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Dieterich: Meine Erfahrungen mit Max Moecke

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Empfindung des Feuchten, die ebenso einer normalen körperlichen Sinnesempfindung
dieser Art entspricht wie das Heil-Sehen dem körperlichen Sehen
des Auges, das Heil-Hören der Gehörsempfindung des körperlichen Ohres. In
diesem Zusammenhang sei auch nochmals an das schon früher mitgeteilte Beispiel
einer unmittelbaren quasi „inneren" Geruchsempfindung erinnert.
(Wie die verschiedenen Erscheinungs- oder Aeußerungsformen des „sechsten
Sinnes" psycho-physiologisch erklärt werden könnten, mag vielleicht an anderer
Stelle noch näher untersucht werden.)

Ton einer anderen Geige sagte M., sie sei ganz anders als die eben behandelte
. Sie sei viel zarter, heller und feiner im Ton und auch sonst ein besonderes
Instrument. Es sei sozusagen Haussers Sorgenkind gewesen. Er habe m i t d e r
Geige alle möglichen Versuche gemacht, sie sei verschiedentlich
geöffnet und wieder umgeändert worden; an ihr habe er
zum erstenmal eine neue Sache, die Konstruktion betreffend ausprobiert, auch
habe er eine andere Lackzusammensetzung dazu verwandt. Das nebenstehende
Instrument habe eine besonders dunkle Klangfarbe. (Es war eine in
der Mensur kaum wesentlich größere Bratsche, die sich ja bekanntlich durch
ihr dunkles Kolorit ebenso von der Geige unterscheidet als durch die Stimmung.
Auch die anderen Angaben waren alle vollkommen zutreffend.)

Zum Schluß wurde ihm von einem Herrn, der mit 0. Hausser zusammenarbeitet
, noch eine andere Geige gereicht mit der Frage, was denn das für ein
Instrument sei. „Ach — sagt M. so leichthin — das ist ein Karnickel!"
Es war ein äußerlich wunderschönes und untadeliges, für einen auch
nur einigermaßen anspruchsvollen Geiger aber gänzlich unmögliches Instrument
eines heutigen Berufsgeigenbaaers, — eine sogenannte „Schachtel"! — Ein
Instrument sei zurzeit auch noch in Arbeit, sagte M. noch ganz
von sich aus. Es sei etwa halb fertig, Teile davon schon ganz, — etwas
Größeres. Damit werde H. den bisher größten Erfolg erzielen; es werde ein
Glanzstück abgeben. —

Inzwischen sind etwa 8 Wochen vergangen, das erste Violoncello Haus-
sers ist fertig geworden und hat schon ohne Lack hinsichtlich der Größe und
Schönheit des Tons und seines enorm leichten Ansprechens bis in die höchsten
Lagen alle gewiß nicht niedrig gehaltenen Erwartungen übertroffen. —

In der Werkstatt gab dann M. noch weitere Mitteilungen über die
bei der Herstellung verwandten Materialien (!), die vorerst
noch als geheim zu gelten haben. —

Als er sich von den Geigen wieder abwandte, sagte er so nebenbei von
einer an der Wand hängenden Radierung, dieses Bild sei ein Geschenk,
was wieder für die große Unwahrscheinlichkeit einer „Gedankenempfindung"
spricht, da kein Mensch sich im entferntesten mit diesem längst gewohnten Bild
beschäftigt hatte.

Als M. in das Musikzimmer des Nebengebäudes trat, in dem sich ein Bech-
stein-Flügel und ein Pianino befinden, äußerte er ohne Besinnen, an diesem
Flügel sei heute an zwei Tasten etwas repariert worden. Es
sei nicht viel gewesen, eine Kleinigkeit, aber es sei etwas kaput gewesen. (Noch


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