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Kleine Mitteilungen

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Psychologie" jetzt die spiritistische Richtung deutlich bevorzugt. Aufs Ganze
gesehen behielt man freilich vom Kongreß den entgegengesetzten. Eindruck: daß
die Periode des Glaabenspiritismus überwunden und die Parapsycho-
logie endgültig auf wissenschaftlichem Boden angelangt
ist. Alles Uebrige sind Nachwehen aus früherer Zeit, und es sind auch sehr
starke Kräfte tätig, der eben genannten Zeitschrift in absehbarer Zeit einen exakt
wissenschaftlichen Charakter zu geben, dessen bisheriges Fehlen zur Zurücknahme
meines Namens aus der Herausgeberliste geführt hat."

Um mit dem Letzten zu beginnen, so ist diese Begründung nicht ganz zutreffend
, und Herrn Prof. Oesterreich ist ein Irrtum unterlaufen, da ich über die
zugrundeliegende Korrespondenz von mir selbst sowie von Herrn Baron Schrenck-
Notzing mit Prof. Oesterreich noch sehr genau unterrichtet bin. Ich möchte
hierauf nicht eingehen, ebensowenig auf den weiteren Irrtum über das, was Prof.
Oesterreich oben den „entgegengesetzten Eindruck" nennt, denm in Athen wagten
sich vielmehr die Vertreter der spiritistischen These sehr mutig, und mit
guten Gründen versehen, ans Tageslicht, wie ich auch in meinem Bericht betont
habe.

Einspruch erheben muß ich jedoch gegen die Unterstellung, als ob ich selbst
(wie oben das Wörtchen „auch" andeuten soll) als Verfechter der spiritistischen
Theorie als der alleinigen Lösung aufgetreten oder zu betrachten sei. Ich habe
mich allerdings deutlich gegen diejenigen gewandt, die ohne diese These auszukommen
gedenken, und die „mit Hebeln und mit Schrauben" an die Dinge
herangehen wollen, wie Oesterreich in seinem letzten, bei uns erschienenen Aufsatz
im April 1927 (Neue Wege zur Erforschung der mediumistischen Phänomene
) auch nur mechanische und physikalische Untersuchungsmethoden vorschlägt
(chemische Waagen, Mikroskope, Elektroskope, Galvanometer, Magnetfelder
usw.).

Es trifft ferner durchaus nicht zu, daß ich in unserer Zeitschrift
„jetzt die spiritistische Richtung deutlich bevorzuge". Ich glaube vielmehr
sagen zu dürfen, daß ich in streng neutraler und unparteiischer Weise
jeder Richtung und Auffassung das Wort gestatte, und es heißt einfach die
Parapsychologie halbieren, wollte man heute plötzlich den Spiritismus aus der
Debatte ausschalten.

Das, was unsere Zeitschrift heute ist, ist sie durch die Haltung der „Psychischen
Studien" während eines halben Jahrhunderts geworden, und ich glaube
ein klein wenig zu wissen, was ich dem Verlage, und was dieser der Leserschaft
und wir alle der parapsychologischen Wissenschaft schuldig sind. Der Hinweis
auf „starke Kräfte", die das Steuer umwerfen könnten, ist reichlich dunkel, ich
möchte wissen, wer mir bei meiner Haltung in den Arm fallen wollte! Ich bedauere
es aber sehr, daß Prof. Oesterreich dem führenden deutschen Organ, das sich
nicht nur mit allen übrigen Zeitschriften in der Welt messen kann, sondern diese
in mancher Hinsicht überragt, den exakt wissenschaftlichen Charakter abspricht.

Wir werden hoffentlich nicht auf die neuerliche Mitarbeit Oesterreichs, um die
ich ihn in Athen bat, verzichten müssen, doch glauben wir, wenn wir an R i c h e t,
Oliver Lodge und manche anderen Forscher mit der Erfahrung eines langen
Lebens denken, daß erst die gesammelte eigene Erfahrung dazu verhelfen
wird, unseren Standpunkt zu billigen. Und um einen Deutschen zu nennen
, zitiere ich Driesch: „Grundprobleme der Psychologie". Seite 248:
„— ich gestehe gern zu, daß es gewisse Tatsachen gibt, für welche die spiritistische
Erklärung einfacher und weniger künstlich ist, als jede
andere, so daß dem Spiritismus immerhin ein gewisser Grad von Wahrscheinlichkeit
zugebilligt werden kann. Und ich habe hier keinen Geringeren als
William James auf meiner Seite."

Es handelt sich bei dieser kurzen Zurückweisung gar nicht um meine Person
, obwohl mir nach dem Kongreß ganz spontan von Teilnehmern, besonders
erfreulich auch aus Norwegen, schriftlich Dank und Anerkennung ausgesprochen
wurde für meine in mehreren Diskussionsbemerkungen vertretenen Anschauungen.

Nach Veröffentlichung des Berichtes in der Vossischen Zeitung gingen mir
mehrere Zuschriften zu, die glaubten, mich auf diesen Angriff aufmerksam
machen zu müssen, wobei sie gleichzeitig gegen letzteren Protest erhoben. Da
es sich, wie gesagt, nicht so sehr um meine Person, als um die Grundhaltung

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