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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1930.)
Herr Architekt S. aus Stuttgart habe zu Hausein einer Kommodenschublade
, in der sich Aktenstücke in sehr guter Ordnung befänden, obenauf
ein kleines Kreuz liegen, das von einem Toten stamme oder wenigstens
mit einem Toten in Berührung gewesen sei (M. riecht wieder Leichengeruch
!). Es sei auch ein kleiner Blumenstrauß dabei. Ein andermal riecht
M. noch, daß ein Herr vor einigen Tagen stark ausder Nasegeblutef
habe. — Während des Vortrags in L. sagt M. in seiner leicht amüsiertem Art,
nun müsse er aus Höflichkeit einmal wieder eine Dame drannehmen. Er
holt sich eine heraus, der er zunächst auf den Kopf zusagte, sie habe eben
bei sich gedaicht, das sei doch eine Unverschämtheit, die Frauen nur aus
Höflichkeil drannehmen zu wollen, was auch ohne weiteres bestätigt wurde. Er
beschreibt das Zimmer der Daime. Auf dem Sofa sehe er auch einen
weißen, wie künstlich aussehenden, Hund, so ähnlich wie Marke „Knopf im
Ohr'4. Die Dame erwiderte, das sei ein richtiger Hund. Moecke: „Aber er sieht
aus wie ein künstlicher, so eigentümlich wollig." Mit diesem Hund wird ein
auffallendei Kult getrieben; aber er ist dabei sehr wohlerzogen. Wenn man
vor ihn etwas auf den Tisch legt, so nimmt er es erst, wenn man ihn ausdrücklich
dazu auffordert. Beim Essen sitzt er auf einem Stuhl und legt, wenn ihm
etwas besonderes in die Nase sticht, ganz sachte eine Pfote auf den Tisch. Aber
von selber würde er nie etwas nehmen. (Ich kenne selber die Qualitäten und
Wohlerzogenheit des beschriebenen Hundes.) — Einer Offiziersgattin sagt M.,
sie habe früher viel gemalt, ihr Vater sei aber gar nicht damit einverstanden
gewesen; nur ein einziges kleines Bild von ihr habe ihm eigentlich gefallen
. — Eine andere Dame habe früher inder Schule immer Karrikaturen
ihrer Lehrer auf die Fließblätter gezeichnet; einmal sei ein solches versehentlich
in ein Korrekturheft hineingeraten. — Von einer anderen Dame in Stuttgart
sagte M. — sicher auch kein alltäglicher Zug! — sie habe eine förmliche
Abscheu vor dem Spiegel! — Ganz spontan erklärt er vom Podium
herunter, hier in der ersten Reihe sei jemand zu früh auf die Welt gekommen
. Der Herr (Freiherr von R.) meldet sich. M. sagt ihm weiter, er sei
früher einmal wegen einer Verletzung in der Nase in ärztlicher Behandlung
gewesen. Er habe sich dieselbe von außen durch einen Stift, und zwar
keinen gewöhnlichen Bleistift, beigebracht. Auch habe er sich als Knabe einmal
b§im Reif spiel einen Vorderzahn ausgefallen. Seine Schrift weise besonders
große und bogige Initialen auf, während die übrigen Buchstaben klein
geschrieben werden. (M. schreibt wieder ganz charakteristische Züge in die
Luft.) — Ein anderer Herr habe eine Verletzung am rechten Oberschenkel
. Er habe überhaupt die ungeschickte Angewohnheit, überall anzustoßen
und leicht hinzufallen, was von einer Dame neben ihm durch verständnisinniges
Kopfnicken bestätigt und unterstrichen wird. M. bittet um irgend-
einen Gegenstand, um sieh daran „psychometrisch" — wie der unpassende
Ausdruck für dieses Verfahren lautet — in die Eriebnissphäre des Betreffenden
einzufühlen. Ein sehr gut gekleideter Herr reicht ihm einen kleinen
farbigen, im übrigen kaum definierbaren Gegenstand auf die Bühne. „Was
ist denn das für ein ulkiges Ding?" — sagt Moecke lachend — „So was habe ich
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