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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1930.)
Eine weitere von Prof. Pollard vorgeschlagene Probe wurde in der Sitzung
vom 5. Dezember angestellt. Wir rieben den Kabinettboden mit Bohnerwachs
ein, auf das wir vermittels einer Streubüchse Stärkemehl streuten. Ein Versuch
zeigte, daß auch der geringste Druck auf den Boden das Stärkemehl in das
klebrige Wachs eindrückte und einen Abdruck hervorrief, der durch leichtes
Wegbürsten des unberührten Pulvers zum Vorschein kam. Nach der Sitzung
fanden wir mehrere Eindrücke im Pulver. Aber sie waren nicht sehr deutlich
und wir suchen nun nach einer geeigneteren Masse zum Fixieren des Pulvers.
Ich habe bereits Versuche mit einer Mischung von Xylol und Kanadabalsam *)
gemacht, die zweckentsprechend zu sein scheint.
Es ereignete sich wieder ein Zwischenfall in bezug auf einen der Sitzungsteilnehmer
. Der Psychotherapeut Dr. Charles Sampson (ein Freund des verstorbenen
Dr. Geley vom Institut Metapsychique) bat mich um Zulassung zu
einer Sitzung. Ich willigte hauptsächlich deshalb ein, weil er ein Mitglied des
„Magischen Zirkels" ist.
Aber Olga freundete sich nicht mit Dr. Sampson an. Sie teilte uns mit,
daß etwas in seiner Ausstrahlung die Phänomene störe und sie daran verhindere
„die Kraft herauszuziehen". Dr. Sampson verwendet in seiner Tätigkeit ziemlich
viel Hypnose und hat vielleicht unbewußt Olga beeinflußt, genau wie
Dr. Brown. Dr. Sampson saß nicht sehr nahe beim Medium, aber kurz vor
Sitzungsschluß bat Olga uns um eine kurze Pause, nach der Prof. Pollard sich
neben Dr. Sampson setzen sollte, um die Wirkung seiner psychischen Ausstrahlung
„auszugleichen". Wir baten jedoch Dr. Sampson sich zurückzuziehen,
obwohl dies gegen Olgas „Befehl" ging. Olga stellte uns hierauf energisch zur
Rede, weil wir ihr nicht gefolgt hatten und wir mußten Dr. Sampson zurückrufen
. Jedenfalls lehrte uns der Zwischenfall das eine: daß Olga und Psychotherapeuten
nicht recht harmonieren2).
Ich lasse die Sitzordnung folgen: Rudi (9), Prof. A. F. G. Pollard, Hauptkontrolleur
(8), Price (7), Miß Virginia Baggallay (6), Dr. Braun (5), Mrs.
Mitcheson (4), Dr. Charles Sampson, Psychotherapeut (3)., Miß Elis. William-
son (2), Lord Charles Hope, kontrolliert die elektrische Einrichtung (1). Miß
Lucie Kaye in weißem Kittel mit Leuchtarmbändern führt das Protokoll hinter
dem Moskitonetz.
(Die Sitzung begann um 8 Uhr 32 und endete um 12 Uhr 23. Außer Vorhangbewegungen
ereigneten sich keine Phänomene. Uebers.)
Den 10. Dezember 1929.
Ich habe heute ein interessantes Experiment angestellt. Ich habe versucht,
die tiefe, schnelle Atmung Rudis im Trancezustand nachzuahmen. Dieses
*) Xylene, Ce HU (CHS)2, wird als Lösungsmittel in der Mikroskopie verwendet
. Kanadabalsam ist das Harz des Nadelbaumes Abies balsamica.
2) Dies stimmt nicht immer. In den Schrenckschen Sitzungen war 1927
bis 1928 in etwa 30 Sitzungen der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Probst
ständig erster Kontrolleur. Ebenso störte die Anwesenheit von Psychiatern und
Psychotherapeuten wie Prof. Bleuler, Prof. Maier, Dr. Stähelin, Dr. Reichel,
Dr. Oberholzer (sämtlich von der Irrenanstalt Burghölzli, Zürich), Prof. Jung,
Dr. O. R. Heyer, Dr. Bügler, Dr. Wittenberg usw. unter den Sitzungsteilnehmern
den Ablauf der Phänomene nicht im geringsten. Uebers.
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