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Kleine Mitteilungen

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Endes sind doch alle Fehlsr, die die Antiokkultisten sich nachzuweisen bemühen,
immer nur Mängel der Darstellung. Moll, in dessen Spuren Hellwig wandelt,
hat ein Kapitel seines vorhin genannten Büchleins mit „Deutelsucht" überschrieben
. Damit will er ebenfalls sagen, daß alle als positiv geltenden Ergebnisse
nur der willkürlichen Auslegung von Seiten der Experimentatoren ihre Entstehung
verdankten. Wie ich schon in einer Diskussdon auf dem Athener Kongreß
ausführte, muß dieser Pfeil auf den Schützen zurückprallen; denn die
gegnerischen Beanstandungen enthalten, soweit «ich sehen kann, niemals den
Beweis, daß ein Ergebnis anders zustande gekommen ist, wie behauptet, sondern
immer nur eine Deutelei, und zwar oft eine sehr gekünstelte, wie es anders hätte
zustande gekommen sein können. Geschieht aber wirklich irgendwo ein Irrtum
der Darstellung oder der Wiedergabe, wie er auch in der sogenannten „exakten"
Wissenschaft alle Tage vorkommt, so wird dies nicht auf die allgemeine Unzulänglichkeit
alles Menschlichen, sondern auf eine angebliche Voreingenommenheit
und mangelnde Objektivität der Forschenden bezogen. Tatsächlich liegen eben .
leider auf diesem Gebiete die Verhältnisse so, daß es zwei Parteien gibt, eine
Wishnu-Partei, deren Angehörige Versuche anstellen und Erlebnisse haben, und
eine Shiwa-Partei, die nur am grünen Tische darüber nachsinnt, was sie den Ergebnissen
der anderen möglicherweise anhaben kann. (Dazwischen gibt es noch
eine kleine dritte Gruppe, die es bisher verstanden hat, bei jeder der beiden Parteien
einen Stuhl zu belegen.) Da sich nun aber Undeutlichkeiten der Protokolle
und Mängel der Berichte nie ganz werden vermeiden lassen (können doch
die meisten Forscher, wie ich selbst, ihre Versuche und Veröffentlichungen nur
neben anstrengender Berufsarbeit betreiben), so wird die Shiwa-Partei wohl voraussichtlich
noch lange auf Kosten der anderen ihr Leben führen.

In kollegialer Hochachtung

ergebenst

Dr. K i n d b o r g.

Hat der „Hellseher*4 Fred Marion übernormale Fähigkeiten?

Bericht über 3 Experimentalabende in Stuttgart.

Ueber Fred Marion, der im allgemeinen selbständig Experimentalvorträge
über Hellsehen und Telepathie hält, aber eine Zeitlang auch als Versuchsperson
Dr. Glogaus in dessen Vorträgen auftrat, entstand in den Jahrgängen 1926 und
1927 der Z. f. P. eine Polemik zwischen dem Psychiater, Professor Dr. Friedländer
und Dr. Glogau. Friedländer bestreitet Marions übernormale Fähigkeiten,
während Glogau sie bejaht. Es ist natürlich sehr schwer, aus den Ergebnissen
öffentlicher parapsychischer Experimente ein Urteil über die Natur des Gebotenen
zu gewinnen, da man hier meist über die Persönlichkeit der Mitwirkenden
aus dem Publikum nicht orientiert ist,%so daß stets die theoretische Möglichkeit
der Helfershelferei vorliegt. Selbst in Friedländers negativen Ausführungen spricht
jedoch manches für eine parapsychische Begabung Marions. Friedländer schreibt:
„Was das Erratfen «der (von irgendwelchen Personen vorgestellten) Farben betrifft
, so halte ich die Marionsche Leistung für sehr beachtenswert (von 5 Versuchen
glückten 3), die Versager ändern nichts an ihrer Bedeutung. Soll diese
Frage weiter geklärt werden, so müßten große Versuchsreihen, bei denen auch
Farbengemische zur Anwendung kommen, aufgestellt werden" (Z. f. P. 1926 S.42).
Da Friedländer zugibt, daß Marion bei diesen Fairbversuchen zeitweilig eine Kopfbinde
trug (Z. f. P. 1927 S. 356), kommt als Erklärung, abgesehen von der Möglichkeit
eines Zufallserfolgs, nur Helfershelferei oder Telepathie in Betracht1),
weshalb Friedländer im Recht ist, wenn er größere Versuchsreihen fordert. Doch
kann man es verstehen, daß Marion, der wie Möcke und Hanussen, durch seine
Vorträge und Sprechstunden sein gutes Auskommen hat, sich nicht sonderlich
zu längeren streng wissenschaftlichen Versuchsreihen hingezogen fühlt.

Wenn ich die Frage Fred Marion, die seit 1927 in der Z. f. P. ruhte, erneut
aufrolle, so kommt dies daher, daß ich in Stuttgart im Februar und März 1930
neben vielen ungenügenden, ja verdächtigen Experimenten doch auch Versuche
erlebte, die nahezulegen scheinen, daß Marion doch übernormale Fähigkeiten hat.

!) Von der Hypothese des sogenannten unwillkürlichen Flüsterns halte ich
sehr wenig.


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