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Verweyen: Richard Salzers parapsychische Fähigkeiten.
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von einem freundlichen Geschick dargebotenen Gelegenheiten zur Bereicherung
seiner okkulten Erfchrung zu ergreifen, so kann man immer wieder feststellen
, wie sehr auch im Bereiche des Okkulten die Namenlosen, ganz zurückhaltend
Lebenden, die Stillen im Lande, wie man sie nennen mag, Träger besonderer
Begabung und Leistung sind. Ja, man kann bei sich ständig wiederholender
Ermittlung dieses Sachverhaltes geneigt sein anzunehmen, daß große
und größte Sensitive und Medien gar nicht oder erst spät in breitester Oeffent-
lichkeit bekannt werden. Der Forscher aber, der das Glück hat, ihnen zu begegnen
, wird im Interesse der Wissenschaft und auch aus Dankbarkeit gegen
solche Medien — soweit sie damit einverstanden sind — davon in breiterer
Oeffentlichkeit berichten.
Von solchen allgemeinen Erwägungen aus, möchte ich die Aufmerksamkeit
lenken auf den Prager Richard S a 1 z e r, einen beruflich kaufmännisch tätigen,
weltgewandten Herrn, dessen jugendfrische Farben und Beweglichkeit in Anbetracht
seiner nahezu vollendeten sechs Jahrzehnte schon an sich Gegenstand
berechtigter Bewunderung sein können. Durch Prager Vorträge kam ich zu der
Bekanntschaft dieses beachtenswerten Mannes, der um mein Interesse für
okkulte Forschungen wußte und mir schon vor einigen Jahren Gelegenheit gab,
mich von seiner para-psychologischen Befähigung zu überzeugen. Nachdem ich
sozusagen Richard S a 1 z e r entdeckt hatte, ermunterte ich ihn, auf die weitere
Ausbildung seiner Fähigkeiten bedacht zu sein und noch größere Genauigkeit
anzustreben Ich behielt ihn während der letzten Jahre im Auge und nahm bei
jedem Wiedersehen die Gelegenheit wahr, mich von seinen Fortschritten zu
überzeugen. Inzwischen haben auch zahlreiche andere sich von dem fortgeschrittenen
Können Richard Salzers überzeugt. Die experimentellen Vortragsabende
, die er nunmehr zu geben im Begriffe ist, werden ihn bald in den Ruf
eines zweiten Scher mann, dessen Fähigkeiten er vielleicht in einiger Hinsicht
sogar noch übertrifft, bringen.
Ueber die Art seiner Befähigung erhielt ich im Gespräch von Richard
Salzer folgende Selbstkritik: „Zunächst Inspiration, d. h. ich muß angeregt
werden; dann Logik, Kombinatiort, Intuition, Telepathie, Psychologie — lauter
Kräfte, von denen ich beinhaltet bin, das ist meine Begabung. Die Kunst besteht
in der blitzartigen Anwendung der genannten mir zu Gebote stehenden Kräfte."
Aus einer größeren Anzahl von mit ihm angestellten Versuchen greife ich
folgenden Fall vom 29. Oktober 1929 heraus: Ich legte ihm das Schriftstück
eines Wiener Freundes H. Z. vor und erhielt alsbald folgendes Urteil: Gesundheitlich
nicht vollkommen auf der Höhe, hat lange unter stark seelischer Depression
infolge eines traurigen Ereignisses gelitten. (Sachverhalt: Der Betreffende
leidet an einem Bruch und hat seelisch unter mehreren Enttäuschungen während
der letzten Jahre gelitten.) Unbedingt ein guter Mensch, nicht kleinlich, aber
doch gezwungen, sein Budget zu halten. (Sachverhalt: Aeußere wirtschaftliche
Gedrücktheit zwingt den Schreiber allerdings zu größter Sparsamkeit, bei durchaus
großzügiger Veranlagung.) Nicht konfessionell, aber religiös. (Sachverhalt:
Der Beireffende gehört einer freireligiösen Gemeinschaft an.) Bürgerperson
mit den Allüren eines Aristokraten, was die Gesinnung betrifft. (Durchaus zu-
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