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Kleine Mitteilungen

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aber da man nie sagen kann, was ein Hellseher von einem offen in seiner Hand
befindlichen Schriftstück bewußt oder unbewußt auf normale Weise zur Kenntnis
nimmt, sind wir genötigt, den ganzen Karteninhalt als bekannt vorauszusetzen
. Angesichts der 9 anderen teils grob mißlungenen-, teils nur sehr mittelmäßig
gelungenen Experimente dieses Abends weiß man nicht gewiß, ob man
in dem soeben wiedergegebenen Versuch mehr sehen darf als einen zuweilen
durch den Karteninhalt angeregten Zufallserfolg, der bei weitem nicht so eindeutig
ist, wie der mit dem in 2 Umschläge verschlossenen Brief, den ich Marion
am ersten Abend übergab.

Wenn ich alles überdenke, was ich an den 3 Abenden mit Marion erlebte,
kann ich zwar nicht sagen, daß ich in wissenschaftlich hinreichender Weise von
seinen Fähigkeiten, die im wesentlichen telepathischer Natur sein müßten, überzeugt
bin, doch scheint mir der Fall beachtenswert genug, daß alle kritischen
Parapsychologen, denen sich in Marions Vorträgen eine Gelegenheit dazu bietet,
versuchen sollten, unter den Bedingungen meines ersten Versuchs Marions
Fähigkeiten zu prüfen. Wenn eine Reihe vorsichtiger und vertrauenswürdiger
Beobachter unter denselben Bedingungen ähnliche Resultate erzielen würden,
schiene es mir nicht möglich, an Marions parapsychdscher Begabung zu zweifeln
, selbst wenn er gelegentlich die Anwendung irgendwelcher Tricks bei
anderen Versuchen nicht verschmähen sollte.

Da gute Hellseher sehr selten sind, dürfen auch mit Berufshellsehern wie
Marion, die zu wissenschaftlichen Versuchsreihen nicht zu gewinnen sind, erzielte
Erfolge nicht verlorengehen; ich bitte daher alle diejenigen, die persönlich
mit Marion überzeugende Resultate erlangen, mir dieselben mitzuteilen, damit
durch eine eventuelle Häufung guten Materials seine Befähigung erwiesen werden
kann; bliebe solches Material aus, so müßte man wohl annehmen, daß der eine
Treffer, den Marion mit mir erzielte, ein allerdings recht seltsamer Zufallstreffer
war. R. Lambert.

Zum Problem Hanussen.

Von Florizel von Reuter.

In Ergänzung der Ausführungen Dr. Seelings über Hanussen seien folgende
Beobachtungen, die ich anläßlich seiner Vorträge in Dessau machte, mitgeteilt.
(Ich bin natürlich absolut kein Gegner Hanussens, sondern, nur ein unparteiischer
Beobachter.)

Im ersten Vortrag ließ H. etwa 30 Personen nach der Pause auf die Bühne
kommen. Jede dieser Personen wünschte entweder eine Schriftprobe oder ein
geschlossenes Kuvert H. vorzulegen. H. suchte sich aus dem reichlich vorhandenen
Material einige Beispiele aus. Er wählte z. B. ein größeres Kuvert von
einer jungen Dame und sagte sofort: „Aha! In diesem Umschlag befindet sich
eine Photographie. Es ist das Bild «.einer hübschen jungen Dame, etwa 16 Jahre
alt, sieht Ihnen ähnlich, Fräulein, könnte Ihre Schwester sein." (Das Fräulein
bejaht.) Ihr droht ein Unheil, sogar eine Entführung aus dem Elternhaus." Hier
unterbrach das Fräulein: „Sie ist schon fort." Hanussen ging sofort weiter:
„Richtig, sie ist schon fort. Sie wird aber wiederkommen. Seien Sie unbesorgt."

Große Aufregung und Bewunderung im Saal wegen der tatsächlich teils
imponierenden Leistung. Erst nachdem H. Dessau verlassen hatte, behauptete
die junge Dame (ihre Angaben erschienen in der Zeitung), sie sei während der
Pause bei H. im Künsterzimmer gewesen und habe ihm die Photographie gezeigt
unter Angabe sämtlicher von H. wiedergegebenen Einzelheiten. Er habe ihr
gesagt, sie solle den Umschlag schließen und ihm am Podium wieder aushändigen
. Zu diesem Fall ist zu bemerken, daß es bedauerlich ist, daß das
Fräulein nicht sofort an Ort und Stelle diese Angabe gemacht hat, denn Angaben,
die erst mehrere Tage später gemacht werden, verlieren natürlich an Beweiskraft
(wie eben die einzige wirksame Entlarvung diejenige in flagranti ist).
Immerhin gibt die Sache zu denken.

Im zweiten Vortrag ein ähnlicher Fall. H. sagt einem Herrn: „In diesem
Umschlag befindet sich ein Postabschnitt mit der Unterschrift eines Herrn. Dieser
Herr ist verschwunden." Der Besitzer des Kuverts fragt: „Wo ist er?" Hanussen:
„Ist er nicht verschwunden?" Der Herr: „Na ja. Er ist verschollen." Hanussen
spöttisch: „Meine Damen und Herren! Er ist nicht verschwunden. Er ist nur

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