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Kleine Mitteilungen

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sammensetzung der Atome zu ändern, was die moderne Physik bereits geleistet
hat?

Haben nicht andererseits Zöllner und Bozzano darüber berichtet, daß bei
Durchdringung der Materie Wärmeerscheinungen wahrgenommen wurden. Läßt
uns dieses nicht mit der Möglichkeit rechnen, daß eine Atomveränderung vorhergegangen
ist? Sollte diese Atomveränderung nicht die Durchdringung der Materie
ermöglicht haben?

Indische Wahrsager an der Ostküste Afrikas.

Von Werner v. d. Schulenburg.

Jeder, der die Ostküste Afrikas bereist hat, erinnert sich mit Vergnügen der
Händler, Gaukler und Wahrsager, die in den Häfen an Bord des Schiffes kamen
und jenes bunte Bild schufen, das freundlich in der Erinnerung verankert bleibt.
Vorausgesetzt, daß der Sich-Erinnernde nicht gerade zur Schiffsbesatzung gehörte
und dafür zu sorgen hatte, daß sich die oft verblüffende Kunst jenes
fahrenden. Volk es nicht auf das Eigentum der Passagiere erstreckte.

Von den Künsten der Händler und Gaukler ist oft berichtet worden. Die
seltsame Zunft der indischen Wahrsager ist aber bis jetzt an der afrikanischen
Küste kaum beachtet worden. Und doch spielen sie eine bedeutende Rolle. Sie
sind organisiert, mit einer Zentrale in Kaschmir. Sie halten die unterirdische
geistige Verbindung zwischen Indien und der Ostküste Afrikas lebendig; sie
sind — ob bewußt oder unbewußt — Wanderagenten des indischen Gedankens.
Sie helfen bei der Durchdringung Ostafrikas mit indischen Ideen; sie bereiten
den Boden vor für die den ostafrikanischen Handel durchsetzenden indischen
Kaufleute. Es» wäre ein schwerer Irrtum, zu glauben, daß der Inder nur in Passivität
dahinlebt. An der ostafrikanischen Küste kommt man bald von dem Gedanken
ab.

Neun Zehntel jener indischen Wahrsager sind natürlich Schwindler oder
aber gute Menschenkenner, welche jedem Klienten Glück und langes Leben voraussagen
. Sie sind nachgiebig, geschickt und freundlich, und auf diesem Wege
gewinnen sie die Gunst ihres Publikums.

Als der schöne neue Dampfer des Deutschen Afrikadienstes, die „Watussi"
in Port Said ankerte, erschienen sofort einige indische Wahrsager an Bord, welche
teils Richtiges, teils Falsches zu verkünden hatten. Da mich die Kunst der Inder
interessierte, ließ auch ich mir von einem dieser Wahrsager die Zukunft verkünden
. Ich beobachtete ihn scharf und ruhig, während er aus Stellen eines gedruckten
Buches, auf die ich zeigen mußte, seine Angaben machte. Er stellte
sehr geschickte Fragen, aus denen er sich rasch ein Urteil über die Persönlichkeit
zu bilden suchte und sagte dann einiges Falsche. Sicherer wurde er, als
er die Handlinien betrachtete. Hier waren seine Angaben verblüffend, und,
nachdem ich auf seine Bitte den Tropenhelm abgenommen hatte und er meine
Schädelform prüfen konnte, wurden sie sogar erstaunlich richtig.

Immerhin drückte sich der Mann in Superlativen aus, so daß ich zunächst
von dieser Kunst keinen erschütternden Eindruck haben konnte. Als er mir sagte,
ich sei ein Schriftsteller, schriebe Bücher und mein Buch über diese Reise werde
im „Kaiserreich Deutschland" viel gelesen werden, sprach ich die Hoffnung aus,
daß das der Fall sein würde; nur sei aber Deutschland kein Kaiserreich. Et
lächelte artig, so daß mir nichts übrig blieb, als entweder anzunehmen, ich
werde so bald nicht gelesen werden, oder aber, daß nach seinen Ahnungen
Deutschland in absehbarer Zeit wieder Kaiserreich werden und ich dann so
etwas wie poeta laureatus werden müßte. Wie dem auch sei: ich würde beides
mit Anmut und Würde tragen, werde aber die Gelegenheit nicht verpassen,
mir den Inder zu kaufen, wenn ich — wie er beschwor — in drei Jahren wieder
nach Port Said komme.

Während der Weiterreise gingen in den einzelnen Häfen manche Wahrsager
und Zeichendeuter über das Deck der „Watussi". Ich hätte mich, nach den
Erfahrungen von Port Said, aber nicht weiter um sie gekümmert, wenn nicht
ihre kulturelle Mission, wie sie vorhin dargelegt ist, eine Beschäftigung mit
ihrer Tätigkeit verlangt hätte. Ich erfuhr dann auch manches Bedeutsame,
erfuhr, daß die meisten von ihnen — je nach ihren Verdiensten auf einer Dhau
oder auf einem Luxusdampfer — zweimal im Jahr von Indien nach Ostafrika


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