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Kleine Mitteilungen
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„Lena Singh", antwortete ich, „Ihre Kunst ist groß. Aber ich bin ein
korrekter Dichter, der nicht einmal Mitteilungen über seine Zukunft auf Pump
nimmt. Sehen Sie, dort steht ein Reicher, der auf Sie wartet. Sagen Sie ihm das,
was Sie zu sagen haben."
Der Inder verbeugte sich: „Ich schenke Ihnen mein Wissen", erwiderte er,
„hören Sie." Und nun sagte er mir Dinge über Vergangenheit und Zukunft, die
mich geradezu erschütterten. Er sagte mir, ohne jene Zahlenkünste, mein ganzes
vergangenes Leben, mein Wollen, meine Tätigkeit; und endlich fragte ich ihn
erschrocken: „Nun sagen Sie nur noch, wie ich heiße." Da gab er mir, immer
lächelnd, einen kleinen Zettel, auf dem stand: „Gerner."
Ich nahm sein Buch und legte ein Pfund hinein.
Er aber reichte mir die Note zurück und sagte: „In einem Jahr fünf Pfund."
Dann gab er mir seine Adresse, verbeugte sich und ging.
Ich sprach von diesem Erleben am gleichen Abend, als ich in einer deutschen
Familie eingeladen war. Die Frau des Hauses nickte. „Das machen sie alles
auf astrologischer Basis. Diese Inder sehen Ihnen das Horoskop vom Gesicht
ab. Ich war jüngst mit fünf Personen zusammen, deren Horoskope ich kannte.
Ein Inder trat an unseren Tisch und nannte auf meine Bitte den Aszendenten jeder
einzelnen Person, und er nannte sie alle richtig."
Seit dem Kriege nehme ich zu unerklärlichen Tatsachen keine Stellung
mehr. Aber ich notiere sie. Solche Notizen könnten eines Tages von Wert sein.
1 . , (Deutsche Allgemeine Zeitung vom 11. Aug. 1929.)
*
Wir erhielten von Herrn Bestermann, dem Herausgeber des Journals der
SPR. folgendes Schreiben:
„Sehr geehrter Herr! Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir die Gelegenheit
geben wollten, den Herren Dr. Welisch und Dr. Dörfler dafür zu
danken, daß sie im Märzheft der Z. f. P. (S. 197) so liebenswürdig waren, auf
den Fehler hinzuweisen, den ich machte, als ich Herrn Kordon irrtumlich Herrn
Rondon nannte. Dr. Welisch hatte in Graz die Güte, den Namen für mich
niederzuschreiben und mein Fehler entstand durch eine Mißdeutung seiner
Schrift. Ich werde eine Berichtigung in unseren Proceedings bringen, um
ihr so dieselbe Verbreitung zu sichern, wie meinem Irrtum, den ich sehr bedauere
. Ergebenst Theodore Besterman.
*
Herr H e 11 w 1 g, Vortragender über Okkultismus in zahlreichen Städten,
und Sachverständiger in vielen Dinge», hat eine Aktion unternommen, die nichts
anderes beweist, als daß die Hitze in der letzten Zeit auch in Potsdam enorm
gewesen ist. Ausgangspunkt: Frau Plaat! Diese Dame, die seit Monaten in
London Verdienst bezieht aus ihren großen Gaben, an deren Bekanntwerden wir
nicht ganz unbeteiligt sind, hat vor einigen Wochen Herrn Hellwig in Potsdam
besucht, dessen sehr zahlreichen und immer wiederholten Einladungen sie anscheinend
nicht länger widerstehen konnte. Obwohl Frau Plaat die Liebenswürdigkeit
der Aufnahme lobte und anscheinend die Erfolge ihrer Experimente
für befriedigend hielt, mußte ich über die nach meiner Reise erhaltene Mitteilung
äußerst überrascht sein, da ich Frau P. wiederholt vor H. gewarnt hatte, als
einem Herrn, der noch nie eine Zeile in positiver Weise für die Parapsychologte
abgegeben habe, und ich nicht einzusehen vermöge, daß unsere guten Medien
sich blindlings den möglichen „Entlarvungen", Verdächtigungen und Angriffen
der „kritischen" Gegner aussetzten. Frau P. hatte auch früher stets meine Gründe
gebilligt, sie war nicht im unklaren über meine Einschätzung des Herrn H. und
seiner menschlichen Schwächen, und sie hatte bisher stets abgelehnt, seiner Einladung
nachzukommen.
Aber selbst angenommen, H. würde nun zum Anhänger der Psychometrie
werden und in seinen Vortragsreisen mutig ein Bekenntnis für diese Sinnesumwandlung
ablegen — ein Ereignis, dem ich höchst skeptisch gegenüberstehe,
auch dann hätte ich es lieber gesehen, Frau P. hätte H. angesichts seines bisherigen
, scharf die Parapsychologie bekämpfenden Standpunktes eine deutliche
Ablehnung gegeben, wie H. sie auch schon von anderen Seiten verdientermaßen
einstecken mußte. Auf die erhaltene Nachricht hin habe ich nun FrauP.
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