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Dieterich: Meine Erfahrungen mit Max Moecke.
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charakteristische Züge seiner Schrift werden vorgeschrieben
. Es wird alles zugegeben. Auch daß er früher mit einem regierenden
Haus zu tun gehabt habe. In seinem Leben seien vielfach Gewalttätigkeiten
vorgekommen. Nachdem sich M. bereits wieder einem andern zugewandt
hatte, sagte er noch zu dem Herrn (Konsul N.), er sei auch bei einem
Schiffsunglück beteiligt gewesen. „Sie dachten eben: Nun hat er
mir alles mögliche gesagt, aber das Schiffsunglück hat er
nicht gesehen!" — Der Herr bestätigt. — „Ich sehe Sie dabei verschiedene
Personen, Frauen und Kinder in einen Kahn befördern. Eine Frau wollte nicht
hineingehen; Sie mußten sie geradezu hineinstoßen." — Es stimmt alles genau.
— Ein kleiner Uhrbügel wird ihm gereicht. Die zugehörige Uhr, sagt M.,
sei verloren, vorher sei das Glas zerschlagen worden. Die Uhr sei ein Erbstück,
jedenfalls früher von jemand anderem besessen worden. Die Dame sagt, sie sei
ein Geschenk. Daß der Träger der Uhr eine Narbe schräg über die Stirn gehabt
habe, wird verneint. „Oder der Schenker?" — „Ja." — Der betreffend©
Herr habe die Gewohnheit, sehr klar zu sprechen. In ihrer Handtasche
habe die Dame in den letzten Tagen noch Watte getragen, aber nicht
zu medizinischen Zwecken. Es wird zugestimmt. — Einem Herrn wird gesagt,
er sei vor etw* 3 Wochen in Gefahr gewesen überfahren zu werden. Es wird
bestritten. „Doch, es muß mit dem Volksfest zusammengehangen haben; .Sie
haben dabei schon Abwehrbewegungen gemacht oder solche Gedanken gehabt."
Der Herr erinnert sich wieder und bestätigt. —
Während sich M. auf der einen Seite der Bühne beschäftigte, wurden auf
der anderen, von ihm gar nicht bemerkt, eine ganze Anzahl Gegenstände
auf der Rampe niedergelegt, mit denen er sich hätte befassen sollen.
Als er darauf aufmerksam wurde, äußerte er so leichthin, jetzt könne er ja bald
einen Laden eröffnen. Ernsthaft fährt er fort, es habe eben jemand
„te lep a t hie r t", er solle einmal die Gegenstände analysieren
, ohne zu wissen, von wem sie stammen, wa<* von einer
Dame bestätigt wurde. Moecke nahm darauf ein kleines, vernickeltes Herren-
feue,r7eug heraus und sagte, es gehöre einer Dame. Doch sei es noch vor einigen
Tagen von einem Herrn getragen worden als Repressalie, um sich ein Rendezvous
dadurch zu erzwingen (!!). Der Herr sei ein furchtbarer Dickkopf und
schreibe ganz verschiedene Handschriften. Er könne seine Schrift auch
außerordentlich gut verstellen und habe auch schon anonyme Briefe geschrieben
. Die Dame stimmt allen diesen Angaben zu. — Bei einem Herrn sieht
Moecke, daß er sich viel mit Indien, mit indischen Bauten beschäftigt.
Zu Hause habe er auch einen kleinen Buddha und ein Bild von der Alhambra.
So etwas ähnliches, gibt der Herr zu. - Von einer ihm gereichten Brieftasche
sagt M., sie sei noch nicht lange im Besitx des Herrn, es sei ein
Gegenstand von einem Toten darin, sie „fühle sich so blutig an" (!).
Einem andern jungen Herrn in Eßlingen sagt M., er habe schon früh in der
Schule sportliche Auszeichnungen erhalten. Aus einem Zimmer zu Hai im*
sei kürzlieh ein alter Lorbeerkranz entfernt worden, das Zimmer seirenoviert
worden. E<? sei früher tapeziert gewesen, habe jetzt aber keine Tapete
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