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Price: Berichte über Laboratoriums versuche mit Rudi Schneider.
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und von einer Wand zur anderen erstreckte. Ein Teil des Schleierrandes war
frei gelassen worden, um den Eintritt in den für die Sitzung bestimmtem
Zimmerteil zu ermöglichen (es gab sonst keinen Ausgang). Dieser war mit
Bändern und kleinen Glöckchen an der Wand befestigt, damit es sofort bemerkt
werden würde, wenn irgend jemand während der Sitzung hindurchschlüpfte.
Die Vorderarme von Miß Kaye waren mit Leuchtbändern bedeckt, so daß man
sie in der Dunkelheit sehen konnte.
In der Ecke zwischen den Wänden hingen zwei Vorhänge und bildeten das
traditionelle Kabinett. Ihre Ränder wurden durch Leuchtbänder umrissen.
Vor dem Kabinett stand ein niedriges Tischchen, auf dem sich ein Leuchtpapierkorb
, eine Glocke und ein kleines Saiteninstrument befanden.
Etwa 5 cm über dem Tischchen hing eine elektrische Rotlichtlampe, die von
Zeit zu Zeit angedreht wurde.
Die Sitzung fand im Grunde genommen insofern im Dunkeln statt, als die
Augen nicht erkennen konnten, wie die Phänomene hervorgebracht wurden, jedoch
auf Grund der Leuchtfarbe und Leuchtstreifen die Phänomene wahrnehmen
konnten.
So sah man also ehe die Manifestationen vor sich gingen im Dunkeln: die
sechs roten Lampen der elektrischen Kontrolle hoch oben in der Nähe der
Decke, den schwachen rötlichen Schein der Lampe über dem Tischchen, den
leuchtenden Umriß des Rohrpapierkorbes, die leuchtenden Umrisse des schwarzen
Kabinettes. Darüber hinaus herrschte Dunkelheit.
Das Medium Rudi Schneider saß etwa i m (4 Fuß n Zoll = ca. i,5o m
von Rudis rechtem Fuß bis zur Kabinettöffnung. H. P.) von den Vorhängen
des schwarzen Kabinettes und den davor befindlichen Gegenständen entfernt. Die
Sitzungsteilnehmer waren etwa 11/2 1» von dem schwarzen Kabinett entfernt in
einem Halbkreis vor demselben verteilt.
Phänomene, die1>eobachtet wurden.
1. Sitzung am 9. Dezember 1929.
Die Sitzung dauerte von etwa 9 Uhr abends bis Mitternacht und zerfiel
in vier Tranceabschnitte, wenn man so sagen darf, die durch je eine Ruhepause
von fünfzehn Minuten für Rudi Schneider voneinander gelrennt waren. Dieser
begab sich, nachdem er aus der Trance erwacht war, mit einem Teil der Teilnehmer
in ein angrenzendes Zimmer. Während dieser Ruhepausen verließ ich
das Sitzungszimmer nicht.
Während der ersten Tranceperiode: keine Phänomene.
Während der zweiten Tranceperiode fingen nach einem Zeitraum, den ich
auf fünfzehn Minuten schätze, die beiden Kabinettvorhänge an, sich ein wenig
zu bewegen, dann plötzlich wurden sie wie durch einen plötzlichen heftigem
Windstoß nach vorn geschleudert. Gleichzeitig hörte ich den kleinen Tisch und
die darauf befindlichen Gegenstände fallen.
Während dieser Phänomene — Bewegungen, dann ein plötzliches Vorstoßen
der Vorhänge —, die ein paar Sekunden dauerten, erhob ich zweimal die Augen
zu dem Signalbrett der elektrischen Kontrolle, dessen sechs Lampen brannten.
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