http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0578
532
Zeitschrift für Parapsychologie. 9. Heft. (September 1930.)
Bemerkungen von Prof. A. F. C. Pollard.
Prof. A. F. C. Pollard vom Imperial College of Science and Technology,
South Kensington, nahm an neun Sitzungen mit Hudi Schneider teil und seine
Frau war fünfmal anwesend. Beide kontrollierten mehrmals das Medium und
einmal begleitete Prof. Pollard Lord Charles Hope ins Kabinett, während di©
Manifestationen vor demselben stattfanden.
In» einem Brief (vom 23. Januar ip,3o), in dem er sich dazu beglückwünscht
, daß er eines der ,,glücklichen Individuen" war, die zur Teilnahme
an den Sitzungen eingeladen wurden, gibt er zu: „wie alle anderen kann ichi
mir die augenscheinlichen Phänomene, welche ich durch die Medialität von
Rudi beobachtete, nicht erklären. Ich fand sie verblüffend (intriguingV*
Prof. Pollard findet mit Recht, daß die mediumistischen Phänomene
dringend der Untersuchung bedürfen, ohne Rücksicht auf die augenscheinlichen
Vorurteile und den Verdacht, unter denen die jetzige Forschung zu
leiden hat auf Grund der vielen Fälle von Betrug, die von Zeit zu Zeit auf
die Oeffentlichkeit losgelassen wurden." Er gratuliert uns zu unserer „gründlichen
Organisation dieser Sitzungen" und zu „der genialen Methode, die einen
ersten Versuch darstellt zu einer wirklich entsprechenden Kontrolle" des
Mediums und der Sitzungsteilnehmer.
Prof. Pollard hat den Diktaphonbericht über die letzte Sitzung durchgelesen
und bemerkt dazu u. a. folgendes:
Das Protokoll berichtet, daß Prof. Pollard, nachdem er die Kontrollhandschuhe
ausgezogen hatte, den Papierkorb „etwa einen Fuß" (3o un) vor die
Kabinettöffnung hielt, als sich etwas hineinschob., Aber es scheint, daß der
Professor ihn etwa zwei Fuß (ca. 6o cm) vom Kabinett weghielt, wie er
selbst meint, so daß das Pseudopod viel weiter aus dem Kabinett hervorkam,
als wir dachten. Der Professor meint, daß es sich um einen der Vorhänge
gehandelt haben könnte, der zusammengeballt und in den Korb geschoben
wurde. Wenn dem so ist, war es ein sehr bemerkenswertes Phänomen.
In einer Schlußboiaerkung fugt Prof. Pollard zu dem Protokoll d^r
2i. Sitzung hinzu: „Der Professor bemerkt, er sei sicher, daß etwas hinter
dem linken Vorhang (d. h. am weitesten vorn Medium entfernt) den Vorhang
nach vorn schob und er mit seinen Fingerspitzen die Oberfläche des Vorhangs
berührte. Der Professor hat auch den Eindruck, daß, als der Papierkorb
ihm aus der Hand genommen wurde, das „Etwas, das sich hineinschob", ein
Teil des linken oder rechten Vorhangs war."
Diese letztere Bemerkung von Prof. Pollard ist äußerst interessant, weil
sie etwas bestätigt, was wir schon gelegentlich beobachteten, nämlich eine
Teleplasma-Masse im Inneren des Kabinetts1). Diese Versuche waren keines-
x) Man wird sich erinnern, daß Vinton in einer Braunauer Sitzung eine Mas^e
in einer Ecke des K abinettes fühlte, als er in den Vorhang griff. Seine Haare
sträubten sich und er zog sich, wie er selbst schildert („Psyche", April 1927,
S. 26) entsetzt zurück. Erst später fiel ihm ein, daß es sich hierbei „zweifellos"
um die zusammengekauerte Gestalt eines Helfershelfers im Kabinett handelte. Und
dies wurde dann als „erwiesene Tatsache" — statt als bloße Vermutung — von
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0578