http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0546
504
Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1930.)
delt! Hier geht es ja auch nicht um den Erweis einer Rekordleistung, sondern
um die Feststellung von Tatsachen überhaupt. Wo es sich um die prinzipielle
Erweiterung der Erkenntnis handelt, spielt das Verhältnis der
„Trefferzahl4 zu der der „Nieten" ja gar keine Rolle. Demi wenn von Tausenden
beliebiger Erscheinungen der Erfahrung auch nur ein einziger Fall sich ereignet
, dei mit den bisherigen Erkenntnissen nicht in Einklang zu bringen ist,
so h a t sich eben die Erfahrung um diesen einen Fall erweitert, und sei auch
noch so lange eine „Erklärung" desselben nicht möglich — oder auch bloß
nur Wenigen möglich, deren Erkenntnis und Erfahrung eben weiter reicht als
die der großen Masse! Das soll doch hier nochmals ausdrücklich festgestellt sein,
da in der Polemik um die — wenngleich seit Urzeiten der Menschheit bekannten
— parapsychologischen Phänomene immer wieder mit bewundernswerter Konsequenz
, freilich auch immer seitens des unmaßgeblichen Unverstandes, die Anzahl
der nachgewiesenen oder bloß möglichen. Fehlresultate und (bewußten oder
unbewußten) Täuschungen in den Vordergrund der Betrachtung gerückt wird.
Das spricht aber nicht etwa für eine Verkennung der Sachlage, — im
Gegenteil: es kennzeichnet die zweifelhafte Politik des lieben Vogels Strauß, der
die Gefahr sehr wohl, nur zu gut erkennt (warum würde er anders Anlaß
nehmen, absichtlich zu erblinden?), sich aber, und wohl nicht zu Unrecht, außer
Stande sieht, ihr in w i r k s a m e r Weise zu begegnen. Und wer es nicht gerade
klar erkennt, der fühlt doch instinktiv die ungeheure Tragweite dieser umstrittenen
Tatsachen für das Gesamtgebiet menschlicher Erkenntnis und Weltanschauung
, fühlt es, daß mit deren endgültiger und allgemeiner Anerkennung
die ganze noch mit so erbitterter Hartnäckigkeit gehaltene Stellung einer öden
und seichten Pseudo-Weltanschauung verloren ist, die den Auftakt bildete auch
zu einem praktischen Materialismus, wie er trostloser in der ganzen Weltgeschichte
nicht wieder zu finden ist. Wozu denn sonst der Lärm? „Was steht
den Herrn zu Diensten?" Es geht hier nicht um Meinungen, sondern um
Geltungen! Und außerdem ist der menschlichen Eintagsfliegenart pder
Denkfaulheit mit der Möglichkeit auch einer Erkenntnis des Künftigen, also
der Realität und Gesetzlichkeit, d. h. Gesetztheit auch menschlichen „Schick-
sa 1 s" doch ein starkes Ausrufezeichen gesetzt!--
Auch
4 Moeckes zeitliches Fernsehen
muß sich in den öffentlichen Darbietungen aus naheliegenden Gründen auf die
Vergangenheit beschränken. Dem freilich, der sich mit irgendwie
konstruierten telepathischen oder anderen Erklärungen
nicht zufrieden geben kann, bedeutet Vergangenheit,
Gegenwart oder Zukunft ja nur die Verschiebung oder Verdichtung
eines absoluten Geschehens innerhalb unserer
eigenen raumzeitlichen Erfahrung und raumzeitlich begrenzten
Erkenntnis. Immerhin bin ich in der Lage, außer der das
oben beschriebene Cello betreffenden Prognose noch drei einwandfreie Fälle
eingetroffener Vorhersagen aus jüngster Zeit mitteilen zu können. Sie seien
den übrigen vorangestellt:
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0546