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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1930.)
lieh, wie sie auf Stühlen um den Tisch herumgesprungen und dann vornüber
mit der Stirn auf die spitzige, geschnitzte Verzierung eines Sehrankes gefallen
sei* Daß sie sich nicht gleich meldete, geschah deshalb, weil sie zunächst dachte,
der Unfall könnte ja auch sonst jemand im Saal passiert sein. Erst bei Beschreibung
der Narbe sei sie sicher gewesen, selber gemeint zu sein, doch war M.
gleich im Experimentieren weiter gegangen.
Der Fall ist sehr lehrreich und nicht unwesentlich, weil er sicher
auch sonst oft wiederkehrt, wenn verschiedene psychische Strome sich decken
oder überschneiden. —
Während der Vorträge macht M. noch ein besonderes,
zum erstenmal gezeigtesHellfühl-Experiment: Er bittet irgend
einen der stets anwesenden Aerzte, den Puls eines Anwesenden zu fühlen
und gibt dann vom Zuschauerraum abgekehrt, mit der Hand genau die Schläge
des jeweiligen, oft ganz ungewöhnlichen Pulses wieder. In Stuttgart bittet er
in seinem ersten Vortrag auch einen Arzt. Es meldet sich zunächst niemand.
„Hier in der Mitte des Saales" — sagt M. und gibt die Richtung an — „rechts)
des Ganges sitzt doch ein Arzt! Nein — in der Reihe davor, der Herr mit der
Brille! Sie sind doch Arzt, nicht wahr?" — „Ja." — Er fühlt nun den
Puls des Nebensi tz ers, der auf der Bühne wiedergegeben
und von dem Arzt bestätigt wird. „Nun gehen Sie doch bitte einmal
auf die andere Seite des Saales, dort werde ich Ihnen einen besonders interessanten
Puls vorführen, — der große Herr an der Säule —" Der Arzt geht
hinüber. Während er noch unterwegs ist, ruft ihm M. zu: „Herr, D oktor,
Sie haben in der linke n Rocktasche ein schwarzes Notizbuch
,indemsichaucheinepoetischeEintragung befindet."
Der Arzt nickte etwas verlegen. „Die Eintragung stammt aus der
Faschingszeit und behandelt ein Faschingserlebnis!'' Kll) —
Stimmt gleichfalls. — Der Herr kommt an der bezeichneten Stelle an und bemüht
sich um den betr. Puls. Unterdessen sagt ihm M., daß sich noch eine
zweite poetische Eintragung in dem Notizbuch befinde. Dann wird ein Puls
mit besonderen Nebengeräuschen durch genaue Schläge
wiedergegeben und noch ein weiterer, ganz anders gearteter. — Während
eines andern Vortrags wird einem jungen Mann gesagt, er beschäftige sich viel
mjit psychologischen Fragen. „Nein." — „Doch, mit Arbeitspsychologie, Reklamepsychologie
!" — „Ja." — „Na, sehen Sie!" — Bei einem andern
Herrn sieht M. amerikanische Bilder: „Sie waren in Amerika?" — „Ja." —
„Auch in Spanien; und zwar muß das 1921 gewesen sein." — „Stimmt.** —
„Sie kamen schon 1920 nach Spanien, ohne eigentlichen Plan und unter dem
Eindruck von Depressionen. Von Spanien aus hatten Sie starke Beziehungen
speziell nach Amerika." — Einer Dame sagt M., sie habe zu Hause auffallend
viele Münzen. Sie erklärt, ihr Vater habe diese. — Ein Herr wieder habe
vor ein paar Tagen eine technische Zeichnung entworfen; und dann
schreibe er meistens mit Stiften, die sehr leicht abbrechen. Seine Schrift
sei sehr dickflüssig. Er benütze gewöhnlich Briefkuverts aus buntem Papier,
sei überhaupt, was den Umschlag betrifft, wenig wählerisch. Einige
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