Freiburger historische Bestände - digital

466

wohnlich Leuchtarmbänder und führte das Protokoll vermittels des Diktaphons.
Man beschloß, Dr. William Brown abermals die Kontrolle zu übertragen, obwohl
wir beim letztenmal eine schlechte Sitzung gehabt hatten. Miß Baggallay
wurde zur zweiten Kontrollperson ausersehen. Die Sitzordnung war wie folgt:
Rudi (9), Dr. William Brown (8^, Miß Virginia Baggallay (7), Price (6),
Mrs. Mitcheson (5), Dr. F. C. S. Schiller (\), Miß Elizabeth Wiiliam-
son (3), Prof. A. F. G. Pollard (2); Lord Charles Hope (i) bedient die elektrische
Vorrichtung.

(Die Sitzung begann um 8 Uhr 53 Min. Da bis 10 Uhr 55 Min. keine Phänomene
eintraten, übernahm Mr. Price nach einer kurzen Pause wieder die Kontrolle
. Dr. Brown saß neben ihm, dann kam Miß Baggallay. Olga sagte, dieser
Kontrollwechsel wäre nicht nötig gewesen, aber man solle es jetzt so lassen.
Dr. Brown habe mediale Kräfte, die anders geartet seien, als die ihrigen und
sie störten wenn er nicht anwesend wäre, würde sie imstande sein, ausgezeichnete
Phänomene zu zeigen. Man solle aufhören und nach seinem Weggang
die Sitzung fortsetzen. Dies geschah. Um 12 Uhr 35 Min. wurde die Sitzung
wieder aufgenommen. 12 Uhr 46 Min. begannen bereits heftige Vorhangbewegungen
. Der Vorhang wurde über Mrs. Mrtchesons Kopf geschleudert, der
Leuchtpapierkorb bewegte sich gegen die Kabinettvorhänge, ohne jedoch empor-
zuschweben. Olga verabschiedete sich dann. 12 Uhr 52 Min. Schluß der
Sitzung. Uebers.)

Wenn der Leser meine bisherigen Berichte sorgfältig durchliest, wird er
bemerken, daß ich es systematisch vermieden habe zu sagen, daß die Phänomene
absolut und unleugbar echt waren, obwohl ich es durchblicken ließ. Dies
geschah nicht aus Schwäche oder Feigheit meinerseits, sondern auf Grund einer
angeborenen Skepsis gegenüber der Tatsache, daß sich ein Wunder vor meinen
eigenen Augen zutragen könnte. Meine Kenntnis der Triek-Kunststückehen;
der raffinierten Feinheiten der Irreführung; der Mangelhaftigkeit der menschlichen
Fähigkeiten bei genauer Beobachtung; der Unrichtigkeit des alten
Sprichwortes „Sehen macht Glauben"; der Streiche, die uns unsere Sinne
spielen; der — visuellen und den Gehörssinn betreffenden — Illusionen der
Dunkelheit oder einer schlechten Beleuchtung — dies und andere Eiwägungem
ließen mich zögern, ehe ich kühn erklärte, daß die Manifestationen, welche wir
beobachteten, absolut und unbestreitbar übernatürlich waren.

Diese Bemerkung wurde ausgelöst durch die ausgezeichneten, großartigen
telekinetischen Darbietungen, welche wir im letzten Teil der obigen Sitzung beobachteten
. Die Plüschvorhänge sind ziemlich schwer, denn sie wiegen 9 Pfund
i<4 Unzen (ca. 8 Pfund 4^7 g\ außerdem ist jeder für sich aufgehängt und sie
reichen vom Fußboden bis zur Decke. Die Bewegung einer Vorhanghälfte
beeinflußt die andere nicht. Aber sie bewegten sich nicht, wie ich oder du sie
bewegen würden — sie rollten und brandeten in Wogen über unsere Köpfe,
als ob ein leichter Wirbelwind sich langsam im Kabinett entwickelt hätte und
nun plötzlich ausgebrochen sei, wobei er die Vorhänge immer wieder und
wieder über unsere Köpfe wogen ließ. Was wir sahen, machte großen
Eindruck auf uns — erschreckte uns fast.

!) Auch in Sitzungen mit Dr. v. Schrenck-Notzing wurde mehrmals die
Beobachtung gemacht, daß die Anwesenheit anderer medial veranlagter Personen
oft sehr schwache oder negative Sitzungen bedingte. Uebers.