Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0496
458

Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1930.)

Das Werk ist „dem größten Erfinder aller Zeiten, dem Schöpter des ersten
Werkzeugs" gewidmet. Zweifellos mit Recht. Es war hohe Zeit, der weitverbreiteten
Ansicht entgegenzutreten, daß der Urmensch nichts als ein bestialischer
Troglodyt gewesen sei. Dennert ist für den Gegenstand seiner Forschung nicht
voreingenommen: er unterwirft die Kultur des Urmenschen an Hand der prähistorischen
Funde einer scharfen Kritik und kommt trotzdem zu dem bemerkenswerten
Resultat, daß der Urmensch intellektuell dem heutigen nicht allzu fern
stand. Sicher hat Dennert recht, wenn er im ersten Gebrauch des Werkzeugs
einen größeren Kulturfortschritt sieht als in der späteren Modifikation.

Dennert geht sämtliche Kulturschichten des Paläolithikums bis zum Neolithikum
durch und beweist an Hand zahlreicher Funde ein in der Tat erstaunlich
hohes intellektuelles Niveau des Urmenschen. Die Plastik, Ornamentik, Malerei,
die Allgemeinkultur, all diese stummen Zeugen einer großen Vergangenheit hat
Dennert zum Reden gebracht. Doch er begnügt sich nicht mit der Beschreibung
und Deutung jener Funde, sondern er zieht interessante Parallelen auch zu
anderen Kulturen. Vergleiche hinken zwar immer, und auch Dennert ist, wie er
übrigens freimütig eingesteht, dieser Gefahr nicht immer entgangen. Dennerts
Werk ist durchaus phylogenetisch orientiert in der Hinsicht, daß er von der
Parallelität der intellektuellen Entwicklung beim Kinde und beim Urmenschen
überzeugt ist. Einschlägige, an Kindern und Jugendlichen angestellte Versuche
scheinen z. T. durchaus für diese Theorie zu sprechen. Auf die oft sehr subtilen
Differenzen kann hier natürlich nicht näher eingegangen werden.

Dennert kommt zu dem Schluß: Der Urmensch war hinsichtlich seiner geistigen
Höhe ein vollwertiger Mensch mit der bedeutungsvollen Anlage zur Heraufführung
der gesamten nachfolgenden Kultur.

Das Buch ist, was bei einem deutschen wissenschaftlichen Werk etwas heißen
will, allgemeinverständlich geschrieben und wird zweifellos schon allein wegen
seiner neuartigen Untersuchungsmethoden seinen Platz in der wissenschaftlichen
Literatur behaupten. Nicht zum wenigsten verdient auch das überaus reiche
Abbildungsmaterial (629 Figuren auf 61 Tafeln!) eine besondere Erwähnung, da
es, in bester Reproduktion wiedergegeben, keine bloße Zugabe, sondern wirklich
ein mit dem Text organisch verbundenes Ganzes darstellt. — Möge es dem Verfasser
vergönnt sein, uns noch recht viele Resultate seiner Forschungen in so
ansprechender Weise vorzulegen. Prübusch, Berlin.

Gase Studies Bearing Upon Survival von John F. Thomas (150 S., Boston,
SPR., 1929).

Das lesenswerte Buch ist der Niederschlag aus 214 protokollierten Sitzungen
mit 17 Medien, von welchen eines (Mrs. Soule-Chenoweth) in Amerika und 16 in
England leben. Herr Thomas, der in Detroit wohnt, glaubt in diesen Sitzungen
mit seiner 1926 verstorbenen Frau in Beziehung zu stehen. Er gibt nur vier
Sitzungen in extenso; im übrigen trägt er aus den verschiedensten Sitzungen
jeweils das zusammen, was sich auf bestimmte Einzelheiten bezieht. Diese an
sich, was die Lesbarkeit des Werkes anlangt, sicher begrüßenswerte Methode,
erschwert andererseits oft die Bewertung des Beweismaterials für den Außenstehenden
. Denn wenn z. B. über das Aussehen, den Charakter oder die religiösen
Anschauungen der Verstorbenen aus 216 Sitzungen Aeußerungen zusammengestellt
werden, die notwendig nur eine kleine Auslese sein können, so erhebt
sich der Zweifel, ob nicht die übergangenen Stellen viele, die guten Aeußerungen
stark verdunkelnde falsche Mitteilungen über dieselben Punkte enthalten
könnten. Da ferner zahlreiche Angaben sehr vage sind, war zunächst mein
Eindruck kein besonders günstiger; aber bei genauer Prüfung findet man einzelne
Fälle, die stark spiritistisch anmuten; ich meine besonders die Fälle 8,
10, 11, 17, 18, 19 (S. 89—90) und Fall 24 (S. 104—105).

Ich berichte kurz über den Fall 17, der mir den stärksten Eindruck machte.
Vor etwa 20 Jahren hatte Thomas die Gewohnheit Gummi zu kauen, was seine
Frau leicht tadelte; er gab es daher bald auf. Erst im März 1927 steckte Thomas
zum erstenmal wieder ein ihm von einem Freund angebotenes Stück Kaugummi
in die Westentasche; als er es zu Hause auspackte, gab seine Schwiegertochter,
die ihn nie Gummi hatte kauen sehen, ihrem Erstaunen Ausdruck. Thomas erwiderte
: „Nur zum Scherz, jemand gab es mir." Am 11. April 1927 sagte die verstorbene
Frau Thomas in Boston durch Mrs. Soule (Chenoweth): „Ich verfolge


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0496