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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1930.)
1. Wei soll die Sitzungsteilnehmer auswählen und was bürgt für die
Richtigkeit der Auswahl? Schon hier erhebt sich die Frage: quis custo-
diet custodes (wer die Wächter bewachen soll)?
2. Es genügt nicht, vertrauenswürdige Sitzungsteilnehmer auszuwählen, sondern
man muß der Welt auch zeigen, daß sie dies wiklich sind. Und wenn
sie jetzt dafür gehalten werden, wie steht es dann mit den künftigen Generationen
, die ihr Zeugnis annehmen sollen?
3. Es ist unlogisch, der Ehrlichkeit der Teilnehmer zu vertrauen, während
man sich gegen mögliche Betrügereien des Mediums sichert. Wenn Medien möglicherweise
des Betrugs verdächtig sind, warum nicht die Teilnehmer der
Helfershel f erei ?
4. In der Tat gibt es genug Verdachtsgründe gegen diese. Der ständige
Teilnehmer ist ein Produkt der Auslese. Er ist übrig geblieben, entweder, weil
ihn diese Art Medialität besonders interessiert, oder weil er nichts Verdächtiges
darin finden kann. Beides kann verdächtig sein. Zweitens finden sich unter
seinesgleichen am ehesten Helfershelfer. Drittens wird der ständige Teilnehmer
am ehesten in seiner Wachsamkeit nachlassen und Betrugssicherungen vermeiden.
5. Unkontrollierte Sitzungsteilnehmer können nicht nur das Vertrauen der
Oeffentlichkeit zu dem Sitzungsbericht erschüttern, sondern auch Iden Wert der
Sitzung für die Teilnehmer selbst herabmindern. Wer seiner selbst vollkommen
sicher ist, braucht es noch nicht bezüglich der anderen zu sein.
6. Ich kann absolut nicht zugeben, daß die elektrische Kontrolle des Zirkels
weggelassen werden sollte, weil die parapsychologische Forschung ohnedies
schon kompliziert genug sei. Das ist sie allerdings, aber sie wird nicht fortschreiten
, wenn nicht all ihren Schwierigkeiten und Komplikationen mit entsprechenden
Mitteln begegnet wird. Mir scheint, daß eine zweckmäßige Kontrolle
der Sitzungsteilnehmer eine der naheliegendsten und wertvollsten Verbesserungen
ist, die man bei den Sitzungsbedingungen einführen kann . . .
Als Dr. Schiller dies schrieb, hatte er das Funktionieren unserer elektrischen
Kontrolle noch nicht aus eigener Erfahrung kennen gelernt. Als sich ihm
in der Sitzung vom 28. November eine Gelegenheit hierzu bot, erklärte er sich
für völlig befriedigt mit der elektrischen Kontrolle und billigte durchaus unsere
Methode, das Medium und auch die Sitzungsteilnehmer zu kontrollieren, es
sef die nach den besten wissenschaftlichen Grundsätzen arrangierte Sitzung, der
er je beigewohnt hätte. Auf Prof. Pollard machte sie einen so großen Eindruck,
daß er um Erlaubnis bat, weiteren Versuchen beiwohnen zu dürfen . . .
Es tut mir leid für Dr. Brown. Er hat ein bezauberndes Wesen und ich
bedaure, daß irgend etwas an ihm mit Olga disharmonierte. Ich erwähnte
schon, daß Sir Oliver Lodge erklärt hat, Dr. Brown sei „mediumistisch" — aber
Rudi wußte dies nicht — der Name des Doktors wurde ihm gegenüber nie erwähnt
und es ist beachtenswert, daß Olga irgendeine mediale Ausstrahlung oder
andere Zeichen von Medialität an ihm entdeckte . . . Dr. Brown studierte den
Echtheit der Phänomene nicht anerkennen wolle. Inzwischen hat man ja sogar
Pftce seihst als solchen verdächtigt, worauf die beste Antwort ist, daß er ja
ebtflse stark elektrisch kontrolliert wurde, wie das Medium. Uebers.
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