Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0537
Dieterich: Meine Erfahrungen mit Max Moecke.

495

habe — ein Fall der deshalb besonderes Interesse verdient, weil er sehr häufig
auch in Öffentlichen Experimentalabenden Mo eck es sich ereignet, in denen
sich einzelne Personen im Augenblick der schnell hintereinander folgenden
Aussagen auf weiter zurückliegende und vielleicht nicht weiter belangreiche
Einzelheiten nicht mehr zu entsinnen vermögen, die gleichwohl von dem Hellseher
in voller Schärfe erfaßt werden. Interessant ist hier weiter der Umstand,
daß es sich nicht einmal um etwas zur Tatsache Gewordenes, sondern nur um
ein gelegentlich in Gedanken gehegtes Projekt handelt.) Auf den erfolgten
Einwand hin beschrieb M. den Ort des Grabes noch genauer dahin, daß sich
viele Steine in der Nähe befänden und unweit davon Sprengungen ausgeführt
würden, was beides auf die Lage des Neuenbürger Friedhofs zutrifft. — Seiner
Weltanschauung nach sei Dr. H. Pessimist, aber nicht zu Depressionen geneigt;
auch sei er nicht etwa Fatalist. Seine Weltanschauung sei eigentlich die eines
Pessimisten aus Optimismus! (Was mir persönlich als für Dr. II. besonders
bezeichnend und vorzüglich ausgedrückt erscheint. Es versteht sich diese
Aeußerung folgendermaßen: Dr. H. pflegt seine Erwartungen möglichst niedrig
zu halten, um als Schlußerlebnis keine Enttäuschung übrig zu behalten.) In
seinem Beruf mache sich gelegentlich eine stark religiöse Einstellung geltend.
Er habe überhaupt durch Tradition eine religiöse, aber nicht eigentlich konfessionelle
Ader. Manchmal wundere er sich über „Entdeckungen** Anderer,
die ihm selbst schon längst nichts Neues mehr seien. Er zeige viel Sympathie
für Indien und habe auch esoterisches Verständnis. Vielleicht werde er später
einmal in Ostasien Aufenthalt nehmen. Bei einem Schiffstransport seien auffallend
viele bunte Vögel mitgekommen. (Bei der Bückkehr von einem längeren
Aufenthalt in Südamerika zusammen mit Prof. Dr. Krieg, dem nachmaligen
Leiter der Deutschen Gran Ghaco-Expedition, brachte tatsächlich auch Dr. H.
eine größere Anzahl argentinischer „Kardinale** mit nach Hamburg.) Dr. II.
— führte M. weiter aus — sei ein ausgesprochener Brotesser, habe überhaupt
eine etwas eigenartige Lebensweise. In seiner Umgebung liebe er ruhige Bilder.
Er sehe ein Bild, auf dem wogende See dargestellt sei. (Diese Aussage verblüffte
mich wieder besonders, da Dr. H. mir erst einige Wochen vorher sagte, er suche
für sein Sprechzimmer ein Seestück mit hohen, aber rulligen Wogen und einem
gut im Wind stehenden Segelmaster; ob ich ihm vielleicht ein solches malen
oder besorgen könnte.) Er liebe überhaupt sehr das Wasser. Gelegentlich zeige
er Stoffwechselstörungen durch Intoxikation, habe auch häufiger leichte Kopfschmerzen
. In jungen Jahren habe er an besonders heftigen Zahnschmerzen
gelitten, M. sähe gleichzeitig zwei Wunden im Kiefer (die als von Extraktionen
herrührend bestätigt wurden). Er habe schon viele Beisen hinter sich und werde
auch noch etliche große Beisen unternehmen. Später werde er seinen Wohnsitz
in einer norddeutschen Stadt aufschlagen, vermutlich nicht weit von Berlin.
Er neige ein wenig zum Eigenbrötler und sei im übrigen merkwürdig auf Buhe
eingestellt. In der Lebenskraft sei er entschieden zurückzudatieren, etwa 28
oder 3o Jahre alt, seiner geistigen Entwicklung nach indes ein Fünfziger.
Später werde er auch noch wissenschaftlich publizieren. Es folgen weiter einige
auffallend zutreffende und prägnante Aussagen, die indes ihres privaten Charak-

32*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0537