http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0544
502
Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1930.)
zwei Tage vorher ärgerte ich mich beim Spiel darüber, daß das kleine f nicht
schlug; von dem anderen Schaden war mir selber nichts bekannt, er wurde aber
anderseitig bestätigt. Am selben Tag war, ohne daß ich schon darum wußte,
ein Mechaniker von Klinckerfuß dagewesen, um die Sache in Ordnung zu
bringen.) Nach der Reparatur, behauptete M., sei aufdem Flügel zuerst
etwas Leichtes, so eine Art Gassenhauer gespielt worden (!). Das
wurde von Frau Hausser, einer hervorragenden und durchaus „seriösen" Pianistin
, doch bestritten. Sie erinnerte sich deutlich, etwas Ernstes gespielt zu
haben. „Nein, — beharrt M. — es ist zuerst etwas Leichtes gespielt worden;
ich höre (!) doch ganz deutlich den Rhythmus! Erst nachher ist etwas Getragenes
, Religiöses auf dem Instrument gespielt worden." Demnach war der
Sachverhalt der, daß in Frau H.s Abwesenheit der Techniker, der das Instrument
instand setzte, wie es allgemein üblich ist, irgend etwas darauf spielte, um die
Stimmung oder Mechanik zu prüfen. Frau II. aber hatte als erstes Stück auf
dem reparierten Flügel den Mittelsatz aus der „Appassionata" gespielt, — wie
M. richtig hörte , eine ganz ausgesprochen religiöse Musik! —
So beiläufig fragte ich M. am selben Platz noch, was wohl Herr Hausser an
seinem Fuß habe, an dem übrigens äußerlich gar nichts zu sehen war. Auf
Moeckes Frage, ob er eine Prothese trage, erwiderte H., das sei gerade nicht der
Fall. „Aber bandagiert ist der Fuß — sagte M. weiter — und zwar bis hierher
(er gibt an seinem eigenen Bein genau die Stelle an). I^h wollte es noch genauer
wissen und fragte noch einmal, was denn mit dem Bein Jos sei, worauf M. m i t
dem Ton größter Selbstverständlichkeit erklärte, es sei ein
Stück Knochen los. Und diese Diagnose war sogar richtiger als
die des davon aufgenommenen Röntgenbildes! Schon in der
Jugend hatte sich H. durch einen unglücklichen Schritt diese innere Verletzung
zugezogen. Ein kleiner Knochen, der sich im Kniegelenk befindet, auf dem
Röntgenbild aber nicht zu sehen ist, spielt sich von Zeit zu Zeit fühlbar zwischen
die andern Knochen und verursacht so heftige Schmerzen, um dann von selber
wieder in die Ruhelage zurückzukehren. —
An anderem Ort zeigte ich M. einige interessante Handschriften und
stieß dabei auch auf die einer früheren Freundin. Wieder ganz beiläufig fragte
ich, ob M. sagen könne, anwasdieBetreffendegestorben sei, worauf
die^rompte Antwort kam: „Herz — Lunge — blutende Lungenkrankheit
!": Sie war tatsächlich an Lungenblutungen gestorben
. —
Oeffentliche Experimente.
Nun seien zum Schluß noch einige markante Fälle aus den öffentlichen
Vortragsabenden Moeckes berichtet, die alle dadurch auffallen, daß sie nicht
etwa erraten und zum großen Teil auch nicht „übertragen" sein können
im Sinn eines telepathischen Rapportes. Es sind vielfach
ganz geringfügige Dinge, an die der gerade Behandelte sicher nicht „gedacht"
hat, die zum Teil erst wieder mühsam aus der Erinnerung hervorgeholt werden
mußten. (Wohl die meisten öder ein jeder mochte in Gedanken vielmehr
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0544