http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0547
Dieterich: Meine Erfahrungen mit Max Moecke.
505
Ein Herr K. aus Ludwigsburg kommt zu M. zur persönlichen Konsultation
. Er hat ein Haus gekauft und will innerhalb i4 Tagen dort einziehen.
Zu seiner größten Verwunderung erklärt ihm Moecke, er werde leider nicht
einziehen können, auch werde er gewisse Gelder, mit denen er vorher noch
rechne, nicht bekommen. Der Fremde ist aber seiner Sache sicher und äußert
bei nächster Gelegenheit zu meinem Nachbarn anläßlich eines Gesprächs über
Moecke, er werde am besten in der Lage sein zu beurteilen, was von dessen
Voraussagen zu halten sei; es sei völlig ausgeschlossen, daß ihm
bei seinem Einzug etwas dazwischen kommen oder er die
erwarteten Gelder nicht bekommen werde. — Einige Zeit nach
dem verstrichenen Termin kam er wieder mit dem Bekannten zusammen und
erzählte ihm etwas kleinlaut, es sei alles haarscharf so gekommen,
wie M. es vorausgesagt habe! — Heute ist er noch nicht in dem betreffenden
Haus! —
Auch einem andern mir bekannten Herrn hatte M. vor Antritt
einer längeren und wichtigen Geschäftsreise alle möglichen Einzelheiten Yorher-
gesagt und beschrieben. Es wurde ihm alles der Reihe nach von verschiedenen
Städten aus telegraphisch oder telephonisch bestätigt und gleichzeitig weitere
Erkundigung eingeholt. —
Einem mir gut bekannten Dr. S. in Ludwigsburg sagt M. in der
Sprechstunde u. a.: „Sie haben zwei Kinder." — „Nein, ich habe nur eines." —
„Dann muß noch eines unterwegs sein, und zwar wird das ein Mädel mit
dunklem Haar." — Dr. S. wollte diesen Angaben keinen Glauben schenken,
obgleich er sonst genügend von M.s Fähigkeiten sich überzeugen konnte. Da
beide Eltern blond sind, war es auch keineswegs zu erwarten, daß dieses Kind
dunkles Haar haben werde. Es ist unterdessen angekommen und zur größten
Ueberraschung der Eltern als Mädchen mit dunklem Haar! —
Die nun folgenden
Begebenheiten^us Vortragsabenden
in Ludwigsburg, Stuttgart und Eßlingen mögen für sich selber sprechen:
Einem Herrn aus der Asperger Straße in Ludwigsburg sagt M., er habe
diesen Vormittag eine größere Geldsumme fortgeschickt. (Es handelt
sich um einen Betrag von etlichen Tausenden, wie der Betreffende nachher vertraulich
erzählte.) Einem Bankier B. sei vor ganz kurzem (gestern?) eine angebrannte
Mehlspeise serviert worden (M. riecht es wieder!). Die
Ursache sei eine dünne Stelle im Boden des Kochgeschirrs gewesen, was von der
Frau bestätigt wurde. — Ein anderer Herr (Redakteur der „Ludwigsburger
Zeitung") habe einen Brief in der Tasche, der über ein Kraftfahrzeug
handle. Er habe auch einen Bildausweis inder Tasche, und zwar
einen besonderen, den andere Leute nicht haben. (Es war der Redakteurausweis
de3 Herrn!) Er sei Flieger gewesen und dabei einmal abgeschossen
worden, und zwar von der eigenen Truppe. Das sei daher gekommen, daß er ein
französisches Flugzeug geflogen habe, das zwar unten das deutsche Abzeichen,
auf der Oberseite der Tragflächen aber noch die französische Kokarde getragen
habe. Bei dem Abschuß sei er durch ein Holzstück verletzt worden (!). — Ein
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0547