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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1930/0597
S7äntö: Pragmatische und nichtpragmatische Erklär, der Psychometrie. 551

Zunächst möchte ch darauf hinweisen, daß von den angeführten Auffassungen
diejenigen von Marcinowski, Böhm und mir eigentlich identisch sind.
Daß die Erinnerung auf Assoziation beruht, ist ja einleuchtend, wobei ich doch
lieber von Assoziation reden möchte, da ja auch Böhm \om Erinnern hier gewiß
nicht im Sinne eines Wiedererkennens des bereits Erlebten spricht. Marcinowskis
Parallele mit der „intuitiven Erkenntnis" scheint auf den ersten Blick auf
etwas anderes zu zielen. Doch darf man das Wort „Assoziation", wie ich es
\erstehe, nicht etwa im Sinne der alten Locke— Ilumeschen Vssoziationslehre
auffassen. Es ist gewiß ein Abstraktionsprodukt, herauspräpariert aus dem
lebendigen Flusse des seelischen Lebens. Wenn wir aber die „intuitive Erkenntnis
" im Sinne Marcinowskis einem solchen Abstraktionsprozesse unterwerfen,
wird sie sich auch in überindividuelle Assoziationszusammenhänge zergliedern
lassen. Der Unterschied scheint mir der zu sein, daß Marcinowski den ungeteilten
lebendigen Prozeß im Sinne hat, während ich auf eine idealisierte,
präparierte Zerlegung ausgehe. Marcinowskis Auffassung wird sich besser bewähren
, wo es sich um ein lebendiges Verständnis der Phänomene handelt,
während meine Formulierung vielleicht bei der experimentellen Arbeit besser
zu gebrauchen ist.

Dr. Krön elds Parallele mit der seelischen Einfühlung weist,
obzwar diese wie ja ein jeder individuelle Erkenntnisprozeß, auf Assoziationen
reduziert werden kann, doch zugleich auf eine andere bedeutsame Eigenheit
der Psychometrie, welche in den vorigen Auffassungen nicht gebührend zur
Geltung kommt, nämlich auf die auffallende Tatsache, daß sich das Medium
mit fremdem Seelenleben identifiziert, daß es dieses dramatisch und
mitfühlend erlebt. Zur Charakterisierung dieser Eigenheit reicht der Assoziationsbegriff
nicht mehr aus, hier muß man in eine tiefere Schicht des Seelenlebens
eindringen, nämlich die eigentümliche Zentrierung eines jeden seelischen
Lebens, seinen Ichbezug ins Auge fassen. „Einfühlen" bedeutet eine teilweise
\ufgabe der eigenen Zentrierung, um in den Kreis eines fremden Zentrums
dringen zu können. Auch Marcinowskis „intuithe Erkenntnis" trägt dieser
Tatsache Rechnung. Die pure Assoziation drückt diese Tatsache nicht aus, aber
sie widerspricht ihr auch nicht, wenn wir annehmen, d!aß seelische Inhalte,
welche zu einem Ich gehören, durch die liberindividuelle Assoziation mit den
Inhalten eines anderen Ich \erblinden sein können. Ein unpersönliches Seelisches
gibt's ja, soweit unsere Er fahrung reicht, nicht. Wird also durch überindividuelle
Assoziation ein nicht dem eigenen Ich angehöriges Seelisches erlebt,
so muß es als zu einem anderen Ich gehörig erleb! werden, es muß die eigentümliche
Zentrierung, aber diesmal mit einem andern Zentrum, aufweisen.

Eine auf den ersten Blick abweichende \uifassung scheint Dr. Neugarten
(1. c, S. 99) zu vertreten. , Jedes Ding und jede Begebenheit hat ihr Abbild
in einer nicht räumlich und zeitlich begrenzten Weit und ist prinzipiell bei
einer entsprechenden Seelenhaltung erlrbbar." Was aber bedeutet dies anderes
in seiner Anwendung auf Psychometrie ^Ilcllwissen der Vergangenheil!) als
die Existenz einer kosmischen Erinnerung (Erinnerung ist eine rjeberwindung
der Zeit und des Baumes, wenigstens in bezug auf die Vergangenheit), also

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