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Price: Berichte über Laboratoriumsversuche mit Rudi Schneider
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„geist" Kraft sammeln könnte. Nachdem Rudi aus der Trance erwacht war,
begaben wir uns zum Rauchen in das Nebenzimmer.
Ich war der letzte, der das Zimmer verließ, da ich mich noch einmal gründlich
umsehen wollte, und kehrte als erster wieder in dasselbe zurück. Rudi
war der Dritte, der das Zimmer verließ. Er schien müde zu sein.
Nachdem wir wieder fünfzig Minuten dagesessen waren, während deren
Olga wiedei sprach, wurde abermals eine Pause eingeschoben, nach der es losging
. Wir sahen, wie der Hocker, auf dem sich der mit Leuchtfarbe bestrichene
Papierkorb befand, auf uns zukam. Er bewegte sich auf eine merkwürdige
Weise und fiel dann plötzlich um.
Dann flogen die Kabinettvorhänge auseinander und die daran befestigten
Bänder streckten sich aus wie Flaggen, die im Winde wehen.
Wir fühlten einen schrecklich kalten Luftzug. Es war unheimlich. Ich sah
mich scharf nach irgendwelchen Anzeichen eines Tricks um, konnte aber keine
entdecken.
Inzwischen ragte der Wandarm, an dem die elektrische Kabinettlampe befestigt
war, so steif aus dem Kabinett hervor, als wäre es eine eiserne Stange
gewesen. Die Lampe drehte sich um sich selbst und dann ging alles an seinen
früheren Platz zurück.
Unmittelbar an diese Manifestation anschließend hörten wir einige Klopflaute
. Olga bat, ihr eine Zahl anzugeben, und einer der Studenten schlug neun
vor. So oft wurde nun geklopft.
Mehrere schwere Schläge folgten, als schlage ein Riese mit einem Schlegel
auf einen Marmorblock. Das Merkwürdige dabei war, daß die Schläge nicht
von den Wänden, der D^cke oder dem Boden zu kommen schienen. Es waren
schwere Schläge und doch riefen sie keinerlei Erschütterung im Zimmer hervor,
wie sie derartige Schläge, wenn man sie mit normalen Mitteln hervorbringt,
erzeugt hätten. Hierauf folgte eine weitere Pause. Es ging schon auf Mitternacht
zu, und wir waren schon lange«Zeit gesessen.
Wir setzten uns abermals hin und Olga sagte, sie würde uns noch wunder-
barere Dinge zeigen. Aber nichts geschah und sie sagte schließlich, wir täten
besser daran, die Sitzung zu schließen.
Mir lag viel daran herauszubekommen, ob Rudi Schneider die Grundlagen
der Taschenspielkunst kennt und ich zeigte ihm deshalb, als wir die Treppe hk-
unter gingen, einige auf Hand- und Fingerfertigkeit beruhende Tricks, aber er
schaute immer nach der falschen Richtung und schien nichts von dem taschenspielerischen
Grundsatz der „Ablenkung" zu verstehen.
Ich bin überzeugt, daß das, was ich in der Sitzung sah, nicht auf Tricks beruhte
. Keine Gruppe unter uns Taschenspielern könnte diese Phänomene unter
solchen Bedingungen hervorgebracht haben."
Elfte (Experimenta l-)Si tzung ,
Donnerstag, den 19. Dezember 1929.
Ich habe bereits erwähnt, daß ich mich absichtlich von dieser Sitzung fern
hielt, Mr. A. Egerton nahm meinen Platz ein. Lord Charles Hope leitete die
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