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dazu nicht imstande. Ich konnte die Saiten zwar mit den Fingern erreichen
, nicht aber die Töne mit einem Finger deutlich anschlagen, ohne die
Saiten mit meiner übrigen Hand beim Halten des Instrumentes unrein erklingen
zu lassen. Es war wirklich wunderbar eindrucksvoll — besonders für
diejenigen, die das Medium hielten.
Ein weiteres ausgezeichnetes Phänomen war das Emporsteigen, Läuten,
I mherschweben und Niederfallen der Handglocke. Ich sah deutlich unterhalb
der Rotlichtlampe) einen röhrenartigen Arm (so sah ich es von mir aus) zwischen
den Vorhängen hervorkommen, der die Glocke oben berührte. Das „Endorgan"
oder „Rohr" schien sich etwa in derselben Weise an die Glocke zu heften,
in der wir in der Schule Gewichte mit Saugröhren aus feuchtem Leder emporzuheben
pflegten. Die Glocke wurde, während sie den Zirkel durchmaß, in
der gleichen Weise geläutet, wie ein Metisch dies getan haben würde. Sie
wurde im Schoß von Frau Prof. Pollard niedergelegt.
Ein weiteres glänzendes Phänomen war das sanfte Um-die-Wette-ziehen
zwischen Professor Pollard und der unsichtbaren Kraft, welche das entgegengesetzte
Ende des Papierkorbes ergriffen hatte. (Vgl. die „Bemerkungen"
von) Prof. Pollard.) Der Professor erklärte mir nachher das Phänomen und
sagte, daß die Kraft, welche das Pseudopod, das den Korb aufhob, ausübte,
nur ein paar Unzen maß.
Nach dem Vorfall mit dem Korb tätschelte das Pseudopod oder die „Pfote"
Prof. Pollards bloße Hand. Er hatte vorher um Erlaubnis gebeten, den Handschuh
mit dem elektrischen Kontakt ausziehen zu dürfen. Er sagte, die
„Pfote" fühlte sich weich und „wie aus Stoff" („like fabric") an. Wir kamen
nachher zu dem Ergebnis, daß das Pseudopod auf der and er en Seite des
Plüschvorhanges war und Prof. Pollard es in ähnlicher Weise empfand, wie ich
es in meinem Mund fühlte. Wir versuchten, wie es sein würde, wenn wir die
Hand des Professors durch den Vorhang berührten und er hatte dabei, wie er
sagte, das gleiche Gefühl.
Wieder wurde der Papierkorb emporgehoben, er „schwebte" zum Kabinett
und fiel auf der am weitesten entfernten Zirkelseite zu Boden. Dann wurde
dem Tisch viel Aufmerksamkeit geschenkt — er wackelte ein paarmal und
fiel dann heftig um. Prof. Pollard berechnete die hierfür erforderliche Kraft
und fand, daß eine Energie von sechsundfünfzig Fußpfund (7,789 mkg) dazu
nötig sei, den Tisch umzuwerfen.
Dann folgten glänzende Taschentuchphänomene. Olga hatte uns gebeten,
ein Taschentuch unter die Rotlichtlampe auf den Tisch zu legen. Merkwürdigerweis0
sah ich die Bewegung des Taschentuöhes das erstemal nicht.
Ich unterhielt mich mit Mrs. Baggallay und Rudi Jag stöhnend an meiner
Brust. Plötzlich sagte Prof. Pollard: „Das Taschentuch ist verschwunden",
und in der Tat war es fort. Alle anderen sahen es außer Mrs. Baggallay und
dem Verfasser. Prof Pollard beobachtete das Taschentuch und es schoß auf
das Kabinett zu, als hätte es jemand mit einem schnellen, scharfen Ruck
gepackt. Diese Bewegung beweist, daß die Kraft aus dem Inneren des
Kabinettes wirkte, denn das Taschentuch wurde nachher zwischen dem
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