfall,
bei dem rumänischen Bauernmädchen Eleonore Zugun, wurde dieser Gesichtspunkt
dann zum erstenmal von der Gräfin Wassilko angewendet, ferner auch
jüngst noch von dem tschechischen Nervenarzt Dr. Jan Simsa beim Nikolsj-
burger Spukmedium Hilda Zwieselbauer. Es erscheint nun nicht aussichtslos,
einen weiteren Blick über die Mauer zu tun und die im Sinne Schrenck-<
Notzings „ideoplastischen" Materialisationsphänomene mit den konversionshysterischen
in Beziehung zu setzen. Diese Symptome wurden nämlich von
Freud als Darstellungen unbewußter Phantasien mit körperlichen Mitteln aufgedeckt
. Der Ausdruck „Konversion" besagt, daß eine bestimmte psychische
Energiemenge, ein bestimmter Affektbetrag in ein körperliches Symptom umgesetzt
, konvertiert wird. Der Sprung aus dem Seelischen ins Körperliche
bleibt uns allerdings rätselhaft. Um ein Beispiel zu geben: eine hysterische
Armlähmung kann in negativer Darstellung, also mit Strafcharakter
(nach psychoanalytischer Auffassung findet bei jedem hysterischen Symptom
neben verschiedenen verkleideten Wunscherfüllungen immer auch der strafende
Gedankengang seinen Platz) eine aggressive Betätigungsabsicht bedeuten, eine
lokalisierte Anästhesie oder Hyperästhesie die unbewußt festgehaltene Erinnerung
an eine erotische Berührung an jener Stelle. Dann gibt es wieder andere hysterische
Symptome, deren Erzeugung eine Mehrleistung an Innervation
verlangt. (Hypnose und Suggestion, ferner die Affekte befähigen ja gleichfalls
zu diesen Mehrleistungen.) So kann eine Hysterika durch entsprechende
Innervation der Magen-, Darm- und Bauchmuskulatur, eventuell durch Zuhilfenahme
von Luftschlucken, sogar eime eingebildete Schwangerschaft produzieren.
Auch hier wie in anderen Fällen handelt es sich nach Freud um die körperliche
Darstellung unbewußter Wunschregungen. Der Psychoanalytiker Fe-
renczi spricht geradezu von einem hysterischen Materialisationsphänomen, da
sich im hysterischen Symptom ein Wunsch, gleichsam magisch, aus der im Körper
verfügbaren Materie realisiert und autoplastisch, am eigenen Körper dargestellt
wird. Spekulative Erwägungen legen die Vermutung nahe, daß der Materialisationsvorgang
(der ja auch bei vielen Affektzuständen des Nor-
nialmenschen stattfindet) ein Zurückgreifen auf eine primitivere Entwicklungsstufe
bedeutet. Die Hypothese der Ideoplastie, die Schrenck-Notzing
für die Entstehung des Materialisationsproduktes aufgestellt hat (daß nämlich
Vorstellungen, die einer Autosuggestion des Mediums oder Fremdsuggestion aus
dem Zirkel entspringen, eine bestimmende Rolle spielen) — diese Hypothese
zeigt zweifellos gewisse Uebereinstimmungen mit der psychoanalytischen Hysterieauffassung
, aber auch einen tiefgreifenden Unterschied, den wir nicht
übersehen dürfen: bei der Ideoplastik vollzieht sich ja angeblich der Vorgang
außerhalb des Körpers und besteht in der Neuschöpfung von etwas scheinbar
Organischem aus einem dem Körper entnommenen, noch unbekannten
Stoff. Immerhin ist von vielen Forschern behauptet worden, daß
die mediumistische Anlage große Aehnlichkeit mit der hysterischen besitzt, ja
daß z. B. die Hexen mit ihren Stigmen wesentlich nur Hysterikerinnen waren,
und so mag denn, vorläufig noch in aller Schüchternheit, die Hoffnung aus-


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