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Pike: Berichte über Laboratonumsversuche mit Rudi Schneider. 491
vorbei. Als ich etwas das erstemal an mir vorbeistreifen fuhlle, sagte ich
nichts, um zu sehen, ob es Olga lediglich für mich getan hatte oder etwas darüber
sagen würde. Dies tat sie und ich gab daraufhin zu, daß ich gefühlt hätte,
wie etwas vorbei ^wischte'*. Die Manifestation wiederholte sich hierauf. In
diesem Teil der Sitzung war angeblich ein neuer Kontrollgeist, Anton, zugegen
. Ich habe noch nie zuvor etwas von \nton gebort M.
Zum erstenmal in irgendeiner Londoner Sitzung berührte einer der
Sitzungsteilnehmer ein „Glied", ,,Endorgan4> oder „Pseudopod" — oder wie
man es nennen mag. Lord Clmle* Hope war der Glückliche die Hand berührte
die seine, während diese unter dem abgedämpften Hot licht auf dem Tisch
lag. Die ,,IIand" war schwach sichtbar und Lord Charles erklarte, daß sie seine
Hand tätschelte und er die Finger deutlich fühlen konnte.
Der kühle Hauch war in dieser Sitzung Ss'hr kalt, aber unglücklicherweise
wurde beim Aufstellen de« Kabinetthermographen der Registrierstift nicht
richtig eingesetzt, so daß er die Trommel nicht berührte. Wahrscheinlich würde
er ein deutliches Sinken der Temperatur angezeigt hihm
Die Kontrolle war so streng wie immer durchgeführt: ich hielt Rudi an
Händen und Füßen fe<*t umklammert, die elektrischen Signallampen flackerten
auch nicht ein einziges Mal. Miß Bnggallay's rechte Hand lag auf unseren vier
sich haltenden Händen und w a h r e n d jede-» g r ö ß e r e n P h ä n o m e n s
teilte siede m Zirkel mit , daß sie sich der Lage jedes unserer
Glieder versichert hätte. Die Phänomene wurden in viel böserem Licht
als sonst beobachtet und die Trance schien tWer zu sein. E« war ein glänzender
Abend und die Phänomene waren ebenso vielseitig und interessant ah glänzend.
Wenn Rudi» Ruhm auf nichts anderem beruhen würde, als auf dieser einen
Sitzung, wäre die Echtheit seiner Mtdialität bis aufs letzte ei wiesen. In keinem
Bericht übei irgendein Medium wurden die Phänomene je unter einer so unbarmherzigen
Kontrolle von Sitzungsteilnehmern desselben Ranges beobachtet.
Wahrend der Sitzung lejjte ich bei Olga ein gutes Wort für Dr. Brown ein
und sagte ihr, sie müßte sich an die mediale Ausstrahlung gewöhnen, die er vielleicht
hätte, denn es sei wichtig, daß er wiedei teilnehme. Sie stimmte bereitwilligst
zu. Am 2. Januar erhielten wii einen Brief von Dr. Brown auf unsere,
Einladung hin, sich wieder an den Sitzungen /u beteiligen Er schrieb, daß er
sehr gein weitere Verbuche anstellen wurde, wenn es nicht wichtiger sei, daß
andere Gelehrte (die di<> Phänomene noch nicht gesehen habenj an den Sitzungen
teilnehmen. Er schreibt: ,Jch sah in der ersten Sitzung interessante Phänomene
und finde jetzt, daß sie mich für die Zeit entschädigten, die ich darauf
J) „Anton'* ist den Munchener und Braunauer Sitzungsteilnehmern wohl
bekannt. Mit Vorliebe zupft oder berührt er den Kontrolleur und die ihm zunächst
Sitzenden. Nach Olgas Angaben ist es ein etwas beschrankter Geist aus
einer niedrigeren Sphäre, der ihr zur Erziehung beigesellt wurde. Er meldete sich
nur einmal direkt durch Rudi, als Olga „streikte4' — die Art des Trancezustandes
und der Atmung war hierbei ganz anders, als wenn Olga kommt —, mußte sich
aber erst schriftlich (durch die Hand des Mediums) verständlich machen. Der
damalige Kontrolleur (Dr. Probst) brachte ihm mit größter Mühe ein mühsames
Stottern bei, physikalische Phänomene konnte er überhaupt niebt machen.
Olga behauptet, er sei „ein guter Kerl, aber dumm". Uebers.
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