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Dieterich: Meine Erfahrungen mit Max Moecke.

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es botanische Bücher. Es befanden sich auch alte Herbarien in dem Raum;
mit diesen beschäftigten Sie sich nachts. (Deutlich erinnere ich mich dieser
nächtlichen Studien bei miserablem Licht über den Herbarien meines Vaters,
ebenso der nächtlichen Lektüre.) Ich sehe Sie beim Versuch etwas, das sich losgelöst
hat, wieder anzukleben. Weil Sie aber keinen Leim zur Hand haben,
machen Sie es mit „Spucke"! (M. lacht heftig.) Von Ihrem Fenster aus haben
Sie auf einen Turm mit Uhr geblickt. Es ist vor dem Fenster auch ein Spatzennest
, mit dem Sie sich oft beschäftigt haben. (Das sind wie die obigen absolut
zutreffende und charakteristische Einzelheiten aus dem Milieu der letzten Amtsstelle
meines Vaters.) Einmal wollten Sie ein Spinngewebe im Zimmer nicht
wegnehmen lassen; es gab darüber den größten Krach. (Das weiß ich zwar
nimmer, aber es ist sehr bezeichnend. Noch heute kann es vorkommen, daß ich
auf der Straße einem Jungen, der etwa ein Tier quält oder zertritt, eine hinter
die Ohren haue!) Sie haben noch verschiedene Brüder. (Ich erwiderte, nur
einen Bruder zu haben.) Ich sehe aber 3 Personen männlichen Geschlechts, die
Ihnen sehr nahe stehen. (Ich sagte ihm, daß ich außer meinem Bruder zwei
Vettern in der Verwandtschaft habe, die mir innerlich eigentlich näher stünden
als mein richtiger Bruder.) Der eine von diesen ist blond, der andere etwas
dunkler und großer. Ihr Bruder ist ganz anders im Wesen als Sie, viel verschlossener
, schweigt sich über seine Pläne aus, ist überhaupt kurz angebunden.
Seine Handschrift (!) ist auch ganz anders als die Ihre. Am Schluß
macht er solch eigentümliche Haken. (Moecke schreibt in sein Heft
ein paar Züge, die das Angedeutete illustrieren sollen, und
zeigt sie mir. Es sind nicht nur die charakteristischen Endzüge, besonders seines
Namenszugs, die aber als Ausdruckserscheinung auch sonst wiederkehren und
gerade ein Hauptkennzeichen seines Wesens bedeuten, sondern M. setzt diesem
Wortende ein gleichfalls für die Schrift charakteristisches H voraus und deutet
damit, ihm selber ganz unbewußt, auch den Wortlaut der von ihm gemeinten
Unterschrift an: Hermann!) Sie haben eigentlich auch nur eine Schwester; die
beiden anderen sind Ihnen etwas fremd. (Das beziehe ich weniger auf das
innere als das rein verwandtschaftliche Verhältnis: Meine beiden andern Schwestern
entstammen der ersten Ehe meines Vaters.) — Moecke macht weiterhin eine
ganze Reihe detaillierter Angaben über mein derzeitiges Milieu, über Familienverhältnisse
und Angehörige der Familie, über meine beruflichen Arbeiten und
Projekte, die durchweg zutreffen, hier aber nicht mitgeteilt werden sollen. Er
kennzeichnet mit Worten auch noch eine andere Schrift aus meinem nächsten
Kreis und schließt endlich mit der Bemerkung, Dr. H., der während der ganzen
Unterredung zugegen war, habe in Gedanken die eine und andere seiner Bemerkungen
unterstrichen, was ihm auch bestätigt wurde.

Bei anderer Gelegenheit wollte ich von Moecke einige ausdruckswissenschaftlich
verwertbare Aufnahmen machen und gab ihm, um den überzeugenden
Ausdruck zu bekommen, nacheinander 2 Schriften von Bekannten in
München mit der Bitte, sich darauf zu konzentrieren. Moecke gab nach ganz
kurzer Zeit und ohne eigentliches Besinnen u. a. folgende Erklärungen ab, die
ich zwischen die einzelnen Aufnahmen hinein aufzeichnete:


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