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Kleine Mitteilungen.

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welche Gegenstände die Beschreibungen passen, die ich im folgenden geben
werde." Dabei ist aus meinen Versuchen die nachstehende Beschreibung herausgegriffen
: „Länglich, dunkel, ein Ende spitz, aber nicht ganz spitz; das andere Ende
ist flach." Dann heißt es weiter: „Nach einer Zwischenfrage hatte der Telepath
dann noch mit eigenen Fragen geantwortet, indem er sagte: „Ein Federhalter,
ein Lineal? Aber kürzer." Im Maiheft verkündet dann Dr. Hellwig seinen
Lesern: „Dr. Kindborg legt nach dem Bericht Molls auf diesen Versuch besonderes
Gewicht und behauptet allen Ernstes, das sei eine genaue Beschreibung
eines Schlüssels! „Ich glaube nicht" fährt der Verfasser dann foit, „daß irgendein
Leser, der nunmehr noch einmal jenen dunklen Orakelspruch durchliest, Dr. Kindborg
beipflichten wird." Trotzdem muß aber der Verfasser gleich darauf zugeben
: „Es ist bemerkenswert, daß in diesem Falle ein einziger Einsender aus
jener Beschreibung das gleiche herausgelesen hat, wie Dr. Kindborg, indem er
jene Beschreibung auf einen Uhrschlüssel bezogen hat." Weiterhin wird dann
noch mitgeteilt, daß von den Einsendern eine Fülle verschiedener Gegenstände
genannt worden sei, „die vielfach keinerlei auch nur leise Aehnlichkeit miteinander
haben" und daß manche dieser Gegenstände häufig als Lösungsversuche
genannt werden, so beispielsweise Zigarre, Brieföffner, Bleistift."

Der Zweck der ganzen Uebung war offensichtlich der, die Leser glauben zu
machen, die Antworten bei telepathischen und Hellsehversuchen seien stets so
vieldeutig, daß es nur der Erfüllungswünsch der Experimentatoren auf diesen
Gebieten sei, der sie sich nach Gefallen zurecht lege. Aber warum? fragte ich
mich, hat der Verfasser nicht auf die völlig unzweideutigen Versuchsergebnisse
Bezug genommen, die sich in meiner Arbeit (es handelte sich offenbar um die
1920 bei Bergmann erschienene Schrift „Suggestion, Hypnose und Telepathie")
ebenfalls finden und dort durch Bild und Text deutlich hervorgehoben sind. Ich
vermutete deshalb sofort, daß Dr. Hellwig, dem ich eine solche Entstellung
meiner Veröffentlichung nicht zutraute, diese gar nicht selbst gelesen habe.
Meine Vermutung traf, wie ein Briefwechsel mit diesem Herrn ergab, zu. Er
habe, wie er mir mitteilte, den Versuch ohne Nachprüfung einem Berichte von
Moll entnommen, den er für einen durchaus gewissenhaften Forscher halte. Da
dieser schon vor Jahren erfolgte Bericht unwidersprochen geblieben sei, habe er
sich zur Wiedergabe berechtigt gehalten.

In letzterer Annahme hat sich Dr. Hellwig geirrt. Dem Mollschen Bericht
und insbesondere der wn Moll Angeführten Methodik, aus Versuchsergebnissen
die wesentlichen zu unterdrücken, um unwesentliche und minder gute als wesentlich
hinzustellen, ist sehr wohl, und zwar an auffallender Stelle, nämlich in dieser
Zeitschrift (damals noch Psychische Studien) widersprochen worden. Und zwar
ist es T i s c h n e r gewesen, der bei Wahrnehmung eigener Sache zugleich fü/
mich und andere Forscher eingetreten ist (Jahrgang 1922, Seite 640 und 645).
Mir genügte dies und bei meinem bereits angedeuteten Zeitmangel habe ich von
seiner Aufforderung „die Herren werden sich selbst gegen die völlige Entstellung
ihrer Arbeiten zu wehren wissen" bisher keinen Gebrauch gemacht. Ja, ich
habe die Mollsche Schrift „Prophezeien und Hellsehen" (Frankluche Buchhandlung
Stuttgart 1922) nicht einmal gelesen, obwohl ich sie bei Gelegenheit des
Briefwechseis mit Dr. Hellwig zu meinem eigenen Erstaunen in meiner Bibliothek
fand. Wahrscheinlich hatte ich sie mir seiner Zeit besorgt und dann wieder vergessen
. Nachdem nun aber Dr. Hellwig diese Schrift und meinen darin bemängelten
Versuch wieder ans Licht gezogen hat, muß ich mich jetzt nach
Jahren doch noch mit beiden beschäftigen. Dabei möchte ich vorerst Gelegenheit
nehmen, einen Irrtum einzugestehen und zu berichtigen, der mir in meinem
Briefwechsel mit Dr. Hellwig unterlaufen ist. ich habe nämlich, da ich mich
in meiner vor zehn Jahren verfaßten Schrift wirklich nicht mehr an jede Einzelheit
erinnerte, und beim Nachschlagen infolge meiner gegenwärtigen beruflichen
Ueberlastung eine Stelle übersehen habe, zunächst behauptet, ich hätte den Versuch
mit dem Schlüssel ganz ohne Kommentar wiedergegeben und hätte die
vage, tastende Beschreibung von Seiten des Mediums nicht in ihrem Ergebnis als
„genaue Beschreibung" bezeichnet. Tatsächlich findet sich eine Stelle in metner
Schrift, wo ich bei einem Rückblick auf den Versuch den, wie ich jetzt sehe,
nicht ganz glücklichen Ausdruck „genaue Beschreibung" gebraucht habe. Was
aber Moll seinen Lesern vorenthalten hat und Hellwig, da er meine Schrift über-


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